Kochbuch: Nistisima | Georgina Hayden

Georgina Hayden hat griechisch-zypriotische Wurzeln und wuchs in der Taverne ihrer Großeltern auf. Essen spielte also schon immer eine Rolle in ihrem Leben. Gleichzeitig ist sie griechisch-orthodoxe Christin, und da gibt es eine sehr ausgeprägte Fastentradition, an die sie sich hält. Fasten bedeutet in diesem Falle, dass keine tierischen Produkte auf den Tisch kommen – und das an bis zu 200 Tagen im Jahr.

Kein Wunder also, dass es in der griechischen Küche eine große Auswahl an tierfreien Speisen gibt – und diese Speisen heißen „nistisima“, also Fastenspeisen. Georgina Hayden hat sich in ihrem vorhergehenden Buch (bisher noch nicht auf Deutsch erschienen) mit den traditionellen zypriotischen Gerichten ihrer Familie befasst, und dabei fiel ihr auf, wie sehr die Rezepte und Traditionen vom griechisch-orthodoxen Kalender bestimmt sind. Für dieses Buch hier hat sie sich aber nicht nur in der griechischen Küche umgesehen. Sie hat sich auch mit Menschen aus dem Mittleren Osten und aus Osteuropa ausgetauscht und Gerichte aus deren Traditionen mit aufgenommen.

Die Rezepte fangen beim Frühstück an, bringen Ideen für Salate, Dips und Pickles, für Gemüsegerichte, Hülsenfrüchte und Getreide und auch Süßes, Eingemachtes und Getränke fehlen nicht. Ich verteile ja immer Klebezettelchen, um Rezepte zu markieren, die mich interessieren, und hier sind noch ganz schön viele Zettel übrig – ich muss das zypriotische Dorfbrot mit Mastix und Mahlep probieren, Fenchel in Safran schmoren, Hummussuppe kochen, die vegetarische Maqluba lockt – und noch vieles mehr.

Ein bisschen was habe ich ja schon ausprobiert, und es hat alles geschmeckt und war problemlos nachzukochen; auch die Zutaten sind sind nicht schwer zu beschaffen; ein Bauernmarkt und/oder ein gut sortierter Supermarkt oder Bioladen reichen völlig. Ein kleiner Hinweis an alle, die sich vegan ernähren: in manchen Rezepten wird Honig verwendet, denn der ist in der orthodoxen Fastenzeit nicht verboten.

Ich mag ja Kochbücher, die Geschichten erzählen, und Georgina Hayden ist eine großartige Geschichtenerzählerin. Man erfährt zu jedem Rezept die Hintergrundgeschichte und all das ist sehr persönlich geschrieben. Und auch die Personen, die mit ihren Rezepten und Geschichten zum Buch beisgetragen haben werden vorgestellt.

Noch ein paar Worte zu den äußeren Werten: das ist ein hübsches Buch mit einem hellen, aufgeräumten Layout. Die Rezepte sind übersichtlich in Spalten angelegt und es gibt sehr viele Fotos – nicht nur ganzseitige Foodfotos, sondern auch schöne Porträts oder Stillleben.

Das ist süßsauerer Lauch; er wird relativ lange geschmort und karamellisiert leicht. Mit Zucker und Zitronensaft abgeschmeckt ist das ein nuancenreiches Gemüsegericht.

Der Apfelkuchen ist sehr einfach: gescheibelte Äpfel werden mit Mehl, Zimt, gemahlenen Mandeln, Pflanzenöl und pflanzlicher Milch vermischt. Das Ganze bekommt ein Topping aus gehackten Nüssen und Zucker – saftig, nussig, schöne Zimtnote. Ein bisschen krümelig, aber der Kuchen hat trotzdem das Zeug zum Lieblingskuchen.

Für die Kibbet wird ein Teig aus gegartem püriertem Kürbis mit feinem Bulgur vermischt und vorgebacken. Darauf gesellt sich eine Füllung aus Spinat und roten Zwiebeln, gewürzt mit Zimt, Piment und Granatapfelsirup – eine sehr stimmige Kombination.

Das sind Bobalki. Die kleinen Hefeklößchen sind eine Weihnachtsspezilität aus der Slowakei: sie werden gebacken, danach voneinander getrennt und mit kochendem Wasser übergoßen, wodurch sie wieder weich werden. Es gibt eine süße Version mit Mohn und Zitrone und eine herzhafte mit Sauerkraut und Zwiebeln; für die habe ich mich entschieden.

Diese mit Za’atar und Olivenöl gefüllten Schnecken sind eine Reminesenz an die libanesische Manoushe, die in ihrer puren Version einfach mit Za’atar und Olivenöl serviert wird – und mindestens genauso gut. Die Brötchen eignen sich als Beilage, wir haben sie zum Frühstück gegessen.

Die Keftedes haben uns gut gefallen: sie basieren auf Kartoffeln, Zuchini, Karotte und Semmelbröseln, sind innen saftig und außen knusprig und zwangslos vegan.

Yiahni ist ein einfacher Eintopf aus Kartoffeln, Erbsen, Karotten und reichlich Olivenöl. Er ist schön aromatisch und tat uns gut.

Fazit:

Ich bin weder orthodoxe Christin noch lebe ich vegan, und das muss man auch nicht sein, um dieses Buch zu mögen. Die Rezepte sind gut nachzukochen, abwechslungsreich, schmecken gut und tun gut – udn die persönlichen Geschichten und Hintergrundinfos sorgen für Freude beim Lesen.