
Die Amerikanerin Rebekah Peppler hat im Laufe vieler Jahre eine große Liebe zu Frankreich entwickelt. Sie lebt in Paris, hat aber eine große Vorliebe für den Süden Frankreichs. Und in diesem Buch befasst sie sich mit der Küche der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, in der auch viele Franzosen bevorzugt ihren Urlaub verbringen. Sie ist dafür mit Freundinnen und Freunden durch den Süden gereist, hat in den Küchen von Ferienwohnungen gekocht (und im Haus von Julia Child!) und hat mit dem gekocht, was die Gegend hergibt. Mir war auch nach Urlaub, und so habe ich mal genauer hingeschaut.
Die Rezepte beginnen mit dem Apéritif: Cocktails und kleinere Snacks. Dann essen wir uns durch Vorspeisen, Hauptgerichte, Gemüse und Salate und zum Ende gibt es nicht nur Käse und Nachtisch, sondern auch Drinks für den Abend.
Ich bin keine besonders begeisterte Apéritif-Trinkerin, aber schon mit den Vorspeisen hat mich Rebekah Peppler eingefangen. Da gibt es Klassiker wie Tapenade oder Auberginenkaviar, aber auch neue Ideen wie Windbeutel mit Sardellen – und ein Rezept für Salzzitronen. Sowohl Salzzitronen als auch Sardellen sollte man mögen – die werden in sehr vielen Rezepten verwendet. Bei den Hauptgerichten gibt es zunächst Fisch und Fleisch – Muscheln in Aioli, Broufade, Steak in Sardellenbutter, dann Pasta und Sandwiches; das Gemüse ist eher unter den Beilagen eingeordnet, hier bleibt die Autorin eher klassisch. Salate und Süßes haben jeweils extra Kapitel bekommen, und es gibt Vorschläge für die Käseplatte und für Getränke, mit denen man eine Einladung oder einen Abend abschließen kann.
Die Rezepte setzen auf regionale, saisonale Zutaten und lassen diese für sich selbst sprechen – sie kommen ohne komplizierte Techniken aus und werden unaufwändig präsentiert. Immer wieder gibt es auch Grundrezepte oder zusätzliche Tipps – die Idee, beim Garen von Kichererbsen Parmesanrinde zuzugeben merke ich mir. Mir gefällt die Mischung zwischen klassischen Rezepten und solchen, denen die Autorin ihren eigenen Stempel aufgedrückt hat – so gibt es einen tradionellen Salade Niçoise und einen wesentlich opulenteren nach den Vorstellungen von Rebekah Peppler.
Darüber hinaus ist das ein Buch, in dem man gerne liest. Die Autorin verwebt die Rezepte geschickt mit der Landschaft und der Geschichte der Region und erzählt auch viel Persönliches.
Das Buch wartet mit sehr vielen Fotos auf: die Gerichte sind hübsch, aber unprätentiös in Szene gesetzt, es gibt atmosphärische Landschaftsaufnahmen und auch die Autorin kommt vor und verbreitet Ferienstimmung; insgesamt macht die Bildsprache Lust auf Kochen und auf Reisen.
Ausprobiert:

Ich gestehe, die Autorin hatte mich schon mit ihrem Rezepten für den Apéritif komplett erobert: das hier sind würzige Oliven, eingelegt einer Mischung auf Knoblauch, Zitrone, Harissa, Essig und Lorbeer – großartig.

Das Thema „Tapenade“ wird großzügig variiert. Ich habe die Poichichade auf Kichererbsenbasis mit Knoblauch und Salzzitrone ausprobiert – eine tolle Abwechslung zum allgegenwärtigen Hummus. Und die Tomatade (rechts im Bild) basiert auf getrockneten Tomaten, Pinienkernen und Knoblauch. Beides eignet sich sich als Dip für knackiges Gemüse oder Cracker oder auch als Brotaufstrich.

Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mir Citron pressé zu bestellen, ist es doch im Grunde schlicht Wasser mit Zitronensaft und Zucker. Rebekah Peppler setzt für das Getränk eine Art Sirup aus Zucker und Saft und Schale von Zitronen an, die Schale bringt viel Aroma mit und verleiht dem Ganzen das gewisse Etwas.

Es gibt einen Vorschlag, wie man perfekt gereifte Tomaten am besten serviert (mit Sardellen-Aioli). Dies hier ist der Vorschlag für nicht perfekt gereifte Tomaten: gebackene Tomates à la provençale mit einer Füllung aus Semmelbröseln, Kräutern und Knoblauch. Und unter dieser Füllung versteckt sich noch etwas Ziegenkäse, das ist sehr fein.

Zu den Tomaten haben wir in Olivenöl geschmorte Kichererbsen und Karotten gegessen; die entwickeln durch das Schmoren ein schönes Aroma und eine sanfte Konsistenz.

Diese Pasta mit Sardinen soll die Sehnsucht nach dem Meer stillen – jedenfalls schmeckt sie nach mehr, dafür sorgen Sardinen, Kapern, Sardellen, Knoblauch und Salzzitrone.

Hühnchen mit Fenchel und Pastis (oder Ricard, oder einem anderen Anisschnaps): das passt sehr gut, der Pastis sticht nicht hervor, sondern unterstützt das Fenchelaroma.
Fazit:
Rebekah Peppler teilt in diesem Buch nicht nur Rezepte, sondern auch die Lebensart der Region. Die stimmungsvolle Aufmachung nimmt uns mit in den Süden – ein Urlaub im Bücherregal.
- Herausgeber: Prestel Verlag
- Sprache: Deutsch
- Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
- ISBN: 978-3791393377
- € 32,00
Deine Beschreibung weckt Sehnsucht nach Süden 😊
Das ist die Absicht :-).