
Das hier ist ja ein Foodblog, und ja, aufgrund der aktuellen Geschehnisse zweifle ich doch hin und wieder die Sinnhaftigkeit meines Tuns hier an. Aber zugleich ist das hier mein Happy Place, da bleiben Politik und andere Krisen normalerweise draußen. Ich muss trotzdem kurz was loswerden.
Ich bin in den 1970er und 1980er Jahren in Nordostbayern aufgewachsen – Zonenrandgebiet, so hieß das. 50 km zur damaligen Tschechoslowakei, 100 km zur ehemaligen DDR. Ordentlich viele stationierte amerikanische Streitkräfte, viele Manöver. Für mich war das Normalität und nichts was mich beunruhigt hat. Ich habe neulich mit meiner Cousine gesprochen; ihr haben die Manöver Angst gemacht und sie fühlt sich jetzt ungut an diese Zeit erinnert. Mir ist jetzt sehr viel mulmiger als damals. Später dann habe ich mich bei Amnesty International organisiert und viele Jahre Asylarbeit gemacht – das ging los mit dem Krieg in Ex-Jugoslawien und auch Afghanistan habe ich auf meiner Liste der betreuten Menschen – und es ist so irre frustrierend. Es hört einfach nicht auf. Irgendwie muss es immer irgendwelche A… geben, die die Menschen nicht in Frieden leben lassen können. Und immer, immer wieder setzt sich das Böse durch. Ich habe übrigens gerade (meistens jedenfalls) eher weniger Angst, ich bin stocksauer auf diesen alten Mann da. Ich möchte ihn in Handschellen in den Den Haag vor dem Strafgerichtshof sehen. Eingesperrt für den Rest seines jämmerlichen Daseins, ohne Möglichkeit, seinen Sadismus weiter auszuleben.
So. Fertig erstmal. Jetzt wieder zum Happy Place – Teigtaschen machen mich ja besonders froh, und diese hier sind keine Ausnahme. Ausserdem hindert die Bastelarbeit mich am Doomscrolling. Das hier ist eine Form von Baozi, wie man sie in Hongkong zu kaufen bekommt. Die klassischen sheng jian bao sind ein chinesisches Streetfood, besonders Shanghai ist bekannt dafür. Man isst es gerne zum Frühstück. Ähnlich wie Potstickers werden sie erst in der Pfanne angebraten und dann fertig gedämpft. Man bekommt also fluffige, wattige Brötchen mit einem knusprigen Boden. Und das Fett der Füllung schmilzt durch die Hitze – so geht das Aroma der Füllung auch gleich noch in den Teig des Dampfbrötchens.
Die ursprünglichen sheng jian bao sind mit Schweinefleisch gefüllt. Diese Version hier hat sich Kristina Cho* ausgedacht. Sie hat sich an ihrer Lieblings-Frühstückskombination orientiert – Bratwurst, Ei und Käse. Zum Frühstück haben wir die Baozi zwar nicht gegessen, aber die Kombination ist toll: Das Fett und Aroma der Bratwurst bereichert den Teig, dazu Ei und geschmolzener Käse. Wir waren alle begeistert.

Für 16 Baozi:
Zutaten:
Teig:
- 300 g Mehl (Type 550)
- 1 EL Zucker
- 1 TL Trockenhefe
- 1/2 TL Backpulver
- 7 g Salz
- 160 g lauwarmes Wasser
- 1 TL Öl für die Schüssel
Füllung:
- 4 Eier
- Salz
- 300 g Bratwurst
- 120 g Cheddar
- 3 EL Rapsöl
- Ketchup, Chilisauce oder ähnliches zum Servieren
Arbeitsschritte:
Für den Teig das Mehl mit Zucker, Salz, Hefe und Backpulver in einer Rührschüssel vermischen. Das Wasser zugießen und alles zu einem elastischen Teig verkneten, der sich vom Rand der Schüssel löst. Das dauert mit der Maschine ca. 8 min und von Hand ca. 12 min. Den Teig auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem Ball formen. Eine Schüssel mit Öl auspinseln, den Teig hineingeben, in der Schüssel drehen, damit er rundherum von Öl überzogen ist, die Schüssel abdecken und den Teig 1 bis 1,5 h ruhen lassen, oder über Nacht im Kühlschrank.
Für die Füllung die Eier in einer Schüssel verquirlen. Leicht salzen. Etwas Rapsöl in einer Pfanne erhitzen und die Eier unter Rühren ca. 2 min garen, sie sollen noch weich und etwas flüssig sein. Eier in eine Schale geben und abkühlen lassen.
Das Brät aus den Würsten holen und ebenfalls in eine Schüssel geben. Den Käse in 16 gleich große Würfel schneiden. Ein Bachblech mit Backpapier auslegen.
Den Teig aus der Schüssel holen und in 16 gleich große Teile teilen. Jede Portion zu einem Bällchen formen. Jedes Bällchen zu einem Kreis von 10 cm Durchmesser ausrollen. In die Mitte jedes Kreises 1 EL Wurstbrät, 2 TL Ei und einen Würfel Käse geben, dann die Ränder des Teigkreises über der Füllung hochziehen und zum Verschließen gut zusammendrücken. Fertige Bao auf dem Backblech lagern. Blech mit einem Geschirrtuch abdecken und die Brötchen ca. 40 min ruhen lassen, bis sie sichtbar größer geworden sind.
Zum Garen etwas Öl in einer beschichteten Pfanne, für die es einen Deckel gibt, erhitzen. Die Baozi in die Pfanne geben, dabei Abstand zwischen den Brötchen halten und wenn nötig, portionsweise vorgehen. Baozi braten, bis die Böden leicht gebräunt sind, ca. 3 min, dann 125 ml Wasser angießen, sofort den Deckel auflegen und die Buns ca. 8 bis 10 min dämpfen. Hitze abdrehen und die Bao noch 5 min ruhen lassen.
Bao sofort mit einer Sauce der Wahl auf den Tisch bringen.
Ach, Susanne, Du hast so recht. Und was könnte more comforting sein als ein fluffiger Dumpling; obendrein mit so einer Füllung? Das wird asap getestet!
Herzlich: Charlotte
Viel Spaß mit dem Baozi. Was ich nicht erwähnt habe, ist, was meine eigentlichen, wenn auch undurchführbaren Wünche bzgl. Putin wären. Wäre strafrechtlich relevant. Aber verdient.
mir kommt es so vor als lebten wir in zwei Welten. Ich lese die Nachrichten mit den Schrecken dieses Krieges, nehme Anteil am Leid der Menschen und bin inmitten einer Kriegsgefahr. Schaue ich an meinen Lieblings-Foodblogs vorbei, dann ist es so wie immer. Als wäre das eine andere ruhige und gemütliche Welt mit Aromen und beruhigenden Bildern voller Geschmack.
Liebe Susanne, vielleicht magst du denken es wäre unangemessen einfach so weiter zu machen, auch weil es sicher manchen Lesern auch so geht. Aber ab und an sich eine Auszeit in der Genusswelt der Foodblogs zu gönnen ist genau richtig um ins Gleichgewicht zu kommen und die Seele baumeln zu lassen und die Welt da draußen für kurze Zeit auzusperren.
liebe Grüße renate
Vielen Dank für Deine Worte. Stimmt, Ablenkung brauchen wir, auch wenn es uns seltsam vorkommt, einfach so weiterzumachen.
Liebe Grüße!