Kochbuch: Jaan – Die Seele der persischen Küche | Zohre Shahi

Stellen wir uns den Tatsachen – Weihnachten naht. Vielleicht seid Ihr ja auf der Suche nach Geschenken für kochbuchaffine Mitmenschen? Ich stelle Euch jedenfalls in den nächsten Tagen einige Bücher vor, die ich für ganz besonders geschenktauglich halte.

Und fange an mit dem Buch von Zohre Shahi. Zohre Shahi gebürtige Iranerin. Seit 30 Jahren lebt sie mit ihrem ebenfalls persischstämmigen Mann in Deutschland. Das Paar hat zwei Töchter. Eine der Töchter ist mit einem Palästinenser verheiratet. Das Kochen hat Zohre Shahi von ihrer Großmutter gelernt. Und wie bei ihrer Großmutter zieht der Duft, der aus ihrer Küche kommt, die Nachbarn magisch an.

Es ist ein sehr schönes Buch, das da vor mir liegt. Das Layout mit seinen gedeckten Farben ist schön übersichtlich, aber mit seinen Spalten und kleinen Grafiken auch sehr hübsch anzusehen. Es gibt viele Fotos: jedes Gericht hat sein Bild bekommen, manche davon sind ganzseitig, andere kleiner und in den Rezepttext integriert. Die Foodfotos sind schön arrangiert, kleine Details nehmen einen gleich mit in den Orient. Trotzdem ist nichts überarrangiert. Und dann gibt es noch schöne Fotos von Landschaften und Produkten, die Fernweh und Appetit wecken.

Die Rezepte werden nicht nach der klassischen Speisefolge geordnet präsentiert, sondern nach Anlässen. Da gibt es Sommerferien, Ramadan, Picknick, Hochzeit, Familienessen, Nouruz, Frühstück, Shabbat und Winterküche. Shabbat? Hat sich jemand beim Lesen gewundert? Nun, dies ist kein Buch, dass sich rein auf die persische Küche festlegt. Zohre Shahi ist offen für andere Kulturen. Wie erwähnt, gibt es da den palästinensischen Schwiegersohn, der eine große Rolle in dem Buch spielt. Und schon ihre Eltern hatten jüdische Freunde, genau wie die palästinensische Schwiegermutter der Tochter. Und Zohre Shahi findet, dass Essen und Genießen verbindet. Und so stehen in dem Buch klassische persische Rezepte wie Hähnchen-Okra-Sauce oder Lamm-Haferbrei neben arabischen Rezepten wie Sambusak oder Hähnchen mit Sumach und Zwiebeln und jüdischen Gerichten wie Leberpastete oder Hamantaschen.

Die Rezepte sind gut erklärt und problemlos nachzukochen. Für manche Zutat ist ein Gang in den orientalischen Laden nötig, aber das sind Dinge wie getrocknetes Obst oder Granatapfelsirup, die gut haltbar sind. Schön ist, dass bei jedem Rezept kurz dabei steht, aus welcher Küchentradition es kommt. Und bei den palästinensischen Rezepten kommt der Schwiegersohn zu Wort. Er erzählt, was das jeweilige Gericht ausmacht, wie man es in seiner Familie gerne isst oder warum seine Schwiegermutter es so toll findet.

Was es noch gibt: in jedem Kapitel einen Einschub mit persönlichen Worten der Autorin zum Thema. So erfahren wir, was das Besondere an den Sommerferien bei Oma war, dass im Iran Picknicken quasi ein Volkssport ist oder wie man mit Gewürzen im Winter etwas für sein Wohlbefinden tun kann.

Und was gab es?

Erst mal Sabich. Das ist Israels beliebtestes Sandwich. Das Fladenbrot wird gefüllt mit gebratenen Auberginenscheiben, gekochtem Ei, Tahinsauce, eingelegten Jalapeños und geriebener Tomate. Die Kombination ist klasse. Ich habe auch das Pitta-Brot nach dem Rezept im Buch gebacken. Irgendwas ist da schief gelaufen; bis auf ein Brot waren die Fladen unkooperativ und wollten sich nicht aufplustern. Lag wohl eher an meiner Tagesform als am Rezept.

Schon beim ersten Durchblättern sind mit die „Spaghetti auf persische Art“ ins Auge gefallen. Das ist eine Art Spaghettitorte mit Hackfleischfüllung, die mit einer Kruste aus Kartoffeln serviert wird – eine Anlehnung an den persischen Reis, den ich so liebe.

Es gibt viele Rezepte mit Hühnchen. Das deckt sich mit meiner Wahrnehmung; Reis mit Huhn ist ja ein Nationalgericht. Ausprobiert habe ich die Hähnchen-Berberitzensauce. Dafür werden Hähnchenteile mit Zwiebel, Gewürzen und Tomatenmark geschmort; am Ende kommen Zitronensaft und Berberitzen in die Sauce. Das Ergebnis ist zartes, saftiges Fleisch in einer aromatischen Sauce.

Ousi sind gefüllte Blätterteigtaschen aus Palästina. Die Füllung besteht aus gegartem Reis, Rinderhack, Karotten, Erbsen und Rosinen und wird mit Kurkuma, Zimt und Kardamom gewürzt. Wir haben sie warm weggeputzt, aber man kann sie auch gut kalt essen.

Schokoladenkuchen-Rezepte gibt es ja genug. Trotzdem ist dieser hier etwas Besonderes: es ist ein Kuchen aus einem einfachen Rührteig mit Öl statt Butter. Der fertig gebackene Kuchen wird dann aber noch mit einer Soße aus Bitterschokolade und Sahne getränkt – saftig, aber erfreulicherweise nicht zu süß.

Fazit: Ich mag’s. Mir gefallen nicht nur die Rezepte, sondern auch die Idee, die hinter dem Buch steht. Die Rezepte sind problemlos nachzukochen, aber trotzdem etwas Besonderes, was auch am Mix der Kulturen liegt. Und die persönlich geschriebenen Geschichten und Hintergrundinformationen zaubern einem ein Lächeln ins Gesicht.

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4 Kommentare

  1. hi,
    wieder ein tolles kochbuch vorgestellt – das persisch!
    gibt es vielleicht ein rezept daraus? mir springt der schokoladekuchen ins auge – besonders wegen „nicht so süß“! wie käme man zum rezept ? ich bin dran, alle sachen zu reduzieren und möchte deswegen keine neuen bücher kaufen …
    und: die berberitzen, sind die unverwwechselbar im geschmack? oder könnte man sie durch cranberries ersetzen?
    thx susanne für die sorgfalt und die leckeren überraschungen am laufenden band!
    lg, bri

    • Rezepte gibt es bald;und für dich auch Schokoladenkuchen.
      Was die Berberitzen angeht….die haben schon ein eigenes Aroma, sind auch ziemlich klein. Cranberries könnten eine Lösung sein, aber darauf achten, dass sie ungezuckert sind. Korinthen gingen vielleicht auch.

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