Kochbuch: Pasta Traditionale | Vicky Bennison

Das Ganze begann mit einer Essenseinladung bei einer italienischen Familie von Weinproduzenten. Die einfachen, aber perfekten Gerichte, die die Großmutter des Haushalts servierte, faszinierten Vicky Bennison. Was daraus wurde ist bekannt: der Youtube-Kanal „Pasta Grannies“. Für die Produktion der Videos reist Vicky Bennison quer durch Italien und stellt dann die Frauen und ihre Rezepte vor. Aufgrund von großer Nachfrage gab es vor einigen Jahren ein Kochbuch zum Kanal – und dieses Buch hier ist die Forsetzung der Erfolgsgeschichte.

Wie im ersten Buch sind auch hier die Rezeptkapitel nach den verwendeten Hauptzutaten unterteilt: Kräuter, Nüsse und Gewürze, Gemüse, Reis und Hülsenfrüchte (es gibt auch Rezepte für Risotti), Fleisch und Meeresfrüchte und Butter und Käse. Und weil „Pasta“ nichts anderes heißt als Teig, gibt es auch noch ein Kapitel mit Rezepten für Pizza, Kuchen und Gebäck.

Die Rezepte sind so, wie man es von einer Nonna erwartet – auf das Wesentliche konzentriert mit einfachen, aber gute Zutaten. Es gibt ja nicht wenige Bücher über die italienische Küche und über Pasta, trotzdem habe ich Gerichte und Pastaformen gefunden, die mir komplett neu waren – Stringozzi etwa, die von Hand wie richtig lange Schnürsenkel geformt werden oder einen Nudelauflauf mit Ragù und Auberginen – und handgemachten Agnelli, Hilfe! Für Eilige ist auch immer eine fertige Pasta-Alternative angegeben. Die Rezepte sind sehr persönlich und unterhaltsam verfasst und lassen sich gut nacharbeiten – allzu genau sind sie aber nicht, da ist Gefühl gefragt. Das Formen der Pasta ist meist recht kurz beschrieben; da schaut man wirklich oft besser im entsprechenden Video nach. Mich hat überrascht, dass die Teige relativ dick ausgerollt werden; 1 mm ist eine Menge Holz und bei der Lasagne war mir das tasächlich zu dick.

Aber es geht ja nicht nur um die Rezepte: Jedes Rezept stammt von einer Nonna (stimmt nicht ganz, diesmal sind auch einige Männer vertreten), und die wird mit ihrer Lebensgeschichte ausführlich vorgestellt – eine schöne, herzerwärmende Lektüre.

Die heimelige Atmosphäre wird durch die Bildsprache des Bandes unterstützt: da gibt es viel altmodisches Geschirr, Hände, die Nudelteig ausrollen, Frauen (und Männer) in Schürzen und auch so manchen Blick in die Küche; es macht Freude, durch das Buch zu blättern.

Das sind Strichetti, also handgemachte Farfalle, serviert in einer Tomatensauce mit Bratwurst und Erbsen. Die Sauce war klasse – und auch der Pastateig. Die Konsistenz war toll, ich habe noch nicht mal Mehl zum Ausrollen gebraucht. Einzig die Faltanleitung hat mich etwas die Stirn runzeln lassen.

Strozzapreti mit Frutti di mare: die Pasta sind kurze Tagliatelle, die zwischen den Handflächen in sich verdreht werden. Undn die Sauce dazu – aus gemischten Meeresfrüchten und Tomate – steht fix auf dem Tisch. Hat uns gut geschmeckt, auch wenn ich auf tiefgekühlte Meeresfrüchte zurückgreifen musste.

Hier ist die Pasta ganz schnöde gekaufte Spaghetti. Serviert werden sie mit einem Zitronenpesto: Zitronenschale und -saft, Pinienkerne, Knoblauch, Minze, Petersilie und Pecorino. Ganz einfach – ein Gericht, das sofort sie Sonne auf den Teller holt.

Hier besteht die Sauce aus Tropea-Zwiebeln, etwas Passata und Paprikamark. Die Sauce wird lange gegart und die Zwiebeln durch leicht karamellig, mild und süß, das ist toll. Pasta wären eigentlich eigenhändig gewickelte Maccheroni, aber ich habe beim Kochen geträumt und statt dessen Busiate gewickelt. Geschmeckt hat es trotzdem.

Das ist grüne Lasagne mit Schwein: Mit Spinat gefärbte Lasagneplatten, ein Ragù aus Schweinehack, Tomate und Speck, Bechamelsauce, Parmesan. Nicht schlecht, aber auch nicht so richtig toll… die Lasagneplatten etwas zu dick, das Ragù etwas zu flüssig, die Bechamel definitv zu knapp bemessen.

Fazit:

Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die gerne Pasta selbst machen, aber es ist auch mehr als ein Rezeptbuch. Es ist ein Ausflug in eine Welt, die es so nicht mehr lange geben dürfte – weil man bei all den Anforderungen des modernen Lebens heute auch in Italien immer weniger Pasta selbst macht.

  • Herausgeber: Edition Michael Fischer
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
  • ISBN: ‎ 978-3745914634
  • € 33,00
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4 Kommentare

  1. Du sagst es, Kochbücher über die italienische Küche gibt es zuhauf und mein Bücherregal ist voll davon. Aber was du beschreibst, klingt so interessant, dass ich erwäge… nun, schau ´mer mal 😉

    • Ich hab ja wirklich einen Spleen, was Kochbücher angeht – aber Italien ist bei mir persönlich tatsächlich etwas unterrepräsentiert.

  2. Die Pasta Grannies kenne ich von youtube😊
    Dein Bericht hat mich gestern Abend so fasziniert😀, dass ich das Buch gleich bestellt habe.
    In unserer hiesigen Buchhandlung kann man bis 18.00 Uhr bestellen. Es wird dann morgens angeliefert und ab 10.00 Uhr können die Bücher abgeholt werden.
    Punkt 10.00 Uhr war ich da.
    Es ist wirklich ein tolles Buch, nicht nur gute leckere Rezepte, auch tolle Fotos und Geschichten.
    Es gibt schon einige Klebezettel in dem Buch👍🏻

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