Es wird heute ein wenig exotisch, aber ich erkläre das gerne ;-). Ich mag US-amerikanisches Comfort Food ziemlich gern. Eine Veganerin wird in diesem Leben zwar nicht mehr aus mir. Aber eine neugierige, experimentierfreudige Köchin, die sich nicht gern von Etiketten und Schubladen einschränken lässt, das bin ich schon. Deswegen habe ich auch fröhlich zugesagt, als man mich fragte, ob ich Euch dieses Buch hier vorstellen möchte – amerikanisches Comfort Food, aber vegan interpretiert.
Von der Musik zum Essen
Aber von vorn – wer ist eigentlich diese Lauren Toyota? Ursprünglich ist die Kanadierin in der Musikszene zu Hause, hat unter anderem für Sony und MTV gearbeitet. Sie ist Veganerin und teilt seit 2014 ihre Ideen und Rezepte auf ihrem YouTube-Channel und ihrem Blog „hot for food„. In ihrem ersten Buch hat sie sich vorgenommen, Comfortfood-Rezepte vorzustellen, die typischerweise mit Fleisch hergestellt werden. Die Rezepte sollen vor allem eines: Spaß machen. Und sie möchte, dass man kein Veganer sein muss, um ihre Rezepte zu lieben. Schauen wir mal nach, ob das gelungen ist ;-).
Fangen wir von außen an: vor mir liegt ein hübsch aufgemachtes Paperback. Das Layout ist schön übersichtlich: im Großen und Ganzen hat jedes Rezept eine Doppelseite bekommen; eine Seite für das Rezept, die gegenüberliegende für das Foto. Bei den Rezepten gibt es am Rand eine Spalte mit Zutaten, die Arbeitsanleitung steht daneben. Jedes Rezept hat ein ganzseitiges Foto bekommen. Hübsch anzusehen sind die Fotos, aber nicht überstylt.
Comfort Food satt – rein pflanzlich
Jetzt zum Inhalt: da gibt es Rezepte für den Brunch, Finger Food, Beilagen und Salate, Suppen, Sandwiches, Pasta, Hauptgerichte , Süßes und ein Kapitel mit Saucen-Rezepten. Die Rezepte orientieren sich an dem, was in den USA und Kanada als Comfort Food gilt und so finden wir Tofu Benny mit Sauce Hollandaise statt Eggs Bénédict, es gibt Waffeln, Lasagnesuppe, ein Filet-O-Tempeh-Sandwich statt eines mit Fisch. Es gibt Pizza mit gefülltem Rand, Bangers and Mash, Zimtschnecken und Tiramisu Trifle. Besonders ausführlich ist das Kapitel mit den Saucen – Sour Cream, Ranch Dressing, Aioli, Bratensauce – es fehlt an nichts.
Selbstgemacht – und frech
Bei diesem Thema ist klar, dass die Rezepte nicht ohne „Ersatzprodukte“ auskommen: man braucht einen guten Vorrat an pflanzlicher Milch und Cashewkernen und Hefeflocken, aber auch Tofu hat seinen Platz; selbstgemachten Seitan und Rezepte mit Tempeh gibt es auch. Ich bin kein Fan davon, Fleisch oder Fisch nachzubauen, muss aber sagen, dass Lauren Toyotas Ideen mich trotzdem begeistert haben; ich finde sie weitaus origineller und frecher als das, was man auf diesem Gebiet sonst so antrifft. Es werden keine hochverarbeiteten Ersatzprodukte mit zweifelhaften Inhaltsstoffen verwendet, sondern es wird schlicht alles selbst gemacht. Was ich versucht habe, hat geschmeckt und Spaß gemacht; ich war zum Teil wirklich beeindruckt, wie gut.
Die Rezepte sind ordentlich strukturiert und gut nachzubauen – wenn auch aufgrund der vielen selbstgemachten Komponenten die Zutatenlisten gerne etwas länger sind. Außerdem ist man gut beraten, wenn man einen vernünftigen Mixer hat, sonst wird es manchmal etwas mühsam. Der Verlag dieses englischsprachigen Buches sitzt in den USA – Cup-Maße und Fahrenheit sind also allgegenwärtig, aber das Umrechnen lohnt sich.
Schon mal ausprobiert
Ja, ich habe mit dem Kochen während der Spargelsaison angefangen. Und ich habe zum Einstand ein ganzes Bund davon verdrückt. Einfach nur mit der veganen Hollandaise auf Basis von Mandeln und Pflanzenmilch, die Laura Toyota vorstellt. Die Hollandaise hat wirklich überraschende Ähnlichkeit mit dem Original – und sie ist extrem schnell und einfach hergestellt.
Wenn ein Rezepttitel mit „loaded“ anfängt, dann locken üblicherweise ein paar Kalorien mehr. „Loaded Fries“ klingt entsprechend fast schon nach Overkill, aber nein: Die Pommes frites werden im Backofen knusprig gegart. Für die Toppings braucht man ein wenig Vorbereitungszeit: da wäre zunächst der „Speck“: Tofu nimmt ein Bad in Sojasauce, Ahornsirup und Flüssigrauch und wandert dann in den Ofen. Es gibt eine Sour Cream auf der Basis von Cashews (die weißen Tupfer auf dem Foto), die eine gute Konsistenz hat und schön säuerlich schmeckt. Wirklich beeindruckt hat mich aber der „Nacho-Käse“. Ihr kennt die Rezepte, bei denen für diese Sauce Schmelzkäse in Milch geschmolzen wird? Brrrr…. das hier ist tatsächlich besser: Kartoffel, Karotte, etwas Hefeflocken, Pflanzenmilch und einige Gewürze. Die poppige Farbe kommt von Tomatenmark. Die Sauce wird bestimmt Standard bei uns; wobei ich dann möglicherweise auf Kuhmilch zurückgreifen werde.
Fettucine Alfredo – in der Urversion eine cremige Pasta mit Butter und Parmesan. Beides gibt es hier nicht- die Cremigkeit kommt von eingeweichten, gemixten Cashews und das Aroma von einer zerkleinerten Mischung aus Cashews und Hefeflocken. Pilze und Spinat sind auch noch mit von der Partie. Wir haben das mit Begeisterung weggeputzt.
Brownies – schön feucht und schokoladig. Statt Ei kommt eine Mischung aus gemahlenen Leinsamen und Wasser in den Teig.
Würstchen im Schlafrock – aber nicht mit gekaufter „Wurst“ aus der veganen Ecke des Supermarkts, sondern selbst gemacht. Der Blätterteig ist gekauft; die Füllung besteht aus Bohnen, Pilzen, Kräutern und Gluten. An Würstchen hat das Ganze mich nicht erinnert, aber nette Häppchen sind es trotzdem.
Fazit
Was mich angeht, hat Lauren Toyota ihr Ziel erreicht – mir macht dieses Buch definitiv Spaß. Es gibt eine Menge kreativer Rezeptideen, die schmecken, unabhängig davon, ob man nun vegan lebt oder nicht. Für mich ist auch spannend, wie sie mit den Zutaten spielt und uns zeigt, was für Möglichkeiten es gibt.
- Taschenbuch: 240 Seiten
- Verlag: Ten Speed Press
- Sprache: Englisch
- ISBN: 978-0399580147
Vegan ist definitiv nix für mich, das bestätigt dein Bericht- zuviel Hefe-Flocken und Soja-Sauce. Zudem las ich neulich- auch Pflanzen wollen nicht gegessen werden. Nur so am Rande erwähnt (g)
Ja, die Hefeflocken und die Sojasauce bringen den Geschmack an das Ganze. Und dass die Pflanzen nicht gegessen werden wollen, das kann ich ihnen auch nicht verübeln ;-).
das Buch könnte mir gefallen…
Den genialen Ei-Ersatz aus Leinsamen habe ich schon probiert und Saucen auf Cashewbasis mag ich auch, allerdings keine Hefeflocken oder Tofu etc.
Die Hollandaise würde mich interessieren, stellst du sie noch detaillierter vor?
lg
Die Hollandaise ist sehr einfach. Du brauchst 125 ml Mandelblättchen, 125 ml Pflanzenmilch, einen Esslöffel Kokosöl, 1 1/2 Esslöffel Zitronensaft, 2 Esslöffel Hefeflocken, 1/2 TL Senfpulver, etwas Kurkuma, Salz und Pfeffer. das wird alles gemixt, bis es homogen ist, am besten so lange, bis das Öl der Mandeln etwas austritt. Dann noch vorsichtig unter Rühren erhitzen und schon fertig.