Wo fang ich jetzt bloß an?
Für den Ausdruck „Paradies“ im Zusammenhang mit dem Hotel/Restaurant Spielweg hat ja Arthurs Tochter das Copyright. Und wie recht sie hat! Mir ist heute noch nicht so ganz klar, warum ich eigentlich nicht gleich dageblieben bin.
Das Spielweg liegt ganz weit weg von allem in einer Traumlandschaft des Schwarzwaldes. Handyempfang gibt es nicht. So manchen mag das stören – ich finde es traumhaft erholsam. Man fällt ein wenig aus der Zeit. Der Blick aus dem Fenster, die Stille und die liebevoll eingerichteten Zimmer tun ihr Übriges. Genau wie die Herzlichkeit und Fröhlichkeit, mit der man betreut wird. Nach dem Beziehen der Zimmer wurden wir erst mal in der heimeligen Atmosphäre des Restaurants mit einem herrlichen Abendessen verwöhnt: Leberpaté als Amuse, Tatar mit creolischer Remoulade und Pommes frites; Spargelcremesuppe und Spargel badisch. Soweit ich mich erinnere, hätte es auch noch Nachtisch gegeben – aber dafür war ich zu satt.
Das Abendessen war nicht nur fein, sondern auch fröhlich. Neben der erholsamen Umgebung und dem hochwichtigen Wurstkurs stand nämlich auch noch so eine Art Klassentreffen an. Ich war angereist mit Dorothée von Bushcooks Kitchen und Claudia von Dinner um Acht. Astrid von Arthurs Tochter Kocht war da und Karin von Food for Angels and Devils, außerdem einige Kochbegeisterte aus einer Facebookgruppe. So fröhlich ging es zu, dass man an den Nachbartischen an eine Kabarett-Veranstaltung glaubte.
Aber eigentlich bin ich ja hingefahren, um zu lernen, wie man Wurst macht. Das stand dann am nächsten Morgen nach einem wundervollen Frühstück, ich bin geneigt zu sagen, dem besten Frühstück der Welt, auf dem Plan. Kerstin und Juliane stießen noch zu uns. Und tatsächlich bin ich jetzt in dieser Beziehung um einiges schlauer als vorher. Wir waren nämlich fleissig. Von morgens elf bis in den späten Nachmittag wurde in der Scheune des Spielweg Wurst gemacht. Karl-Josef Fuchs hat uns dabei mit viel Spaß an der Sache und jeder Menge Geduld angeleitet. Angefangen hat alles mit dem Auslösen der Wildschweinköpfe für den „Presskopf Spice Market“ mit Cajun-Gewürzen. Außerdem stand noch Paté de la Campagne vom Wild auf dem Programm und Bauernbratwurst im Glas, deren Bestandteile leicht geräuchert wurden. Das Wildleberparfait, dass es am Abend zuvor als Amuse gab, stellten wir auch noch her. An der Blutwurst schieden sich die Geister; nicht jeder war glücklich über den Anblick eines Eimers voll Blut und der Aussicht, die Wurstmasse roh zu verkosten. Ich habe mich lediglich geweigert, die in Kunstdarm abgefüllte Wurst zuzuknoten. Zu kompliziert erschien mir die Profi-Variante der Verknotungstechnik….ich hatte die Befürchtung, dass die gute Wurst im Kochwasser landen würde bei meinen zwei linken Händen und meiner laxen Knotentechnik. Auf ungeteilte Zustimmung stieß aber die Sülze vom Hirsch und Wildschwein und auch die drei Sorten Bratwürste. Die Bratwürste landeten noch am Nachmittag auf dem Grill und wurden mit Begeisterung vertilgt. Und natürlich haben wir auch jede Menge Wurst mit nach Hause genommen. Und die Rezepte 🙂
Am Ende waren wir alle mehr als pappsatt und bettelten um Gnade, was das Abendessen anging. Karl-Josef Fuchs war gnädig mit uns – Flädlesuppe gab es und zwei Scheiben gebratene Blutwurst mit Risotto. Das fröhliche Abendessen ging nahtlos über in eine Geburtstagsfeier – der Chef des Hauses hatte Grund zu feiern. Es soll Kursteilnehmer gegeben haben, die erst gegen Morgen ins Bett kamen.
Eines steht fest: meine nächste Bratwurst mache ich selbst…ich bin schon gespannt, wie sie aussehen wird. Im Spielweg war ich bestimmt nicht zum letzten Mal; dafür ist es dort viel zu schön. Und wer nun einen Wurstkurs buchen möchte, dem kann ich das nur ans Herz legen. Ihr werdet nicht nur nützliche Dinge lernen, sondern auch jede Menge Spaß haben und Euch bestens aufgehoben fühlen. Weitere Berichte gibt es hier bei Kerstin und Juliane – sie waren auch begeistert.
Auf dem Heimweg mußte ich Spargel mitnehmen. Badischer Spargel, frisch ab Hof, am Büdchen gekauft, daran kann man doch nicht vorbeigehen. Zum Spargel gab es etwas von der Sülze, Remouladensauce und Kartoffeln, bitteschön:
Für den Spargel:
- 1 kg Spargel
- Salz, Zucker
für die Remoulade:
- 1 Ei
- 2 Eigelb
- 2 EL Weißweinessig
- 1 TL Senf
- 1/2 TL Salz
- 250 ml Sonnenblumenöl
- 1 – 2 Cornichons je nach Größe
- 3 TL Kapern (ich habe meine Kapuzinerkresse-Kapern genommen)
- 2 Sardellen
- einige Blättchen Estragon
Zum Anrichten:
- pro Person einige Scheiben Sülze und gekochte Kartoffeln
Das Ei in ca. 8 min hart kochen. Dann beiseite legen und abkühlen lassen.
Nun die Mayonnaise zubereiten. Ich weiß schon, es gibt diese tolle Methode, sie einfach mit dem Zauberstab hochzuziehen. Ich mache sie aber immer noch mit dem Handrührer; es funktioniert so gut, dass ich keinen Innovationsbedarf habe 🙂 . Einfach darauf achten, dass alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Die Eigelbe in eine Rührschüssel geben. Salz, Senf und Essig zugeben und alles mit den Quirlen des Handrührers gründlich verschlagen. Dann unter ständigen Rühren das Öl zugeben: erst tröpfchenweise, dann in ganz feinem Strahl. Ein paar Minuten rühren, und die Mayonnaise ist fertig.
Das Ei schälen und fein hacken. Cornichons, Sardellen, Kapern und Estragon ebenfalls fein schneiden und unter die Mayonnaise mischen. Probieren und wenn nötig, mit Salz, Senf und Essig abschmecken.
Den Spargel schälen und mit Salz und Zucker in ein passendes Gefäß schichten. Mit kochendem Wasser aufgießen, abdecken, 1 min aufkochen lassen. Dann vom Feuer ziehen und 30 min ziehen lassen. Danach ist der Spargel perfekt. Die Methode stammt von Andreas Geitl und ist genial. Aus dem Sud nehmen und abtropfen lassen.
Zum Servieren Spargel mit Sülze und Remoulade auf Tellern anrichten. Mit gekochten Kartoffeln servieren.
Wurstmachen- warum hab ich davon wieder mal nix mitgekriegt? Jetzt hoffe ich auf deine Rezepte…. Im Spielweg war ich auch schonmal, mit deutlich weniger Begeisterung allerdings…. ich hatte das verlängerte Wochenende gewonnen und war ein wenig enttäuscht, damals ist kein Wunsch entstanden wiederzukommen.
Das mit dem nix mitkriegen liegt wohl daran, dass alles über das Gesichtsbuch organisiert wurde.
Du bist tatsächlich die erste, die vom Spielweg nicht restlos begeistert ist, da muss was schiefgelaufen sein….
ja, und ja…
Der Wurstkurs klingt wirklich klasse! Wild ist jetzt nicht so meins, aber ich gehe gleich mal schauen, gibt bestimmt auch einen „normalen“.
Ansonsten klingt es wirklich nach einem wunderschönen Wochenende und ich warte mal gespannt auf Deine ersten Würstchen 😀
Die Kurse sind aus einer Zusammenarbeit mit einer Zeitschrift für Jäger entstanden……es wird immer Wild verarbeitet.
Ja, ich habe es schon entdeckt. Da werde ich wohl über meinen Schatten springen müssen ^^
Sehr schön beschrieben, ich habe auch nicht verstanden, weshalb wir wieder weggefahren sind. Und ich bin schon sehr gespannt, auf Deine ersten eigenen Bratwürstel. Super, dass Du mitgefahren bist.
Auf die bin ich auch gespannt 🙂
Und ich bin auch froh, dass ich mitgefahren bin. Danke für’s Mitnehmen 🙂
Ja, ich WILL…schon soo lange einen Wurstkurs besuchen. Letztes Jahr hatte ich mich sogar angemeldet, nur hat der aufgrund der unzureichenden Personenzahl leider nicht stattgefunden. Hätte ich mich mal lieber euch angeschlossen 😉 Wild- und Blutwurst: dein Blogposttitel wird dem in jedem Fall gerecht 😀
Ich war auch schon versucht, es daheim einfach mal selbst auszuprobieren, aber ohne entsprechende Gerätschaft erscheint mir dies als kleine Hexerei! So oder so, ich bin brutal gespannt auf deine eigenen, hausgemachten Exemplare!
Ich habe einen Fleischwolf , der seit langem im Keller sein Dasein fristet. Mal sehen, ob ich es mit dem Wurstfüller hinkriege, der da dabei ist….
Ich habe mal die „Sausage-Class“ vom Ginger Pig in London besucht. Da ging es auch lustig zu. Aber bei Josef Fuchs ist das schon etwas Besonderes.
Nicht immer, manchmal. Da stimme ich ninivepisces zu. Ich wohne ja nicht allzuweit weg und wer öfters hinkommt (Gespräch unter Freunden und Bekannten), der erwischt dann auch die nicht so guten Tage. Ich freue mich, dass Du an einem der guten Tage dort warst.
Toettchen
Toettchen! Ein Kurs im Ginger Pig! Klasse.
Ich kenne wohl nur Leute, die die guten Tage erwischen, egal, wie oft sie hinfahren.
Mein Neid ist dir sicher! 😉 Und ich warte gebannt auf deine Bratwurstrezepte. Mein Fleischwolf steht auch wenig beschäftigt herum… wäre schön, wenn du dann auch eine Bezugsquelle für Därme angeben könntest, bei der man nicht gleich 200 Meter abnehmen muss.
Bei Hausschlachtebedarf.de gibt es auch kleinere Mengen. Nach Ostern wollte ich mal bestellen.
oh Würste selbst gemacht – hab ich schon lange nicht mehr. Blutwurst würd ich sehr gerne mal selbst machen, ich weiß nur nicht, wie ich an frisches Schweineblut kommen könnte …
Oh, Du hast schon Erfahrung.
Die Blutwurst würde mich auch reizen, aber ich weiss auch nicht, wie ich an das Blut kommen könnte.
Wenn das nicht so verdammt weit weg wäre! Mich würde das schon sehr interessieren, wie man wurstet, weil davon habe ich keine Ahnung.
Bestimmt gibt es in Deiner Nähe auch solche Kurse, das wäre doch gelacht…..
Oh ein Wurstmachkurs. Etwas von dem ich schon lange träum. Ich habe mir meine Berlinerinnen Kenntnisse selber beigebracht, dem Internet sei Dank. Aber so ein Kurs ist jetzt echt was das mich auch noch interessieren könnte. Besten Dank für den tollen Bericht und den jetzt habe ich schon was ich mir zum nächsten Geburtstag wünschen kann hehe
Freut mich, wenn ich weiterhelfen konnte 🙂
Ich hab ja schon bei Juliane neidvoll gelesen. Spannende Erfahrung. Wenns nicht soooooooooo weit weg wäre…
Danke fürs virtuelle mitnehmen.
LG Sandra
Gerne 🙂 Stimmt es ist weit für Dich. Obwohl, eine Teilnehmerin kam aus Bremen. Da lohnt sich die Übernachtung richtig…
Ahhhh, du warst auch dabei …. schöööön! Danke auch für deinen ausführlichen Bericht – dass es dort wunderbar ist, weiss ich aus eigener Erfahrung.
Ja, das hat Spaß gemacht 🙂 . Aber Du hättest es doch gar nicht so weit bis dahin, oder?
Wursthimmel! Bei der Überschrift musste ich einfach nachschauen, worum es geht ;-). Das klingt tatsächlich nach einem traumhaften Ort, und ich kann mir gut vorstellen, was für einen Spaß ihr dort hattet.
Da ist es auch ohne Wurst schön 🙂