Kochbuch: Bayram | Orkide und Orhan Tançgil

Orkide und Orhan Tançgil sind vielen von Euch sicher ein Begriff, betreiben sie doch nicht nur die Website „Koch Dich Türkisch„, auf der es neben Rezepten auch Kochkurse und einen Lebensmittelverkauf gibt, sondern es gehen auch bereits einige Kochbücher auf das Konto der beiden. „Türkei vegetarisch“ zum Beispiel, das ich Euch hier vorgestellt habe – und wenn ich mir das Buch so ansehe, dan gehört es zu meinen meistgenutzten.

Nun also ein neues Buch, und das befasst sich mit türkischem Festtagsküche. Bayram ist nämlich das türkische Wort für Fest- oder Feiertage; gemeint sind sowohl religiöse oder gesetzliche Feiertage wie Neujahr wie Opferfest oder Ramadanfest als auch persönliche Feiertage wie Hochzeiten. Für all diese Anlässe gibt traditionelle Rezepte und entsprechend ist das Buch auch gegliedert.

Den größten Teil nehmen die religiösen Festtage ein. Es gibt Rezepte für den Ramadanmonat, das Ramadanfest, für Opferfest, für festtägliches Frühstück, Kandil-Nächte und Asura-Tag. Da gibt es zwar festgeschriebene Essentraditionen, aber trotzdem auch Abwechslung: die Feiertage richten sich ja nach dem Mondkalender und wandern entsprechend, und logischerweise gibt es etwas anderes zu essen, je nachdem in welche Jahreszeit das Fest fällt. So wird im Sommer zum Ramadan gerne in Olivenöl langsam geschmortes Gemüse serviert. Manches ist aber auch essentiell – so zum Beispiel der unten aufgeführte Eintopf mit Lammfleisch, Kichererbsen und Klösschen – ohne den gibt es in Gaziantep kein Ramadanfest.

Gesetzliche Feiertage sind zum Beispiel Neujahr, der Feiertag zum Gedenken an Atatürk, der Jugend und des Sports oder der Tag der Republik. Zu den meisten dieser Tage gibt es keine besonderen Essenstraditonen, man hat sich aber in jüngerer Zeit angewöhnt, Silvester und Neujahr als Gelegenheit wahrzunehmen, mit Freunden und Familie ordentlich zu feiern und dafür gibt es Ideen wie Börek vom Ofenblech oder gebratenen Kapaun mit Maronen-Reis-Füllung – Maronen zu rösten, ist gehört an Silvester dazu.

Und wie überall anders auch tischt man zu tradionellen Festen wie Nevruz (Neujahr) oder persönlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Trauerfeiern auf. So gibt es auf Hochzeiten gerne eine nahrhafte Suppe mit Lammhals – die vielen Gäste sollen ja satt werden. Und bei Beschneidungen, Hochzeiten und anderen Anlässen werden oft süße frittierte Teigbällchen in Sirup verteilt.

Die Rezepte sind unterschiedlich nach Aufwand und Schwierigkeitsgrad, sind aber allesamt wunderbar erklärt. Die meisten Zutaten bekommt man auf dem Markt oder im Supermarkt, für einiges, wie Paprikapaste oder Tarhana lohnt sich ein Besuch im türkischen Lebensmittelladen.

Mir gefällt besonders, das das Buch sich nicht nur auf Rezepte beschränkt. Es gibt zu jedem Rezeptkapitel eine ausführliche Einleitung, in der Traditionen und Rezepte der jeweiligen Feiertage erklärt werden und auch zu jedem Rezept gibt es einführende Worte. Das ist interessanter Lesestoff und ich habe viel Neues erfahren. Zum Beispiel habe ich mich immer mal gefragt, warum das berühmte türkische Fladenbrot eigentlich ramazan pidesi heißt. Nun, hier gibt es das immer zu kaufen, in der Türkei wird es aber traditionell nur in der Fastenzeit gebacken.

Noch kurz zu den äußeren Werten: das Buch ist hübsch anzusehen. Jedes Rezept hat eine Doppelseite bekommen, auf der sich Rezept und Food-Foto gegenüberstehen. Die Rezepte sind übersichtlich in je eine Spalte für Zutaten und Arbeitsanweisung unterteilt, und auch die Fotos machen Freude: sie sind hübsch gestylt, aber ohne allzu viel Chichi.

Ausprobiert:

Diese Suppe mit Paprikamark und Tarhana und kleinen Klößchen aus feinem Bulgur und – nochmals – Tarhana wird gerne im Ramadan gegessen. Die Suppe ist schön würzig und Klößchen machen Spaß. Gefreut habe ich mich außerem über den Tipp, dass man Tarhana auch zum Panieren verwenden kann.

Das sind Sesamkringel aus einem buttrigen Backpulverteig. Sie bekommen durch Mahlep ein besonderes Aroma und zergehen auf der Zunge.

Die Dorade aus dem Ofen ist ein Vorschlag für Silvester. Der Fisch wird mit Zwiebel, Knoblauch, Zitrone und Thymian gefüllt und gart unkompliziert auf einem Gemüsebett im Ofen. Besonders gut gefallen hat uns die dazu servierte Sauce, für die Zitronensaft, Olivenöl, Petersilie und Knoblauch püriert werden.

Es ist immer wieder faszinierend, wie vielseitig die Kombination Linsen/Nudeln doch ist. Hier ist es eine mit Paprikamark aromatisierte Linsensuppe, die mit Erişte serviert wird. Die Nudeln bestehen aus einem klassischen Nudelteig, werden aber recht kurz geschnitten.

Dieser Eintopf mit Lammfleisch, Kichererbsen und kleinen Fleischbällchen ist ein Gericht aus Gaziantep. Traditionell wird es am ersten Tag nach dem Ramadan zum Frühstück gegessen. Der Clou sind die Hackbällchen: die Basis sind Rinderhack – und Reis. Dieser wird eingeweicht, getrocknet und zu Mehl gemahlen. Gebunden wird alles mit Joghurt. Das Essen dauert seine Zeit, ist den Aufwand aber wert.

Das ist Börek aus Nudelteig (Wasserbörek, Su Böreği). Dauert auch ein wenig und ist ein richtiges Festessen: Nudelteigplatten werden blanchiert, in eine Form geschichtet, mit Butter bepinselt und mit Weißkäse und Petersilie gefüllt. Die Börek ist innen saftig und außen knusprig und lohnt den Aufwand.

  • Herausgeber : Christian Verlag
  • Sprache ‏: ‎Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏: ‎192 Seiten
  • ISBN: ‎978-3959616584
  • 29,99

Fazit:

Ob man nun türkische Festtage begeht oder nicht, wenn man sich für türkische Küche und Esskultur interessiert, dann lohnt sich dieses Buch. Es machen nicht nur die Rezepte Freude, sondern auch die vielen Hintergrundinfos.

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4 Kommentare

    • Es ist halt auch ein schönes Buch, vielen Dank, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, das alles zusammenzuschreiben.

    • Es ist tatsächlich toll, vor allem auch das Zusammenspiel zwischen Rezepten und Infos.

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