Ich komme ja ursprünglich aus der Oberpfalz, und mei, wir hatten ja nichts ;-). Gut, im Ernst, die Böden dort sind recht karg, das reichte früher für Kartoffeln und Roggen. Mit Kartoffelküche bin ich also ganz vertraut – meine Opa hat in meinem Elternhaus sogar einen eigenen Kartoffelacker bewirtschaftet.
Aber wie das so ist mit Familiengerichten – Kartoffelsterz gab es nie, den kannte ich bisher nur dem Namen nach. Sterz ist eigentlich ein Armeleuteessen – gekochte Kartoffeln werden gerieben, mit etwas Mehl zu Bröseln verarbeitet und dann nochmal gegart. Das Essen gibt es nicht nur in Bayern – Österreich, Kroatien und Slowenien können auch mitreden.
Das Rezept, das ich ausprobiert habe, kommt aus Andreas Schinharls bayerischem Kochbuch* – und es ist (natürlich) eine Luxusversion. Der Sterz wird mit etwas Sahne im Ofen gegart und es gibt Radieschen dazu – die Radieschen werden eingelegt, die Blätter frittiert und das ist eine Kombination, die uns richtig Spaß gemacht hat.
Für 4 Personen:
Zutaten:
Eingelegte Radieschen und frittierte Radieschenblätter:
- 1 Bund Radieschen mit Grün
- 25 g frische Kurkumawurzel (oder 1/2 TL gemahlene)
- 100 ml Apfelessig
- 150 ml Wasser
- 30 g brauner Zucker
- 5 g Salz
- 5 rosa Pfefferbeeren
- Öl zum Frittieren
Kartoffelsterz:
- 500 g mehlig kochende Kartoffeln
- Salz, Pfeffer aus der Mühle
- Muskatnuss
- ca. 50 g Mehl
- 80 g Butterschmalz
- 100 g Sahne
Arbeitsschritte:
Das ist recht einfaches Essen, aber wir müssen am Vortag mit der Vorbereitung beginnen:
Die Kartoffeln gar kochen, abgießen und bis zum nächsten Tag beiseite stellen.
Radieschen mitsamt dem Grün waschen, dann das Grün abschneiden und in den Kühlschrank legen. Radieschen putzen und in ein passendes Glas füllen. Kurkuma schälen, fein hacken, mit Essig. Wasser, Salz, Zucker und Pfefferbeeren in einem Topf aufkochen und kurz köcheln lassen. Über die Radieschen gießen, das Glas nach dem Abkühlen mit einem Deckel verschließen und alles mindestens 24 h durchziehen lassen.
Wenn es ans Kochen geht die Kartoffeln schälen und in eine Schüssel raffeln. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, dann das Mehl zugeben und alles zwischen den Händen zu Streuseln reiben. In eine Auflaufform geben, das Butterschmalz in Flöckchen darüber geben, die Form in den Ofen stellen, 180°C Ober – und Unterhitze einstellen und alles 40 min garen. Nach 25 min die Sahne darüber gießen und alles weitere 15 min backen.
Inzwischen die Radieschenblätter trocken tupfen, im Öl knusprig frittieren und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Den Sterz auf Tellern anrichten, die Radieschen darauf verteilen, etwas von dem Einlegesud angießen und die frittierten Blätter darüber verteilen.
ja, „wir hatten nichts“, aber auch da gabs dann noch gerichte, die eindeutig als arme leute küche stigmatisiert wurde, die nicht gegessen wurde! Erdäpfelsterz oder sauerne lunge, kilometerweit entfernt von den köstlichen beuscherlrezepten der österreichischen küche und als so minderwertig angesehen, dass es das meist gar nicht in gaststätten gab.und war auch grauenhaft- grauer einbrennbampf mit ätzendem billoessig und steinharten, grauen lungenlametta. dafür, dass sie nix hatten, waren/sind die oberpfälzer wirklich ganz schön etepetete!
Schönes Neues, Duni :-).
Man kann den Oberpfälzern ja manches nachsagen, aber auf etepetete bin ich noch nicht gekommen ;-).
Erdäpfelsterz gab es bei uns nicht – aber saure Lunge habe ich seither nicht mehr proberiert. Dieser Essig schwäbischer Herkunft hat mir lange Zei vieles verleidet – und er wird heute noch benutzt, leider.
Gutes Neues! leider wird dieser Essig nicht nur zum Kaffeemaschineentkalken verwendet.