
„In veganisierten Gerichten werden Karotten in hauchdünne Scheiben geschnitten, um Lachs zu imitieren, Sellerie wird wie Schnitzel paniert und Gemüsepfannen enthalten Zutaten aus allen vier Jahreszeiten. Solche Rezepte tragen dazu bei, dass viele Menchen sich falsche Vorstellungen von einer modernen pflanzenbasierten Ernährung machen“.
Julius Fiedler kam als Filmstudent nach Großbritannien – für seine Abschlußarbeit drehte er eine Dokumentation über britischen Cheddar. Er landete dann als Produktionsassistent und später als Foodstylist bei Jamie Oliver. Dann kam Covid und damit die allgemeine Begeisterung für Sauerteig und Brot backen. Julius entschloß sich, kostenlose Live-Backkurse im Internet zu geben und traf damit einen Nerv – hier geht es zu seinem Instagram-Account. Gleichzeitig stieg er auf pflanzliche Ernährung um und fühlte sich anfangs etwas verloren – die Ersatzprodukte, die es einfacher machen sollen, sich vegan zu ernähren, waren nicht seine Welt. So machte er sich auf die Suche nach tradionell veganen Rezepte – und gut 90 solcher Rezepte aus aller Welt hat er nun in diesem Buch versammelt.
Die Rezepte hat er unterteilt in Vorspeisen, Hülsenfrüchte, Getreide, ganze Mahlzeiten, Gemüse, Dips und Chutneys und Süßes. So ganz erschließt sich mir die Einteilung nicht – warum die Bohnensuppe Ribollitta eine ganze Mahlzeit ist, der türkische Eintopf mit weißen Bohnen aus dem Hülsenfrüchte-Kapitel oder der Jackfruit-Eintopf aus dem Teil über Gemüse aber nicht, ist wohl Ansichtssache. Aber das ist eine Formalie – egal, in welches Kapitel man die Rezepte steckt, sie sind gut strukturiert, problemlos nachzukochen und das Wichtigste: es schmeckt. Man findet Rezepte für jede Gelegenheit – schnelle Essen, Gästetaugliches, Einfaches und Aufwändigeres – wer zum Beispiel Lust auf indisches Essen hat, kann entweder in einer guten halben Stunde Kichererbsenpfannkuchen auf den Tisch stellen oder aufwändig fermentierte Masala Dosa. Und wem der Sinn nach Pasta steht, kann selbst Lolli herstellen und sie zu einem Ragout von dicken Bohnen auf den Tisch stellen – oder schnelle Spaghetti all’assassina auf den Tisch bringen. Zu jedem Rezept ist nicht nur die Anzahl der Menschen angegeben, die davon satt werden, sondern auch der Zeitaufwand nach Gesamtzeit und reiner Arbeitszeit, man kann also gut planen. Außerdem gibt es zu jedem Rezept einige einführende Worte – über die Geschichte des Gerichts, aber oft auch, worauf es bei der Zubereitung ankommt. Auch zusätzliche Küchentips fehlen nicht. Und natürlich ist bei jedem Rezept angegeben, woher es kommt.
Und es gibt Register, in denen man findet, was man sucht – eines nach Gerichten und Zutaten und eines nach Herkunftsregionen.
Mich haben die Rezepte in ihren Bann gezogen; ich habe vieles entdeckt, das ich noch nicht kannte. So bin ich am Anfang erst mal bei den Vorspeisen hängen geblieben – sowohl für die Mungbohnennudeln als auch für den Goma-Tofu habe ich mir das Rezept auf eine Person runtergerechnet und es mehrfach für mich alleine zu Mittag gekocht.
Die Optik des Buches fängt das Thema – Mahlzeiten aus naturbelassenen Lebensmitteln – sehr gut ein. Dafür sorgen das mattgraue Papier, die großformatigen Food-Fotos, die auf das Essen fokussiert sind und Illustrationen in gedeckten Tönen.
Schon mal ausprobiert:

Das sind liang fen – kalte chinesische Nudeln. Dafür wird eine Masse aus Mungbohnenstärke gekocht, gut durchgekühlt und zum Servieren in Streifen geschnitten. Serviert werden die Nudeln in einer kalten, scharf-sauren Sauce. Ich habe das mehr als einmal als schnelles sommerliches Mittagessen für mich gemacht. Ein vergleichbares Rezept findet ihr hier bei Barbara. Ich werfe noch die Empfehlung hinterher, sich zum Verzehr ein Lätzchen umzuhängen 😜.

Für Goma Tofu aus Japan wird Sesammus (selbstgemacht oder gekauftes Tahin) mit Wasser aufgekocht und mit Speisestärke gebunden. Das Ganz wird dann im Kühlschrank fest und mit Sojasauce und einem Klecks Wasabi serviert – sehr fein.

Das ist der spanische arròs amb bledes: Paellareis, der mit Bohnen, Mangold, Kartoffeln und Tomate gegart wird: einfach, aromatisch und sehr sättigend. Bei uns hat ein halbes Rezept für 4 Personen gereicht.

Das Rezept für den Augenbohnensalat kommt aus der Türkei: gegarte Augenbohnen werden großzügig Gemüse und Kräutern und einem Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft, Granatapfelmelasse und Sumach serviert.

Der Mungbohneneintopf ist ein indischer Klassiker: zu den in einem würzigen Sud gegarten Mungbohnen gesellt sich noch ein Würzöl (Tadka) mit Knoblauch, Asafötida, Senfsaat und Curryblättern.

Zum Eintopf habe ich die superflauschigen indischen Pav serviert – der Flausch kommt von Öl im Teig. Außerdem werden die Brötchen nach dem Backen mit einer Öl-Wasser-Mischung bepinselt und kühlen bedeckt ab; so werden sie wirklich weich – ich denke, das sind unsere zukünftigen Burger-Brötchen – familieninterne Bezeichung: Dampfnudeln.

Im Süßspeisenteil gibt es ein Rezept für Mandelmilch. Es kann da nicht viel schief gehen; die Milch wurde gut.

Allerdings bin ich kein großer Fan von Mandelmilch, ich habe sie gemacht, um daraus Biancomangeare zu kochen. Der Mandelpudding war sehr fein; besonders die leichte Zitronennote ist schön. Mein Pudding ist nicht ganz so bianco, weil ich sehr großzügig selbstgemachten Vanillezucker verwendet habe, der mal weg mußte.
Fazit:
Man muss nicht vegan leben, um in diesem Buch Inspiration für die tägliche Küche zu finden. Es reicht die Lust, authentische Rezepte aus aller Welt auszuprobieren, dann bekommt man gut nachvollziehbare, vielfältige Rezepte für die verschiedensten Anläße, die richtig Spaß machen.
- Herausgeber: Dorling Kindersley
- Sprache: Deutsch
- Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
- ISBN: 978-3831051502
- € 29,95

Ich esse seit Jahren vegan/vegetarisch weil ich Fleisch nicht vertrage und bin der Ansicht dass es bei durch Pflanzennahrung möglich ist sich wirklich gesund, bunt und schmackhaft zu ernähren. Mir hat noch nie etwas gefehlt. Auch nicht geschmacklich.
Liebe Grüße
Susanne
Ich denke, im Grunde ist pflanzliche Nahrung sogar spannender und bunter, auch wenn ich nicht vegetarisch lebe, liegt der Fokus eher auch Gempüse, Hülsenfrüchte und Freunde, das ist so abwechslungsreich.
Schöne Buch-Empfehlung, danke Susanne. Erinnert mich an die alte Rezepte-Unterschrift, die einst durch die Blogs geisterte: immer schon vegan. Das ist bestimmt auch ein Buch für mich!
Ach, oder hieß nicht so das eine Koch-Buch mit diesen ozz langweiligen Fotos?
Es gibt diese Immer-schon-vegan-Reihe von Katha Seiser, das ist das gleiche Prinzip.