Allerheiligen – das war immer mein ungeliebtester Feiertag. Und nicht wegen der Erinnerung an den Tod. Nein, es war der Nachmittag auf dem Friedhof. Er war unbedingt verpflichtend und mir wollte sich der Sinn nicht so recht erschließen, denn der Toten gedenken, das tat ich auch ohne diesen Nachmittag. Man stand in der Kälte, es wurde über die Umstehenden gelästert und zu allem Überfluss sang der Pfarrer so falsch, dass das Ganze absolut nichts festliches hatte.
In den Dörfern Mexikos wird der Tag anders begangen. Man ist katholisch, sicherlich. Das haben die spanischen Eroberer eingeführt. Aber in die Festlichkeiten dürfen auch die alten Bräuche der indigenen Vorfahren einfließen. Es gibt einen Kult um den Tod, der auf dem Glauben beruht, dass die Götter durstig sind nach dem Blut der Lebenden und dass sie durch Menschenopfer besänftigt werden müssen. Das hat man ins das Allerheiligenfest eingebaut – so erzählt es Elisabeth Luard*, der ich auch das hier vorgestellte Rezept verdanke.
Den Día de los Muertos feiert man recht exaltiert: Die Opferrituale werden nicht mehr wörtlich genommen – aber Totenschädel aus Zucker und Knochen aus Marzipan sind allgegenwärtig. Es gibt große Familienfeste auf den Friedhöfen, Altäre werden farbenfroh geschmückt, man picknickt und freut sich. Die Feierlichkeiten dauern ein paar Tage. Dass es ein fröhliches Fest ist liegt daran, dass man bei den Azteken den Tod nicht als das Ende begriffen hat, sondern nur als eine Durchgangsstation. Irgendwie gefällt mir diese Sichtweise wesentlich besser als die trockene katholische Herangehensweise. Was meint Ihr?
Warum ich Euch das alles erzähle? Weil das hier mein zweiter Beitrag zu Peters spannendem Event zum Reformationsjahr ist. Und nun – wir brauchen etwas zu essen. Viele Süßigkeiten gibt es in Mexiko zu diesem Fest. Und man isst Mole. Das ist echtes Comfort Food. Man kann es vorbereiten und nach den anstrengenden Feierlichkeiten einfach wieder aufwärmen.
Ah – an einer Stelle habe ich geschummelt. Natürlich gibt es in Mexiko dazu Tortillas aus Masa Harina. Ich habe Schummel-Tortillas aus einer Mischung von Weizen- und Maismehl serviert.
Für 4 bis 6 Personen:
- 900 Schweinegulasch
- 1 große Zwiebel
- 6 Zehen Knoblauch
- 2 Lorbeerblätter
- 2 TL Salz
- 6 EL Schweineschmalz
- 4 große, milde getrocknete Chilis
- 1 Scheibe trockenes Brot
- 1 Tortilla (original aus Mais; ich: siehe unten)
- 3 leicht unreife Ochsenherztomaten (original: 8 grüne Tomaten)
- etwas Zitronensaft
- 75 g bittere Schokolade (meine hatte 80%)
- 1 TL Kreuzkümmelpulver
- 1 TL getrockneter Oregano
- Abrieb von 1 Bio-Orange
Für die Tortillas:
- 100 g Weizenmehl 550
- 100 g Maismehl
- 5 g Salz
- 125 g Wasser
Das Fleisch in gleich große Würfel (ca. 3 cm) schneiden. Zwiebel schälen und hacken, ebenso den Knoblauch.
Das Fleisch in einen Topf geben, Zwiebel, 2 Zehen Knoblauch, Lorbeerblätter und 1 TL Salz zugeben und das Ganze mit Wasser bedecken. Zum Kochen bringen, dann bei schwacher Hitze 1,5 bis 2 h simmern lassen.
Währenddessen für die Tortillas die Mehlsorten und das Salz in eine Schüssel geben. Das Wasser angießen und alles zu einem homogenen Teig verkneten. Schüssel mit Frischhaltefolie abdecken und den Teig 30 min ruhen lassen.
Dann den Teig in 8 Teile teilen und diese auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche zu runden Fladen ausrollen.
Eine schwere Pfanne erhitzen und die Tortillas darin auf beiden Seiten ohne Fett ausbacken. Sie sind fertig, wenn sie braune Flecken bekommen und sich etwas aufblähen. Fertige Tortillas zum Warmhalten in ein sauberes Geschirrtuch packen.
Jetzt wieder zur Mole: die Chilis in Stücke rupfen, die Samen entfernen. Brot und eine Tortilla in Stücke zupfen. Das Fleisch mit dem Schaumlöffel aus der Brühe holen; den Sud aufbewahren.
Etwas Fett in einer Pfanne zerlassen, die Chilis darin kurz anbraten (im Rezept steht: 3 Ave Marias lang), dann zur Brühe geben. Jetzt Brot und Tortilla knusprig braten, ebenfalls zur Brühe geben. Die Tomaten in Scheiben schneiden, in Fett braten bis sie weich werden, mit etwas Zitronensaft beträufeln und ebenfalls zur Brühe geben. Alles 15 min ziehen lassen.
Das Fleisch im restlichen Fett braten, bis es schön gebräunt ist.
Die Schokolade reiben. Schokolade mit Kreuzkümmel zu einer Paste mörsern.
Nun die Schokoladenpaste, das Fleisch, Oregano und Orangenschale zur Brühe geben, alles erhitzen und nochmals 20 min köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit den Tortillas servieren.
Jetzt komme ich zu spät zur Arbeit, weil ich das doch ncoh unbedingt vorher lesen mußte. Klasse geschrieben, und klasse Rezept, ich werd das mal mit meiner Mole vergleichen. Hühner kann man in deine bestimmt auch reingeben….
Hui – gut, dass Du die Chefin bist 😅. Und danke :-).
Absolut unser Geschmack! Was will man mehr?
…da braucht man nicht mehr :-).
Stimmt!
interessant, dass das Fleisch vorgekocht und dann erst gebraten wird! Das Probiere ich aus! Aber braucht man wirklich so viel Schmalz? lg
Ich denke, man kommt bestimmt auch mit weniger Schmalz aus.
Das ist ja mal spannend. Diese Mole wird auf jeden Fall gespeichert. Sieht verdächtig zum Reinlegen aus! Und dazu die schönen Tortillas….! Klasse! Vielen Dank fürs Teilen!
Liebe Grüße,
Eva
Die Schummeltortillas haben was 😆.