Das Gemüsekisten-Kochbuch | Stefanie Hiekmann

Ich habe seit vielen Jahren eine Abokiste – jede Woche, oder fast jede Woche. So ist immer Gemüse im Haus und auch mal welches, das man nicht unbedingt kaufen würde; das garantiert die eine oder andere Neuentdeckung. Wobei ich gestehen muss, dass in letzter Zeit meine Motivation, mir Rezepte für den Inhalt der Kiste zu suchen, ein wenig gesunken ist, ich war etwas müde.

Und hier kommt Stefanie Hiekmann ins Spiel. Sie ist Journalistin, Kochbuchautorin und Food-Fotografin. Seit langem arbeitet sie mit einem Gemüsekisten-Anbieter zusammen und entwickelt hierfür saisonale Rezepte. Gute Voraussetzungen, um eine Ideen-Fundus zu schaffen, der einem weiter hilft beim Verarbeiten des Gemüses aus der Kiste.

Die Rezepte sind nach Monaten geordnet und befassen sich jeweils mit dem Gemüse, dass zu dieser Zeit Saison hat – so gibt es Ideen für Lauch, Chicorée, Rotkohl, schwarzen Rettich und Topinambur im Januar oder Blumenkohl, Erbsen, Gurken, Zucchini und Zuckerschoten im Juli. Für jedes Gemüse gibt es dann ein Rezept im jeweiligen Kapitel – das ist aber nicht alles. Der wahre Fundus an Rezepten und Ideen baut sich nämlich quer durch das Buch dank einer kleinen Fussnote zu jedem Rezept auf – da gibt es Tauschvorschläge. Ein Beispiel: es gibt Carbonara mit Lauch im Januar und die Idee, dass man statt Lauch auch Spargel, Stielmus, Spinat, Mangold, verschiedene Pilze und anderes verwenden kann. So sind die Rezepte eine Fundgrube für das ganze Jahr. Das setzt sich auch im Register fort – die Tauschoptionen sind unter dem jeweiligen Gemüse aufgeführt.

Die Rezepte sind gut gegliedert und ohne Stolpersteine nachkochbar. Außerdem gibt es Warenkunde für nicht so bekannte Gemüse wie Topinambur, Küchentipps, No-Waste-Tipps für Dinge wie Radieschen-Grün und Ideen zur Vorratshaltung. Was auch sehr nützlich ist, sind die eingestreuten Doppelseiten mit Basics, auf die man das ganze Jahr zurückgreifen kann: da gibt es Ideen für Ofengemüse, für die Verwertung von Kräutern, für Pickles oder Vinaigrettes. Register gibt es übrigens zwei – ein produktbezogenes und eines, das nach Rezepten geordnet ist.

Noch ein paar Worte zur Aufmachung: ich mag das klare Layout und die aufgeräumten Food-Fotos, die ohne viel Drumherum auskommen. Tipps und Grundrezepte sind dezent farblich hinterlegt – insgesamt ist das ein Buch, in dem man gerne blättert und in dem man sich gut zurecht findest.

Das grüne Kräuteröl ist eine schöne Verwertung für große Mengen an Kräutern – oder für verschiedenste Kräuterreste.

Hier habe ich munter mir dem Tauschen begonnen – in den Okonomiyaki landete Spitzkohl statt Weisskohl; außerdem kommen noch Karotten und Frühlingszwiebeln an den Teig. Das Topping ist vegane Mayonnaise auf der Basis von Aqua Faba, die mit Miso, Sojsauce, Sesamöl und Ahornsirup gewürzt wird – sehr gut!

Auch hier habe ich getauscht – die Galette wird eigentlich mit karamellisierten Zwiebeln gemacht; eine Anlehnung an Zwiebelkuchen. Ich habe mich sehr großzügig bei der Tauschliste bedient und Lauch verwendet, Paprika und den restlichen Spitzkohl. Das war auch sehr gut.

In dieser Suppe ist statt der ganz originalen Petersilienwurzeln der Knollensellerie aus der Abokiste gelandet. Außerdem sind Champingnons dran und ein Apfel bringt leichte Süße mit. Der Clou ist das Topping aus gerösteten Walnüssen und Thymian. Und ich habe der Suppe noch ein paar Tropfen des grünen Kräuteröls von oben spendiert.

Das Butter-Chicken ist schön würzig und hat genügend von der sämigen Sauce. Original werden neben Hühnchen Schwarzwurzeln und Karotten verarbeitet – ich habe statt dessen einfach mehr Karotten genommen.

Endlich mal ein Gericht ohne Tausch-Zutat 😜. Das ist Blattspinat, gewürzt mit Sojasauce, Sesamöl, Chili und Ahornsirup – eine schöne Abwechslung zum immerwährenden Rahmspinat.

Fazit:

Stefanie Hiekmann wollte eine Schatzkiste an Ideen schaffen, die das Gemüsejahr spannend und abwechslungsreich macht – das ist ihr gelungen. Die Rezepte sind gelingsicher und dank der Variationsmöglichkeiten kann man ganzjährig auf sie zurück greifen. Übrigens nicht nur, wenn man eine Gemüsekiste abonniert hat.

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3 Kommentare

  1. Genau deshalb habe ich auch kein Gemüse-Abo, ich bin müde, mir Gedanken um Rezepte für das Gemüse in der Kiste zu machen. Ich sag‘ nur Rote Bete, gegen die ich nun überhaupt nicht ankomme, gelbe dagegen gibt es so gut wie nie … Aber ein schönes Kochbuch, um sich selbst mehr um saisonales Gemüse zu machen.

    • Ich habe dank der Kiste tatsächlich im Laufe der Jahre so manches Gemüse lieben gelernt, das ich vorher nicht mochte. Aber man muss tatsächlich kein Abo haben, um sich an dem Buch zu freuen.

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