Kochbuch: Blaue Stunde | Stevan Paul

Die blaue Stunde, das ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Eintritt der Dunkelheit. Der Tag ist vorbei, die Nacht hat noch nicht begonnen. Die Arbeit des Tages ist geschafft, es ist Zeit sich zu entspannen, sich mit Freunden zu treffen – Feierabend, Zeit für einen Apéro. Nicht nur das Licht ist zu dieser Zeit außergewöhnlich, sondern auch die Stimmung. Und es ist Zeit für ein Buch, das sich mit dieser wunderbaren Tageszeit befasst. Geschrieben hat das Buch Stevan Paul, den ich wohl kaum noch vorstellen muss.

Mit diesem  Buch machen wir eine Weltreise, die dem Lauf der Sonne folgt. Wir starten in Samoa und enden in Mexiko, dazwischen liegen Stationen wie Indien, Ungarn, Dänemark, Marokko oder Brasilien.

Blickfang mit Fernweh-Garantie

Ich fange mal von außen an – das Buch ist ein Blickfang. Covergestaltung und geometrische Elemente im Inneren lassen mich ein wenig an den Jugendstil denken. Und der golden gefärbte Schnitt ist natürlich sehr schick. Die vielen schönen Fotos kommen von Daniela Haug. Die Foodfotos stellen ohne übermäßiges Drumherum das Essen schön in den Vordergrund. Und es gibt eine Menge atmosphärischer Bilder von den besuchten Orten – Menschen, Landschaften, Bars … die Reiselust wird geweckt.

Immer der Sonne nach

Jetzt aber zum Inhalt: unsere Reise beginnt in Samoa, wo wir den Fischsalat Oka I’a essen. Es gibt zum Beispiel geröstete Macademia aus Australien, frittierte Paneer-Röllchen aus Indien, eine spannende Variation des türkischen Imam Bayildi mit Zucchini statt Auberginen. Wir finden Bosna aus Österreich, dänische Leberpastete, Salade Lyonnaise, portugiesisches Brot-Omelette und Chilaquiles aus Mexiko. Die Rezepte sind vielseitig – vom kleinen Häppchen bis zum deftigen Eintopf ist für jeden Feierabend-Wunsch etwas dabei. Und die allermeisten Gerichte, die sind für mich richtiges Comfort Food.

Auch das Kochen ist kein Problem: die Rezepte sind gut aufgebaut. Bei manch kleinen Häppchen sind in einem Text mehrere kleine Rezepte versteckt, aber auch das ist dank fett gedruckt hervorgehobener Zutaten übersichtlich gelöst. Zu den Rezepten gibt es auch immer kleine erklärende Vorreden.

Kein Feierabend ohne Drinks und Musik

Das ist jetzt aber nicht alles; wir sprechen ja von einem Buch für den Feierabend, und zu einem ordentlichen Feierabend gehören Drinks und Musik, oder was meint Ihr? Entspechend gibt es zu jedem Rezept auch eine Getränkeempfehlung; eigentlich zwei, nämlich eine alkoholische und eine alkoholfreie. Und auch Musikempfehlungen gibt es eine Menge – das reicht von Jazz über Funk bis hin zu Chansons. Einen QR-Code mit Link zur Playlist findet man im Buch.

Nun wäre da hier kein Buch von Stevan Paul, wenn es nicht auch Geschichten gäbe. Er ist gereist für dieses Buch, der Herr Paulsen, und er hat nicht nur Rezepte und Fotos mitgebracht, sondern erzählt auch mitreißend und mit Begeisterung von von Menschen, Ländern, Menschen, Essgewohnheiten und Gerichten. Und wer mehr über die besuchten Orte und Lokale erfahren oder sie besuchen möchte, der findet am Ende des Buches eine passende Linkliste.

Schon mal ausprobiert

„Das beste Pörkölt der Welt“ – das ist natürlich eine Ansage, die überprüft werden muss. Und ja, es ist verdammt gut: gekocht wird es aus Beinscheiben, die beim Garen herrrlich zart werden. Angebraten wird mit Knochenmark und der Knochen darf mitköcheln und sorgt für zusätzliches Aroma.

Ich weiß ja gar nicht, wie lange ich schon Lütticher Waffeln machen wollte, also habe ich die Gelegenheit endlich mal beim Schopf ergriffen – bitte, einmal Hefewaffeln mit Perlzucker drin und Kirschkompott. Die Begeisterung war groß und allgemein.

Und noch so ein Gericht, das ich länger im Hinterkopf hatte: Chicken Tikka Masala; trotz meiner Vorliebe für die angloindische Küche habe ich das noch nie gemacht. Aber jetzt. Zartes Hühnchen in einer cremigen, mild-aromatischen Sauce.

Bitterballen sind kleine Kroketten aus den Niederlanden – klassischerweise trinkt man einen Bitter dazu; daher der Name. Basis ist eine dicke Bechamelsauce, angesetzt mit Rinderbrühe und angereichert mit Corned Beef. Das Ganze wird zu Kugeln geformt, paniert und frittiert, wandert anschließend wie von selbst in den Mund und schmeckt nach mehr.

Tortas ahogadas – Ertränkte Brötchen. Mein Mann hat sich das ausgesucht, und er war dann auch so hingerissen, dass er meinte, das könnte es am nächsten Tag gleich nochmal geben. Wir sprechen von Brötchen, gefüllt mir gegartem, gezupftem Fleisch und Krautsalat und einem Topping aus Salsa Roja.

Fazit

Ein schönes Buch – und zwar nicht nur für den Feierabend. Man findet abwechslungsreiche, gut umsetzbare Anregungen für die Feierabendküche, die gut gästetauglich sind. Und die schönen Bilder und Geschichten nehmen uns mit auf eine Reise durch die Feierabend-Gepflogenheiten dieser Welt.

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
  • Verlag: Brandstätter Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3710601972
  • 35,00
Print Friendly, PDF & Email

9 Kommentare

  1. Boah! Kommt sofort auf meine Geschenkewunschliste!!!

    Chicken Tikka Masala hättest Du übrigens bei mir finden können. 😉

    Liebe Grüße und schönes Wochenende

    Britta

  2. Super alles gefällt mir sehr. Schon wieder schwach geworden, aber ich freue mich über die Neuanschaffung :). Liebe Grüße und ein schönes WE.

Kommentare sind geschlossen.