Keine Angst, es wird hier nicht allzu exotisch. Die Ameisen bleiben im Bau.
Ich hatte Glasnudeln übrig und eine kümmerlichen Rest gemischtes Hackfleisch….und da fiel mir meine chinesische Freundin ein. Wir haben uns eine Zwei-Zimmer-Wohnung geteilt. Und damals war sie defintiv mehr in der Küche als ich, weil sie weit weg von zuhause keine andere Wahl hatte, als die Gerichte, die sie gewohnt war, selbst zu kochen. Klein und zierlich wie sie ist, verfügt aber über ein beträchtliches Ausmaß an Energie. Das hat sich auch in der Küche bemerkbar gemacht.
„Ameisen, die auf Bäume klettern“ ist ein Gericht, bei dem Hackfleisch mit Glasnudeln gebraten wird. Und wenn man es gut hinbekommt, dann sieht es eben so aus, als ob Ameisen (kleine Hackfleischkrümelchen) einen Baumstamm (mit Sojasauce braun gefärbte Glasnudeln) hochklettern. Meiner Freundin, die Wert auf perfekte Ergebnisse legt, hat das Gericht einige energische Äußerungen (man könnte auch Flüche sagen) abgerungen, wenn die Optik nicht ihren Vorstellungen entsprach. Und ganz ehrlich….nachdem ich es versucht habe, kann ich ihre Flüche verstehen. An der gleichmäßigen Verteilung der Hackfleisch-Krümelchen könnte man noch arbeiten. Der Geschmack aber, der ist einwandfrei.
Da Rezept stammt von der wunderbaren Fuchsia Dunlop – und ich bin sicher, bei ihr würde auch die Optik stimmen..
Für vier, wenn noch andere chinesische Gerichte auf dem Tisch stehen:
- 100 gr. Glasnudeln
- 1 TL Reiswein (Shaoxing, zur Not halbtrockener Sherry)
- 100 gr. Hackfleisch (Rind, Schwein, oder eine Mischung von beiden)
- Neutrales Öl zum Braten
- 1 1/2 TL Bohnenpaste mit Chili (Asia-Shop)
- 300 ml Hühnerbrühe
- 1/2 TL Sojasauce
- 3 Frühlingszwiebeln, die grünen Teile, in feine Ringe geschnitten
Mindestens 15 Minuten, bevor man loslegen will, die Glasnudeln in heißem Wasser einweichen. Das Hackfleisch mit dem Reiswein und etwas Salz gründlich vermischen.
Zwei EL Öl in einer Pfanne oder einem Wok erhitzen. Das Hackfleisch unter ständigem Rühren braten, bis er braun und knusprig wird, dabei etwas Sojasauce zugeben. Bohnenpaste dazu geben und weiterrühren, bis sich das Öl absetzt; dabei aufpassen, dass nichts verbrennt; zur Not den Wok vom Feuer nehmen.
Nudeln in einem Sieb kurz abtropfen lassen, dann zusammen mit der Brühe in den Wok geben. Aufkochen lassen, dabei tüchtig rühren. Mit Sojasauce abschmecken. Alles kochen lassen, bis die Flüssigkeit absorbiert ist. Am Ende die Frühlingszwiebeln unterheben und alles auf einen Servierteller geben.
Rezept: Fuchsia Dunlop, Land of Plenty
Das hab ich ja schon ewig nicht mehr gemacht! Danke für’s in Erinnerung bringen 🙂 Die Fuchsia Dunlop-Bücher muss ich auch unbedingt mal wieder aus dem Regal holen. Eine Zeitlang habe ich viel daraus ausprobiert, doch wie es so ist: dann lösen Neuerwerbungen das Bewährte ab 😉
Gerne. Und Fuchsia Dunlop ist wirklich genial; ich greife auch zu selten darauf zurück….
Die Optik würde ich sicherlich auch nicht perfekt hinbekommen, aber von allen Zutaten her, weiß ich, dass dies Rezept nach meinem Geschmack ist.
Von diesen Büchern habe ich – zu meiner Schande – noch nie was gehört. 🙁
Den Hinweis auf die Bücher verdanke ich Tina (Foodina); eine echte Kapazität in solchen Dingen. Ich esse sehr gern chinesisch und habe mich immer geärgert, dass Bücher mit authentischen Rezepten Mangelware sind – da schafft Fuchsia Dunlop wirklich Abhilfe. Sie hat sogar in einer Kochschule in Chengdu gelernt, und dieses Wissen atmet aus ihren Büchern.
Ich bin auch immer auf der Suche nach authetischen Rezepten, danke für den Tipp!
Was für eine Chili-Bohnenpaste nimmst du? Ginge auch die koreanische?
Ich hatte Sichuan-Bohnenpaste; aber die koreanische geht bestimmt auch.
Wieso muss ich deine Kommentare immer noch genehmigen….grummel….ich kann da einstellen, was ich will, das Ergebnis ist immer das gleiche….schimpf…
Sehr lecker! Trifft auch genau meinem Geschmack 😀
Das werde ich die Tage gleich mal testen, müsste alles dafür im Haus haben – wunderbar!!
Alles im Haus? Klasse!
Da entringt sich mir wieder mal ein Seufzer…. mögen würde ich das wohl schon, aber vertragen?
Bei welcher Zutat liegt denn das Problem, vielleicht kann man das ja ersetzen?
Es sind diese ganzen fermentierten Zutaten, Sojasoazce, Bohnenpaste- das wegzulassen beeinträchtigt den Geschmack doch zu sehr. Ganz selten mal und nur mit pharmazeutischer Unterstützung genehmige ich mir sowas.
Oh ja, stimmt, das kann man schwierig weglassen.
Auch wenn die „Ameisenverteilung“ jetzt nicht so optimal gelaufen ist, ich würde es auch jederzeit so essen 😉
Ich liebe solche schnellen asiatische Gerichte, das muss ich mir mal im Hinterkopf behalten.
LG Kerstin
Das lohnt sich. Ich mache es öfter mal, dann optimiert sich bestimmt auch die Verteilung…..
Ich war jetzt echt schon neugierig wo Du die Ameisen hergekriegt hast, denn im Asien Shop gibt’s die hier in Deutschland wohl nicht (lach nicht, hatte ich auch schon :(). Also, trotz der nicht gleichmäßigen Verteilung des Hacks ein durchaus sehr alltagstaugliches Gericht aus der Chinesischen Küche, wobei ich wirklich davon abraten Würde den Chinesischen Wein durch Sherry zu ersetzten.
Vielleicht im Gartencenter…oder von unserer Terrasse 🙂
Naja, ich hab ja eher Shoaxing im Vorrat als Sherry….ansonsten…meinst Du, weglassen wäre eine ALternative?
Haha genau, von der Terrasse. Aber bei dem Regen wird die Ernte nicht sehr gut ausfallen.
Ich denke einfach dass wenn man den Reiswein weglässt, dann schmeckt halt nicht mehr authentisch und das wäre bei den leckeren Nudeln schade. Ich denke schon dass ein Sherry dem Geschmack nahe kommt aber am besten sollte man eben immer so ne Flasche Shaoxing zu Hause habe. Der gehört bei mir schon zum Inventar.
Bei mir auch. In der Regel wandert er im Schrank immer weiter nach hinten, bis mal wieder chinesisch gekocht wird 🙂
Das klingt ganz nach meinem Geschmack. Ich könnte da auch jetzt um diese Uhrzeit meine Gabel reinversenken. Wobei sich in meinem Vorrat immer Sherry, aber nie Reiswein findet. Das müsste ich dann noch schnell ändern 😉
Das wäre dann chinesisches Frühstück 🙂
So eine Flasche Shaoxing ist eine lohnende Investion; hält sich, zumindest bei mir, länger, weil ich ihn ja nur zum Kochen benutze.
Sieht aus, als müsste ich mir noch mehr Fuchsia-Dunlop-Bücher besorgen. Komisch, noch vor fünf Jahren hätte ich bei chinesischer Küche die Achseln gezuckt, aber auf einmal stelle ich fest, dass die genau meinem Geschmack entspricht. Ich finde übrigens an der Optik Deiner krabbelnden Ameisen durchaus nichts auszusetzen. Wenn doch die Baumstämme so glatt sind, dass die Viecher immer wieder runterrutschen, auf die nachfolgenden drauf, und die wieder auf die nachfolgenden …
🙂 So habe ich das noch gar nicht gesehen….die armen Ameisen 🙂
Ich mag die chinesische Küche sehr, schon immer. Und bin seit Studentenzeit infiziert, was die Authentitzität angeht. Da hilft Fuchsia Dunlop sehr weiter. Mein Vorsatz für dieses Jahr ist, mehr davon zu kochen, denn es kommt leider zu kurz.
Das liebe ich so an Deinem Blog – eben war ich noch bei bayerischen Biertörtchen, und hier kommen nun Ameisen, die auf köstlich klingende chinesische Nudelbäume klettern :-). Herrlich!
Ich kann mich halt schwer entscheiden….es gibt so viel auszuprobieren….