Kochbuch: Cucina e giardino | Vea Carpi

In ihrem früheren Leben war Vea Carpi Städterin durch und durch. Dann zog sie – wenn auch etwas widerwillig – mit ihrem Mann auf einen Bergbauernhof im Südtiroler Fersental und dadurch hat sich alles geändert: sie wurde zur selbstversorgerischen Bäuerin und Köchin. Heute betreibt die Familie das Mas del saro auch als Agriturismo. Bekannt geworden ist Vea Carpi mit ihrem ersten Buch, das sich mit der Sauerteig-Bäckerei beschäftigt. Tatsächlich gehört dieses Buch zu meinen meist genutzten Brot-Büchern, und so war ich neugierig, was Vea Carpi in ihrer Küche auftischt.

Der Titel des Buches sagt es schon – auf dem Tisch kommt, was der die Landwirtschaft hergibt, und so enthält dieses Buch einfach gehaltene, saisonale Rezepte, die sich auf die Qualität der verwendeten Zutaten verlassen. Die einzelnen Rezeptkapitel führen uns durch die Jahreszeiten. Am Anfang jeden Kapitels gibt es erst mal Rezepte für die Vorratskammer – jede Jahreszeit hält ihre Schätze bereit, und die wollen konserviert werden – so gibt es da im Sommer zum Beispiel confierte Cocktailtomaten, Gemüsepaste, Marillen-Met und vieles mehr. Eine Ausnahme ist – logischerweise – das Winterkapitel, da gibt es statt dessen Grundrezepte für Brot, Nudelteige, Polenta und Risotto.

Die Rezepte sind einfach gehalten und man braucht nicht viele Zutaten – dafür aber wirklich gute. Natürlich ist ein eigener Garten von Vorteil, aber der Einkauf auf dem Markt, oder im Hofladen oder ein Gemüsekisten-Abo tun es auch. Manchmal sind die Zutaten auch eine Grenze – wer nicht in einer Weinbauregion wohnt so wie ich kommt halt nur schwer an unvergorenen Traubenmost und kocht dann eben keine Traubenmostreduktion.

Vea Carpi kommt ursprünglich aus der Toskana und lebt nun im Trentin. Was sie vorstellt, ist aber keine typische Südtiroler Küche – sie kocht mit dem, was sie zur Verfügung hat und schaut dabei gerne über den Tellerrand: da gibt es zum Bespiel Alpenkimchi aus Schwarzkohl, verschiedene Pesto (Zucchini, Wegerich oder Fichtenwipfel), die Panzanella wird mit Roggenbrot gemacht – insgesamt eine Mischung, die ich sehr gelungen finde.

Im übrigen ist das ein sehr persönliches Buch: Man erfährt viel über das Leben auf dem Bergbauernhof, den Lebensrhythmus, die Anforderungen und Freuden. Zur persönlichen Atmosphäre tragen auch die vielen Fotos bei – von den Menschen, der Natur, den Zutaten den Gerichten. Ich blättere gerne in diesem Buch.

Ich habe mich beim Nachkochen von den Rezepten leiten lassen, die mich verlockt haben und habe auf das zurückgegriffen, was ich im Vorrat hatte:

Ich hatte noch Graupen im Vorrat, und so habe ich diese Gerstensuppe gekocht – eine einfache Geschichte, die aber besonderen Pfiff bekommt, weil sie vor dem Servieren mit gebratenem saueren Apfel bestreut wird.

Zur Suppe habe ich Fersentaler Kukeler serviert. Das sind kleine Roggenbrötchen mit etwas Natron im Teig, die in der Pfanne gebraten werden.

Das Zucchinipesto kommt ganz ohne Käse aus. Statt dessen werden Nüsse (original Haselnüsse, ich hatte Mandeln) zu Nussbutter gemixt, außerdem ist noch Minze drin – das ist frisch und cremig und schmeckt sehr gut.

Und statt das Pesto zu Pasta zu servieren, habe ich es in Schlutzkrapfen gefüllt; das hat uns gut gefallen. Und der Schlutzkrapfenteig ist super zu verarbeiten.

Wie man sieht, ist mir die Zwiebelfocaccia mit Ziegenfrischkäse nicht so recht gelungen. Ich muss die nochmals machen, die Idee ist nämlich toll: der Teig ist mit einem Püree aus gegarten Zwiebeln angereichert und die Focaccia hat ein Topping aus Ziegenfrischkäse, geschmacklich ist das toll. Bei mir wurde das Topping unansehnlich und leider war die Focaccia auch nicht ganz durchgebacken.

Überbackenen Blumenkohl mag ich immer. Dieser hier wird mit einem Bechamelsauce überbacken, die mit den pürierten Blumenkohlstrünken angereichert wurde. Außerdem kommt noch Birne an den Auflauf – sehr fein.

Fazit:

Ich mag das sehr – Vea Carpi reist nicht nur mit uns durch das Küchenjahr und stellt spannende saisonale Rezepte vor, die kreativ und bodenständig sind. Sie nimmt uns auch mit in ihr Leben auf dem Bergbauernhof – und das alles kreativ, bodenständig und sympathisch.