Kochbuch: a casa | Claudio del Principe

Es ist kein klassisches Kochbuch. Ja, es gibt Rezepte und nicht wenige davon. Aber im Grunde ist das, was ich Euch heute vorstellen darf, eine Liebeserklärung ans Kochen, an gute Zutaten, Langsamkeit (oder soll ich „Entschleunigung“ sagen?) und Hingabe.

Aber von vorn. Wem muss ich Claudio del Principe noch vorstellen? Claudio bloggt seit …, also, schon lange, unter „Anonyme Köche„, und einige Bücher gehen inzwischen auch schon auf sein Konto. Den Vorgänger dieses Buches hier habe ich Euch ja auch vorgestellt. Blog und Bücher schätze ich, einfach deswegen, weil so viel Hingabe und Begeisterung aus ihnen sprechen.

Gut, worum geht es? Vor mir liegt ein Küchentagebuch, ein, wie Claudio sagt, italienisch inspiriertes Kochbuch. 200 Rezepte gibt es, aber es geht um mehr als nur Rezepte. Was macht Kochen eigentlich aus? Soll es nur unseren Magen füllen? Oder möchte man sich etwas Gutes tun? Bei Claudio ist es ganz klar Letzteres. Kochen macht ihm Freude – das geht von der Planung über die Auswahl der Produkte über die Arbeit in der Küche bis hin zum Ergebnis, das dann auf dem Tisch steht und genussvoll verspeist wird. Die wichtigste Zutat? Zeit – und das muss nicht Arbeitszeit sein. Das kann auch die Zeit sein, in der Hülsenfrüchte einweichen oder in der ein Brotteig aufgeht.

Entsprechend sind auch die Rezepte, die wir vorfinden. Das Paradebeispiel für Zeiteinsatz in der Küche ist womöglich selbstgebackenes Brot; in Claudios Fall immer mit dem selbst angesetzten Livieto Madre. Die meiste Zeit geht der Teig von selbst. Die Rezepte sind allesamt ohne Küchenmaschine machbar – eine italienische Nonna hat ja schließlich auch keine. Viel selbstgemachte Pasta gibt es, auch oft gefüllt. Es gibt italienische Klassiker wie Spaghetti Carbonara (mit ultimativer Anleitung) oder Risi e Bisi, aber auch Rösti (mit ultimativer…Ihr wisst schon) oder Linzer Torte. Manche Rezepte brauchen eine lange Kochzeit, für manche, wie die eleganten sardischen Culurgiones, braucht man Zeit und Muse  in der Küche und andere, wie die Ricottagnocchi mit Tomatensauce brauchen einfach nur gute Zutaten und eine halbe Stunde Zuwendung.

Eines haben alle Rezepte gemeinsam – man benötigt beste Zutaten, aber in aller Regel nicht viele davon. Die Zubereitung mag manchmal etwas länger dauern, aber die Gerichte sind immer schnörkellos und konzentrieren sich auf das Wesentliche.

Ich sagte ja – Küchentagebuch. Ein Jahr lang hat Claudio es geführt. Nicht für  jeden Tag gibt es einen Eintrag, aber man wird wunderbar durch das Jahr geführt. An manchen Tagen gibt es ein ausführliches Rezept, an anderen eine Geschichte, und oft genug versteckt sich in der Geschichte auch ein Rezept. Es ist ein sehr persönliches Buch.

Die Optik, ehe ich es noch vergesse: das Buch ist im AT-Verlag erschienen, das impliziert ja schon dass es hochwertig und schön aufgemacht ist. Fadenheftung, ein Einband aus Halbleinen und natürlich ein Lesebändchen. Und natürlich eine Menge Fotos, die Claudio alle selbst gemacht hat. Wie die  Rezepte sind auch die Fotos auf das Wesentliche reduziert – Held ist das Essen ohne viel ablenkendes Drumherum. Genau meins.

Eigentlich wollte ich gar kein Brot backen, aber meine Livieto madre schickte sich an, von ihrem Behältnis aus den Kühlschrank zu erobern.  Also rasch den Teig für das doppelte Sonntagsbürli angesetzt; das ist ein feines Brot, das recht schnell hergestellt ist. Im Buch ist es eher eine kurze Geschichte als ein exaktes Rezept; aber genau das mag ich. Mein Teig hätte noch etwas länger ruhen können, das Bürli ist im Ofen etwas explodiert.

Noch ein Nicht-Rezept: die Knoblauchcreme aus in Olivenöl angerösteten Knoblauchzehen, die in Sahne gargekocht und dann püriert werden. Die Creme ist super zum Abschmecken von zum Beispiel Saucen.

Jetzt aber mal zu einem „richtigen“ Rezept – Karottensalat, genauer gesagt: Karottensalat mit Kabumm. Bissfest gegarte Karotten mit einer Vinaigrette aus Olivenöl, Frühliingszwiebeln, Safran, rotem Kampot-Pfeffer, Honig und Estragon. Gut, dass ich dauernd Karotten in der Abokiste habe….

Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch ist, aber bei mir ist Comfort Food immer mit Kohlenhydraten verknüpft. Es ist also klar, was ich von Pasta e Patate halte, oder?

Die Schwärmerei für Bohnen, die auf italienische Art zubereitet werden, kenne ich von meinen Eltern. Dabei ist das eine einfache Sache – Bohnen einweichen und garen, etwas Olivenöl mit Knoblauch und Salbei aromatisieren, dann die Bohnen darin noch eine Weile weiterköcheln lassen. Dazu braucht man eigentlich nichts weiter….

Es hat schon seine Vorteile, Kochbücher zu rezensieren. Auf diese Art kriege ich hin und wieder den Hintern hoch und probiere Dinge, zu denen ich bisher nicht gekommen bin. Ricotta-Gnocchi zum Beispiel. Es ist fast schon peinlich, aber das hier ist mein Erstversuch. Aber garantiert nicht der letzte.

Fazit: „Achtsamkeit“ ist zur Zeit ein viel strapazierter Begriff. Wie Claudio koche auch ich meist zwei mal am Tag. Fündig wurde ich sowohl für das Mittagessen, das eher rasch auf dem Tisch stehen sollte, bei uns als auch für das entspannte Kochen am Abend. Ein großer Lesespaß ist das Buch auch; die Begeisterung, die aus dem Buch spricht, macht einfach Freude.  Wenn man Claudios Blog liest oder ihm auf Facebook oder Instagram folgt, findet man allerdings einiges wieder, das man schon kennt.

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: AT Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3038009702
  • 39,90
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5 Kommentare

  1. Diese Rezension macht richtig Spaß beim lesen. Italienische Bohnen gibt es bei mir b(blogwise) heute auch- davon 2x täglich zu kochen kann ich allerdings nur träumen und bin froh wenn es öfter als zweimal pro Woche klappt damit.

  2. Wow, das klingt so toll, was Du schreibst! Aber der Preis ist schon happig – wenn vielleicht auch gerechtfertigt. Denn das Buch klingt aufwendig. Ich glaube, ich schaue es mir in jedem Fall mal an! Küchentagebücher liebe ich nämlich sehr – z.B. die von Nigel Slater!

    • Naja, preisgünstig waren die Bücher aus dem AT-Verlag noch nie, aber dafür sind sie auch hochwertig.

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