Kochbuch: Täglich besser essen | Hugh Fearnley-Whittingstall

Wer hier regelmäßig mitliest, dem muss ich Hugh Fearnley-Whittingstall ja nicht mehr näher vorstellen. Trotzdem nochmal ganz kurz: er hat ursprünglich Theologie, Philosophie und Psychologie studiert, sich dann aber für die Küche entschieden. Einige Zeit arbeitete er im Londoner River Café und danach als Food-Journalist, bevor er nach Dorset in das River Cottage zog – dort baut er selbst Gemüse an, züchtet Tiere, gibt Kochkurse, veranstaltet Events und vieles mehr. Und dann gibt es noch eine Menge Kochbücher.

Dieses hier, sein neuestes, befasst sich mit gesünderer Ernährung. Dies aus dem Grund, dass HFW gutes Essen schon immer genossen hat, sich die Bedeutung des Begriffes für ihn im Laufe der Jahre aber eine andere geworden ist. Es soll nicht nur gut schmecken und ein angenehmes Erlebnis sein, sondern auch etwas zur Gesundheit beitragen – sowohl zur menschlichen Gesundheit als auch zu der der Umwelt.

Ein hehres Ziel. Und es soll nicht durch Verbote oder einseitige Ernährungsprogramme erreicht werden, sondern es wird ein ganzheitlicher Ansatz präsentiert, der am Spaß am Essen ausgerichtet ist. Entsprechend gibt es im Buch nicht „nur“ Rezepte, sondern die erste Hälfte des Buches befasst sich erst mal mit der ernährungswissenschaftlichen Basis – aber keine Angst, das ist locker und sehr persönlich geschrieben und lässt sich sehr gut lesen.

Kurz zusammengefasst sind es sieben Dinge, die dazu beitragen sollen, dass wir uns dauerhaft gesünder ernähren: vollwertige Ernährung, womit hauptsächlich gemeint ist, dass man Lebensmittel verwendet, die so wenig wie möglich verarbeitet wurden – wer frisch kocht, liegt da schon ganz weit vorne. Dann geht es um Vielfalt – je mehr unterschiedliche Lebensmittel man isst, desto wahrscheinlicher ist es, dass man alle nötigen Nährstoffe aufnimmt. Dem Darm ist ein Kapitel gewidmet und dem Genuss von ballaststoffhaltigen und probiotischen Lebensmitteln. Dann kommt ein Punkt, der für viele schwierig ist – es geht an die raffinierten Kohlehydrate wie Zucker und Weißmehl, von denen viele von uns zu viel essen. Dem Umgang mit Fett ist ein Kapitel gewidmet, der Frage, was und wieviel mal trinkt und schließlich dem bewußten Essen. All das ist ebenso fundiert wie gut lesbar beschrieben und es gibt zu jedem Kapitel einen Maßnahmenplan, der einem beim Umsetzen der Ideen helfen soll. Und falls jemand nicht nur generell gesünder leben , sondern das Buch das Buch auch dazu nutzen möchte, ein paar Kilo loszuwerden, dem ist auch ein Kapitel gewidmet.

Das Buch motiviert dazu, die Ideen auch umzusetzen – zum einen, weil es voll ist mit praktischen Tipps und auch, weil es nicht überfordert. Nach und nach an einigen Stellschrauben zu drehen und sich dann zu überlegen, wie man weitermacht, ist ok. Die vielseitigen Ansätze lassen Raum zum Ausprobieren und es wird auch nicht pauschal eine Nahrungsmittelgruppe verdammt. Es ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

So, jetzt aber zu den Rezepten. Die reichen von ausgewogenem Frühstück über Ideen für die Lunchbox und Salaten bis hin zu Suppen, Gemüse, Fisch und Fleisch-Gerichten. Ein wenig Süßes und alkoholfreie Drinks gibt es auch. Wir haben gut gegessen beim Probekochen. Mir ist besonders aufgefallen, dass ich immer gut satt und zufrieden war, aber nie das Gefühl hatte, das das jetzt zu viel oder zu schwer war. Die Rezepte sind allesamt alltagstauglich und benötigen keine schwer zu beschaffenden Zutaten. Immer wieder gibt es auch zusaätzliche Tipps wie zum Beispiel den, das ausgekochte Suppengemüse nicht wegzuwerfen, sondern daraus Gemüsefrikadellen zu kochen. Die Suche wird erleichtert durch zwei Register – ein Sach- und ein Rezeptregister. Zwei Dinge möchte ich hervorheben: Hülsenfrüchte sollte man mögen, die werden sehr viel verwendet. Sie sind oft der Sattmacher in einem Gericht und werden gerne statt kohlehydrathaltiger Beilagen benutzt. Und es wird auf darmfreundliche Gerichte geachtet – es wird also gerne Fermentiertes verwendet; da gibt es Rezepte für Kimchi und Sauerkraut und auch Kombucha und Milchkefir kommen vor – auch hier mit Rezepten zum Selbermachen. Trockenobst zum Beispiel wird gerne in Kombucha eingeweicht.

Noch ein paar Worte zur Aufmachung: das ist ein hübsches, hochwertig gemachtes Buch. Das Layout ist klar und übersichtlich und die Food-Fotos konzentrieren sich aufs Essen.

Tee-Porridge, very british: die Haferflocken werden in zuvor aufgebrühtem Tee gekocht, dazu gesllen sich einige Rosinen und ein Schuss Milch. Im Rezept gibt es dazu Kompott aus dem Ofen, ich habe auf den Zwetschenröster zurückgegriffen, den ich noch vorrätig hatte. Das leichte Tee-Aroma im Porridge macht Spaß, und je nach verwendeter Teesorte ist das Ganze auch wunderbar variabel.

Gebratener Spargel und Kopfsalat mit Linsen und Eiern: Spargel und Salatherzen werden mit Frühlingszwiebeln im Ofen geröstet, dazu gesellt sich ein Topping aus hartgekochten Eiern, Linsen und etwas Senf als Würze. Fix gemacht, schön aromatisch und sattmachend, ohne schwer zu sein.

Eintopf, asiatisch inspiriert: mit Pilzen, weißen Bohnen, Knollensellerie und Mangold, herzhaft gewürzt mit Miso, Sojasauce und Zitrone. Der Eintopf ist aromareich, wunderbar sättigend und trotzdem leicht.

Mit ofengeröstetem Gemüse macht man mir immer eine Freude, und das hier ist eine Deluxe-Version: ofengerösteter Fenchel mit Tomate und Kichererbsen, gewürzt mit Zitrone und geräucherter Paprika. Und am Ende kommt etwas Fisch dazu. Das ist frisch, aromatisch und sättigend (und mit perfekter Nährstoffzusammensetzung) und steht unkompliziert auf dem Tisch.

Das ist gebratene Hühnerleber. Ergänzt wird sie durch Linsen und Spinat und serviert mit einem Joghurt-Dipp mit Schnittlauch. Die Linsen ergänzen das Ganze super und das Joghurt sorgt für Frische – das hat uns super gefallen.

Da gibt es Rezept für (veganes) Kimchi im Buch, das habe ich ausprobiert – und es ist gut. Hier ist es mit pochiertem Ei und etwas Joghurt auf getoastetem Brot gelandet, das war ein schöner Imbiss. Und das, obwohl ich auch schon besser pochierte Eier hinbekommen habe …. Original ist es Frühstücksrezept, für mich war es ein schnelles Mittagessen.

Das sind Roggen-Bananen-Cookies: Vollkornroggen, Banane, Trockenfrüchte, Nüsse und Saaten und ein wenig Rohrzucker ergeben einen nicht zu süßen Snack, der sich auch in der Brotdose gut macht.

Fazit:

Wer überlegt, gesünder zu essen, findet hier nicht nur ausführliche Basisinformationen und gute Tipps auf dem weg zu einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung. Und wer einfach nur auf der Suche nach alltagstauglichen, abwechslungsreichen Rezepten ist, wird auch fündig.

  • Herausgeber : AT Verlag
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 416 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3039021130
  • 28,00
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