Buchvorstellung: Die Welt auf dem Teller | Doris Dörrie

Doris Dörrie muss ich wohl niemandem mehr näher vorstellen – immerhin ist sie seit den 1980er Jahren eine feste Größe in der deutschen Filmlandschaft und auch ihre Bücher – Romane, Kurzgeschichten, Kinderbücher, Bücher über das Schreiben  – werden gerne gelesen. Nicht umsonst unterrichtet sie auch kreatives Schreiben.

Nun würde ich Euch allerdings keines ihrer Bücher vorstellen, wenn sie nicht auch eine innige Beziehung zum Essen hätte. Das erste Mal ist mir das vor Jahren aufgefallen bei ihren Film „How to cook your life“ – es geht um Zen, und um einen Koch und darum, was Zen und Kochen verbindet – hier ein kleiner Trailer, wenn auch nicht in berauschender Qualität:

Jedenfalls, die Freude am Kochen, am  Essen und am darüber schreiben hat dazu geführt, dass Doris Dörrie eine monatliche Kolumne für die essen & trinken schreibt – für mich der eigentliche Grund, die Zeitschrift zu kaufen. Und in dem Buch, das ich Euch hier vorstelle, sind die Kolumnen von 2016 bis Juni 2020 nochmals zusammengestellt.

Den kurzen Geschichten oder Essays ist gemeinsamen, dass sie sich ums Essen drehen – trotzdem ist die Bandbreite groß: Geschichten zum Schmunzeln, Philosophisches, Reisegeschichten, Gedanken zu Essen und Ethik und/oder Nachhaltigkeit, Kindheitserinnerungen – es werden viele Saiten zum Klingen gebracht. Immer wird genau hingeschaut, eine neue Perspektive entdeckt und der Focus auf den Augenblick gelegt – womit wir wieder beim oben erwähnten Zen wären.

Wusstet Ihr schon,  dass man am Zubereiten von Eiern den Charakter eines Menschen erkennen kann? Dass das gemeinsame Futtern von Paella die Toleranz gegenüber Fremdem fördert? Oder dass es in Bhutan den perfekten Kartoffelsalat gibt? Maschinenöl zum schon zum Frühstück, was könnte das wohl sein?

Die Texte sind sind relativ kurz – man kann sie sich häppchenweise zu Gemüte führen, immer wieder mal reinschauen oder erst mal alles inhalieren. Sie sind geschrieben, wie Doris Dörrie eben schreibt: mitreissend, lebensklug, humorvoll, nachdenklich und mit der richtigen Prise Selbstironie.

Schön gemacht ist der Band auch: Leineneinband, Fadenheftung und Lesebändchen sind da. Und die Grafiken von Zenshi Funabashi untermalen die Texte kongenial.

Doris Dörries Geschichten machen Appetit – nicht nur aufs Essen und Kochen – aufs Leben, auf den Augenblick auf das genaue Hinschauen. Ich möchte sie Euch einfach ans Herz legen  – Ihr findet für jede Lebenslage eine passende Geschichte.

  • Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3257070514
  • Herausgeber : Diogenes Verlag
  • € 22,00
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