Kochbuch: Toskana in meiner Küche | Cettina Vicenzino

Ihr erinnert Euch an das schöne Sizilien-Kochbuch von Cettina Vicenzino? Nun gibt es einen Nachfolger, und der befasst sich mit der Toskana. Und das, obwohl die Autorin die Toskana als Thema gar nicht auf dem Schirm hatte – immerhin gibt es kaum eine Gegend Italiens, über die mehr Kochbücher geschrieben wurden. Aber die Neugierde siegte, Cettina Vicenzino machte sich auf die Reise und kam mit vielen Rezepten und Geschichten zurück. Und wir kommen jetzt ein Stückchen mit auf die Reise:

Das Blättern im Buch macht schon einmal große Freude – denn es ist ein sehr schönes Buch geworden. Im Cover und Schnitt finden wir die italienischen Farben wieder und das Innere punktet mit einem hellen, aufgeräumten Layout und vielen Fotos – atmosphärische Bilder von Menschen und Landschaften ebenso wie hübsche Rezeptbilder, die nicht zu verspielt sind und sich auf das Essen konzentrieren.

Nun aber zum Inhalt: wir starten mit dem Aperitivo, machen weiter mit den wichtigen Nahrungsmitteln Brot und Tomaten, kochen mit Hülsenfrüchten und Gemüse, dann mit Fleisch, mit Fisch und zum Abschluß wird gebacken. Ich hab mich schwer getan bei der Rezeptauswahl – ich möchte eigentlich alles probieren. Und so habe ich noch eine Menge Zettelchen kleben – bei den mit Sardellen und Pecorino gefüllten, fritterten Salbeiblättern zum Beispiel, beim Kartoffelbrot mit Emmer, bei den gefüllten Tomaten mit Erbsen und Käse, bei der Rotweinpasta…. es ist eine lange Liste.

Was ich ausprobiert habe, hat wunderbar funktioniert und ebenso geschmeckt. Die Rezepte stellen natürlich typisch toskanische Zutaten wie Bohnen, Emmer oder Pecorino in den Vordergrund; ich hatte aber keine Probleme mit dem Einkauf. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die Mischung der Rezepte: es gibt nicht nur bekannte toskanische Klassiker wie das salzlose Brot, Acquacotta oder Bistecca, sondern auch Gerichte, denen Cettina Vicenzino ihren eigenen Stempel aufgedrückt hat – wie eine schiacciata, die mit getrockneten Tomaten und Tomatenwasser verfeinert wurde oder die vegetarischen Emmer-Frikadellen.

Und: das hier ist mehr als ein Kochbuch, denn das Buch erzählt Geschichten. Schon vor jedem Rezept wird erzählt, worauf es dabei ankommt, wir erfahren etwas über die Zutaten oder die Geschichte des Gerichtes. Es werden außerdem spannende Menschen porträtiert wie die Sterneköchin Valeria Piccini, wir erfahren etwas über die Liebe der Toskaner zur Schokolade oder über die Besonderheiten der Maremma.

Scarpaccia heißt „ausgetretener Schuh und ist ein altes Bauernessen aus Zucchini, Mehl und Eiern. Das Ganze wird im Ofen gebacken und ist ein tolles leichtes Essen. Besonders schön fand ich die zarte Vanillenote.

Die Schiacciata ist das Gegenstück zur bekannteren Foccacia; hier als ganz schlichtes Brot einfach nur mit Olivenöl und Rosmarin. Das hier ist ein einfaches No-Knead-Rezept mit wenig Hefe und langer Teiggare, das uns sehr gut geschmeckt hat. In der Toskana wird viel Farro, also Emmer verwendet, auch für dieses Fladenbrot. Ich habe „nur“ ganze Körner bekommen und habe das Vollkornmehl mit Dinkel 630 gemischt, daher die braune Farbe.

Kekse! Cantucci, um genau zu sein. Das sind die zweimal gebackenen Kekse, die auch als Biscotti bekannt sind und ich mag die einfach. Diese Version hier ist ohne Mandeln, statt dessen werden Pinienkerne verwendet. Außerdem sind getrocknete Aprikosen drin und 5-Gewürze-Pulver – ein neuer Liebling in der Keksdose.

Diese Polpette bestehen aus altbackenem Brot – eine tolle Verwendung. Dank Pecorino und getrockneten Tomaten sind sie schön geschmacksintensiv und die Tomatensauce passt wunderbar dazu.

Es wird viel Emmer gegessen in der Toskana – er wird nicht nur zum Backen verwendet, sondern landet zum Beispiel auch in Suppen und Eintöpfen. Diese Suppe aus Bohnen, Emmer, etwas Karotte und Kartoffeln entwickelt beim Köcheln auf dem Herd einen harmonischen Geschmack, ist sättigend und nicht zu schwer. Getrocknete Pflaumen bringen eine leichte Süße mit, das hat uns gut gefallen.

Die Toskana ist nicht gerade die Pasta-Region schlechthin, aber Pappardelle sind typisch toskanisch. Gegessen werden sie am liebsten mit kräftigen Fleischsaucen – genau meins. Das hier ist ein Ragù mit Entenschenkeln. Der leichte Wildgeschmack passt gut zu den robusten Nudeln.

Fazit:

Wer herausfinden möchte, was die Toskana und ihre Küche so unverwechselbar macht, der wird hier fündig. Das liegt zum einen an den Rezepten, die gut recherchiert sind und typische Zutaten in den Vordergrund stellen. Mindestens ebenso wichtig sind aber die vielen Geschichten und Hintergrundinformationen – sie lassen uns wirklich eintauchen in die Toskana und ihre Kochkultur.

  • Herausgeber: ‎ Dorling Kindersley Verlag
  • Sprache: ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: ‎ 240 Seiten
  • ISBN-13: ‎ 978-3831041725
  • € 28,00
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4 Kommentare

  1. Eine sehr schöne Rezension. Danke. Ich habe auch gleich mit ganz vielen „Bäbberle“ markiert, was mir gefällt. Vor allem hat mich das salzlose Brotrezept glücklich gemacht. Ich liebe dieses Brot sehr. Und und und…

    • Ich muss gestehen, ich habe mich an das Brot noch nicht herangetraut, meine Erfahrungen mit salzlosem Brot sind nicht so überragend. Ich muss das aber noch ausprobieren.

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