Kochbuch: Korea – Das vegane Kochbuch | Joanne Lee Molinaro

Joanne Lee Molinaro ist eigentlich Anwältin und lebt in Chicago. Ihre Eltern sind aus Nordkorea in die USA geflohen – und die Herkunft aus Nordkorea war lange ein düsteres Familiengeheimnis. Sie startete 2016 mit Ihrem Blog über koreanische vegane Küche und begann einige Jahre später, Videos auf TikTok zu posten, wo sie rasch berühmt wurde. Dies hier ist ihr erstes Kochbuch, in dem sie traditionelle und neuinterpretierte koreanische Gerichte teilt – und auch ihre Familiengeschichte.

Die Rezepte starten mit Grundrezepten, gefolgt von Brot, Banchan (Beilagen zum Reis), Kimchi und Salaten, Suppen und Eintöpfen, Nudeln und Pasta, Street Food, Hauptgerichten und auch Süßes gibt es. Es gibt ganz klassische Rezepte wie Kimchi oder veganisiertes Kimchi Jigae (mit Tofu statt Fleisch), aber auch Fusion-Gerichte wie der Nudelauflauf ihrer Mutter oder Lasagne mit Gochujang-Tomatensauce.

Die Rezepte sind wunderbar gründlich erklärt – man kann sich auf sie verlassen. Für manche Zutaten muss man auf den Asiashop zurückgreifen – ohne Gochugaru, Gochujang und Sojasauce geht es nicht. An ein paar Zutaten bin ich gescheitert – Adlerfarn und Eichelmehl habe ich nicht getestet, aber das spielt bei der Vielzahl der Rezepte keine Rolle.

Aber das Buch hat mehr zu bieten als Rezepte. Joanne Lee Molinaro erzählt auch ihre Familiengeschichte: Wir erfahren, wie es ist mit einem traumatisierten Vater aufzuwachsen, mit Eltern, die nur knapp dem Hungertod entkommen sind. Wie es sich anfühlt, wenn man sich nichts sehnlicher wünscht, als amerikanisch zu sein – und zuhause immer etwas anderes zu essen bekommt als die Mitschüler*innen. Und dass Essen und Familiengerichte dann doch der Kit sind, der alles zusammenhält.

Ein paar Worte zur Optik: Das Buch ist mir Fadenbindung und festem Papier hochwertig aufgemacht. Das Rezeptlayout ist in übersichtlichen Spalten gehalten. Und es gibt sehr viele Fotos: die Foodfotos sind meist ganzseitig und auf das Wesentliche konzentriert – das Essen. Und die Geschichten werden untermalt von vielen Familienfotos, die uns mitnehmen in das Leben der Autorin und ihrer Familie.

Wütende Penne heißt das im Original – bei mir waren es wütende Casarecce. Das ist eine simple Tomatensauce, aufgepeppt mit roter Paprika, frischer Chili, Gochugaru und Gochujang – das wird es wieder geben.

Das sind Shiso-Pfannkuchen (Kkenip Buchimgae). Ein Teig aus Mehl und Speisestärke, der mit Gemüse angereichert ist, wird mit Shiso-Blättern gebraten – schön gemüsig und sehr fein, da ist es wirklich egal, dass die original Pfannkuchen mit Meeresfrüchten zubereitet werden.

Zu den Pfannkuchen gibt es ein würziges Sojadressing. Die Mischung aus Sojasauce, Chili, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Kurkuma ist ein richtiges Wundermittelchen nicht nur als Dipp, sondern auch über Reis oder zum Anbraten von Tofu.

Das ist marinierter Grünkohl – Grünkohl-Moojim. Ich gestehe, ich war misstrauisch, denn der Kohl wird nur sehr kurz blanchiert, bevor er mit Doenjang, Pfeffer und Sesamöl mariniert wird. Ich hatte Angst, dass er noch zäh sein könnte, aber er hatte den richtigen Biss und das Dressing passt sehr gut.

Den Kohl haben wir zu koreanischen Bratkartoffeln gegessen: die werden mit Paprikaschote, Zwiebel, Knoblauch und roter Chili angebraten und dann mit Gemüsebrühe und Sojasauce geschmort.

Kimchi Guksoo ist eine Nudelsuppe mit Kimchi. Die Suppenbasis ist Kimchi, das mit etwas Gochujang und Wasser gegart wird. Angerichtet wird mit Sesam, erwas Saft vom Kimchi und dem würzigen Sojadressing. Echtes Comfort Food – und in 30 Minuten auf dem Tisch.

Natürlich muss ich Teigtaschenrezept testen. Die Mandu werden gefüllt mit Tofu, Kimchi, Pilzen und Süßkartoffelvermicelli. Ich habe sie als Potstickers gebraten und anschließend gedämpft. Als Dipp – das würzige Sojadressing.

Nochmals Arrabiatta – diesmal mit Ricecakes. Die werden in einer scharfen, gemüselastigen Tomatensauce, gewürzt unter anderem mit Gochugaru und Gochuchang gegart. Durch die Reiskuchen wird die Sauce schön sämig.

Fazit:

Man kann es schon an der Anzahl der ausprobierten Rezepte erkennen – das Buch hat mich mitgerissen. Die Rezepte sind gut umsetzbar und machen richtig Spaß und die vielen Familiengeschichten und Fotos machen das Buch noch dazu zu einem sehr persönlichen.

  • Herausgeber: Edition Michael Fischer
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe, 336 Seiten
  • ISBN: 978-3745913491
  • € 42,00
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