Kenner/Innen des chinesischen Films – Finger hoch! Wer kennt „Leben“ von Zhang Yimou? Einer meiner Lieblingsfilme.
Es gibt eine Szene in dem Film, in dem die Tochter der Protagonistin ein Kind bekommt. Es ist die Zeit der Kulturrevolution und es ist eine schwere Geburt. Ärzte – jenseits von Barfussärzten – sind schwer zu bekommen. Die Mutter holt einen Arzt, der aber politisch in Ungnade gefallen ist. Er hat tagelang nichts zu essen bekommen und muss erst mal gefüttert werden, damit er sich die Schwangere überhaupt anschauen kann. Und was geben sie ihm? Mantou – gedämpfte Hefebrötchen. Leider geht die Geschichte nicht gut aus. Der Mann isst in seinem Hunger derartig viele Mantou, dass er furchtbare Bauchschmerzen bekommt und der Gebährenden nicht helfen kann. Die Geschichte ist traurig, aber Baozi, also gefüllte Mantou, sind ein Leckerbissen: Fluffige, weiche Hefebrötchen mit einer würzigen Füllung.
Zheng Bao, also gefüllte, gedämpfte Brötchen in salziger oder süßer Variante sind in China ein beliebtes Fast Food, das man an Straßenständen kaufen kann. Wenn man sie selbst macht, kann von Fast Food zwar nicht die Rede sein, aber der Aufwand lohnt sich. Gerichte mit Curry gibt es in der südchinesischen Küche seit langen; aber dieses Rezept ist leicht indisch angehaucht.
Das Originalrezept verwendet ca. 300 gr. Hühnchenfleisch. Der von mir verwendete Hühnerschenkel gab so viel nicht her, deswegen habe ich die Füllung mit Glasnudeln ergänzt. Für den Teig wird sowohl Hefe als auch Backpulver verwendet – eine wilde Mischung. Das Backpulver macht den Teig luftiger und elastischer. (Woanders wird das als „Hefeteig-Garant“ teuer verkauft 😉 ).
Der Teig ist ein Grundrezept; aus ihm kann man auch ungefüllte Brötchen machen. Dafür einfach etwa 0,5 cm dicke Scheiben ausrollen, mit Öl einpinseln und zu Halbkreisen zusammenklappen. Nochmal 30 min gehen lassen, dann in 6-8 min gar dämpfen.
Teig:
- 375 gr. Mehl
- 10 gr. frische Hefe
- 190 ml lauwarmes Wasser
- 2 EL Sonnenblumenöl
- 2 EL Zucker
- 1 Prise Salz
- 2 TL Backpulver
Füllung:
- 200 gr. Fleisch vom Hühnchenschenkel, ohne Haut und Knochen
- 50 gr. Glasnudeln
- 1 1/2 TL Koriandersaat
- 1/4 TL Kreuzkümmelsamen
- 1/8 TL Fenchelsaat
- 3 schwarze Pfefferkörner
- 1/4 TL Cayennepfeffer
- 1/4 TL Kurkuma
- 1 Prise Nelkenpulver
- 1 Prise Zimt
- 1 Schalotte, fein gehackt
- 1 EL frischer Ingwer, fein gehackt
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1/2 TL Salz
- 3/4 TL Zucker
- 3 EL Kokosmilch
Zunächst für die Hülle alle Zutaten zu einem geschmeidigen Hefeteig verkneten und bedeckt in einer warmen, zugfreien Umgebung in ca. 1 h zu doppelter Größe aufgehen lassen.
In der Zwischenzeit für die Füllung das Fleisch in erdnussgroße Stücke schneiden. Die Glasnudeln kurz in heißem Wasser einweichen, dann gründlich abtropfen lassen und klein hacken.
Koriander, Kreuzkümmel, Fenchel und Pfeffer in einer kleinen Pfanne ohne Fett anrösten, dann im Mörser pulverisieren. In einen kleinen Mixer geben und mit Cayennepfeffer, Gelbwurz, Nelken, Zimt, Schalotte, Ingwer, Knoblauch und Wasser zu einer Paste mixen.
Nun in einer Pfanne das Öl erhitzen und die Currypaste bei mittlerer Hitze unter Rühren ca. 5 min braten. Hühnchen, Salz und Zucker zugeben und unter Rühren weiterbraten, bis das Fleisch halb durch ist. Kokosmilch zugeben und weitergaren, bis das Hühnchen durch ist. Zuletzt die Glasnudeln unterrühren. Die Füllung beiseitestellen und komplett abkühlen lassen.
Zum Fertigstellen den Teig in eine ca. 30 cm lange Rolle formen und dann in 16 Stücke schneiden. Die Stücke zwischen den Handflächen zu Bällchen rollen und dann zu Scheiben von ca. 0,5 cm flachdrücken. Die Scheiben dann zu ca. 9 cm großen Kreisen ausrollen. In Idealfall sind die Scheiben am Rand etwas dünner als in der Mitte.
Backpapier in 16 Quadrate von ca. 8 cm Kantenlänge schneiden.
Zum Füllen einen Teigkreis auf die leicht gekrümmte Handfläche legen. Ca 2 TL Füllung in die Mitte legen. Am Rand ca. 0,5 cm frei lassen. Die Hand dann leicht schließen und mit dem Daumen die Füllung herunterdrücken, während mit der anderen Hand der Rand der Teigplatte rundherum bis zur Mitte gezogen wird. Zum endgültigen Verschließen der Täschchen den Teig mit den Fingern zusammenkneifen und verdrehen. Mit den restlichen Teigplatten genauso verfahren und jedes fertige Täschchen auf ein Stück Backpapier legen. Baozi mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und nochmals 30 min ruhen lassen.
Zum Garen Wasser in einem Topf erhitzen. Die Baozi auf dem Backpapier in ein Dämpfkörbchen geben und gegebenenfalls portionsweise in ca. 15 min gar dämpfen. Die Baozi sind fertig, wenn sie aufgegangen sind und trocken aussehen.
Rezept adaptiert aus:
Andrea Nguyen, Asian Dumplings
Das bin ich grad hinter eine Formgebungstechnik gestiegen, da kommst du schon mit der nächsten 😉 Die muss ich wohl als nächstes in Angriff nehmen… Den Film kenne ich leider nicht (ist notiert). Kennst du „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“? Den habe ich am Wochenende gesehen und spontan zu meinem Lieblingsfilm gekürt.
Mit der Form bin ich nicht so ganz einverstanden…das geht eleganter….beim nächsten Mal.
Nokan kannte ich nicht. Klingt gut….muss ich mal beschaffen.
Das liegt bestimmt am Foto 😉 Und Hauptsache, sie waren lecker! Nokan lohnt sich wirklich! Habt ihr so einen Festplattenrecorder? Der lief am Wochenende und vielleicht wird er ja nochmal wiederholt…
Ich guck mal nach dem Film. Nö….das lag nicht am Foto – ich muss üben. Aber es gibt Schlimmeres 🙂
Das stimmt 😉 Heute Abend kommt er um 23:15 auf WDR
Schon wieder so ein tolles Rezept, und deine hier sehen wirklich unglaublich fluffig aus ;-)!
Fluffig sind sie… 🙂
Langsam hast du mich definitiv überzeugt: du liiieeehiiieeebst gefüllte Teigtaschen 🙂
Wenn ich bald mal Zeit und Muse finde, dann werden die nachgedämpft! Versprochen!
Du hast mich durchschaut… 😉
Hach, Baozi- endlich kann ich die mal nachmachen nach fachkundiger Anleitung, die faszinieren mich schon lange. Mit der Füllung kann man ja wohl etwas experimentieren, oder?
Als Füllung passt bestimmt alles mögliche…
ich werde berichten!
Gutes Gelingen!
Du hast ein großes Faible für Asien, stimmt’s? Finde ich toll. Den Film habe ich auch gesehen, aber ich muss gestehen, dass ich mich an viele Details nicht mehr erinnere, auch nicht die gedämpften Brötchen. Ich weiß aber noch, dass ich die Bilder sehr eindringlich fand, wie auch bei anderen Filmen von ihm, so weit ich sie kenne. Deine Baozi jedenfalls klingen so, wie die Filme aussehen: Betörend.
Ja, habe ich. Der Film hat mich insgesamt sehr beeindruckt, aber aus irgendwelchen Gründen ist die tragische Baozi-Szene besonders hängengeblieben. Und stimmt, eindringlich ist das richtige Wort 🙂
Ich liebe diese „Brötchen“, hatte aber schon viel zu lange keine mehr! Das muss wohl gelegentlich nachgeholt werden 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Au ja! Ich bin grade im Teigtaschenfieber und komme langsam in Schwung 🙂
okay – gebongt, kommt auf die ToDo-Liste.
Ich übe mich mal fleißig weiter in der asiatischen Küche und gefülltes mag ich immer! Und wenn ich „Curry“ erwähne, ist ER ehr mit von der Partie 😀
Curry 🙂
Ich habe früher sehr viel mehr asiatisch gekocht. Als ich Kinder hatte, wurde es etwas weniger. Aber nun sind die beiden ja schon groß und müssen auch mal ein bisschen was aushalten 😉 .
Asiatische Küche ist so vielfältig, das ist unglaublich. Diese Baozi da kenne ich gar nicht. Weder jemals gesehen noch jemals gegessen. Für mich schauen die sehr elegant aus. Wie sollten die denn aussehen, wenn du schreibst, das geht eleganter?
Also, die waren auf dem Rezeptfoto so anmutig pliséeartig gefältelt….das sah schon schick aus…..
ich liebe diese filmszene! herrlich schraeg und tragisch. ist es nicht so, dass nach dieser (fr)essattacke eine weitere person ihm gutgemeint aber kontraproduktiv viel zu viel zu trinken gibt? danach jedenfalls sah man ihn nie wieder…
ach, und auf das teigrezept von andrea nguyen schwoere ich ja auch seit laengerem. nur kenne ich es mit einer etwas geringeren mehlmenge. hast du das buch? ich habe es via kyche in erfahrung gebracht. waere ja interessant, was die originalmenge ist. und meine baos aka koreanische jjin mandu mache ich auch mit glasnudeln (und mett, wirsing oder buchu/schnittknoblauch).
Stimmt….das mit dem Trinken hatte ich vergessen.
Ja, das Buch habe ich – es mußte sein…ich bin ganz begeistert; womöglich koche ich mich ganz durch 🙂
Im Buch sind die Mengenangaben in Tassen/Unzen…möglcherweise habe ich beim Umrechnen etwas aufgerundet. Der Teg war so aber gut zu bearbeiten.
Du schon wieder mit so lecker gefüllten Teigelchen. Ich könnte sie, wenn nicht bis zur Bauchschmerzgrenze, so doch bis zu Bauchdrückgrenze essen!
Bauchdrückengrenze 🙂
zwei hab ich schon verputzt…. echt gut. Gefüllt mit Fantasie und Rinderhack, Chinakohl, roter Paprika, Frühlingszwiebel, glatter Petersilie, ordentlich gewürzt. Hmmjam! (Bauchdrücken ist noch nicht eingetreten, also kann ich noch)
Da warst Du ja schnell. Und eine Füllung mit Fantasie kann sowieso nie schlecht sein…
ja, ich hab die ganze Woche schon davon geträumt… das mußte einfach sein jetzt. Und wegen des Chinakohls, der mußte weg.
Diese Füllungen sind meist meine einzige Verwendungsmöglichkeit für Chinakohl.
Lecker, lecker, die köstlich würzige Füllung und das dämpfen so was von gut. Ich habe es nachgemacht, jedoch noch keine Zeit danke zu schreiben und zu verbloggen, kommt.
Liebe Grüße
Ingrid
Freut mich, dass es geschmeckt hat!