Kochbuch: Molly’s Kitchen | Molly Yeh

Eigentlich ist Molly Yeh ja Percussionistin. Aufgewachsen ist sie in einem Vorort von Chicago, hat dann in New York studiert und lebt nun mit ihrem Mann auf einer Zuckerrübenfarm im North Dakota. Der Umzug von der Großstadt auf das Land war ein großer Einschnitt, und so begann sie dort, sich sehr stark auf ihren Blog zu fokussieren. Sie fing außerdem an, für andere Websites zu arbeiten und nach und nach wurde der Blog zu einem Vollzeit-Job. Und nun liegt ihr erstes Kochbuch vor mir.

Erster Eindruck

Das Buch ist sehr hübsch aufgemacht; es macht großen Spaß, darin zu blättern. Das liegt zum einen am Layout: das ist von den Schrifttypen und Druckfarben her recht ruhig und klassisch, aber es gibt viele lustige kleine Zeichnungen und Grafiken, die alles auflockern und einem das eine oder andere Kichern entlocken. Und natürlich gibt es auch viele Fotos; nicht nur von den vorgestellten Gerichten, sondern auch vom Leben auf der Farm.

Rezeptideen für jede Lebenslage

Die Rezepte sind unterteilt in Frühstück und Brunch, Hauptgerichte, Snacks und Partyfood sowie Desserts und Kuchen. Und, naja, ich möchte so gut wie alles essen, was da vorgestellt wird. Ich muss unbedingt noch den Schakschuka-Couscous probieren, die Kubaneh mit Kardamom und Orange, die Schnitzelbao mit Sriracha-Mayo oder die frittierten Essiggurken mit Käse. Genau wie die verschiedenen Varianten von Mac and Cheese, die verschiedenen Challahs oder die selbstgemachten Mozartkugeln. Ihr merkt schon, die Rezepte haben eine beachtliche Bandbreite. Molly Yeh hat jüdische und chinesische Wurzeln, und das merkt man den Rezepten immer wieder deutlich an; sie hat keine Scheu davor, Elemente aus beiden Küchen zu vermischen.

Geschichten inklusive

Man findet also viele originelle Rezepte, aber das ist es nicht allein, was dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Molly Yeh ist nämlich auch eine begnadete Geschichten-Erzählerin. Immer wieder erzählt sie – von ihrer Kindheit, dem Leben in New York und auf der Farm, und das alles so kurzweilig, lustig und ein bisschen verrückt, dass man das Buch schon alleine um der Geschichten willen lieben muss. Auch zu den Rezepten gibt es immer kleine, persönlich und humorvoll geschriebene Vorworte.

Schon mal ausprobiert:

Fangen wir doch mal mit etwas Süßem an. Ihr verdankt das dem Umstand, dass Rhabarber in der Abokiste war. Malabi gibt es da, aber in einer etwas aufwändigen Version: auf dem Boden der Gläschen befindet sich eine Knusperschicht aus Nüssen, Zucker und Kokosöl, darüber ein mit Rosenwasser und Vanille aromatisierter Pudding auf Kokosmilch-Basis und die oberste Schicht schließlich ist ein Kompott aus ofengeröstetem Rhabarber. Rhabarberkompott gehört zu meinen Kindheits-Traumata, aber so mag sogar ich es.

Ab und zu blitzen Molly Yehs chinesische Wurzeln durch. So wie bei diesem Frühlingszwiebelpfannkuchen, die ja klassisch chinesisches Streetfood sind. Schon lange wollte ich sie machen – und es hat sich gelohnt; sie sind toll und fanden reissenden Absatz. Allerdings habe ich die Flüssigkeitsmenge im Teig deutlich reduziert. Ebenfalls toll: der dazu servierte, mit Sojasauce, Ahornsirup und Reisessig angemachte Karottensalat.

Auf die Spaghetti mit Tomatensauce und Nussbällchen hatte ich mich sehr gefreut, aber leider haben die Bällchen nicht so toll geschmeckt wie erhofft: sie waren sehr hart und trocken. Es wurden Walnüsse und Mandeln als Nussorten vorgeschlagen; ich habe Mandeln verwendet. Ob es daran lag oder ob ich alles zu sehr gemixt habe – ich weiß es nicht. ich werde wohl einen zweiten Versuch starten, dann aber mit Walnüssen.

Molly Yeh benutzt auch gerne mal den Slowcooker. Ich habe das Gulasch ausprobiert, das sie darin macht. Sie hat es auf ihrer Hochzeitsreise in den Alpen gegessen und war so begeistert, dass sie es nachkochen musste. Zum Gulasch gibt es Semmelknödel – ein wenig ungewöhnlich mit Frühlingszwiebeln und Käse darin, das hat uns allen gut gefallen.

Auch die Chatchapuri sind toll – statt verschiedener Käsesorten kommen unter anderem Spinat und Ei hinein – nicht so üppig wie das Original, aber sehr gut.

Es gibt einige Variationen von Mac and Cheese im Buch und eine ist reizvoller als die andere, jedenfalls wenn man, so wie ich, Nudeln in Käsesauce zu schätzen weiß. Es gab Makkaroni mit Brie, Äpfeln und Pancetta, ein bisschen außer Konkurrenz, denn ich habe mir die Sauce von der Küchenmaschine rühren lassen. Aber die Kombination ist einfach eine Wucht!

Fazit:

Fazit: Ihr habt es beim Lesen schon gemerkt – das ist ein tolles Buch. Zum einen wegen der vielseitigen, alltagstauglichen und originellen Rezepte, aber auch wegen der vielen lustigen Geschichten. Zusammen mit den den kleinen Zeichnungen und Grafiken, die überall im Buch verstreut sind, machen sie dieses sehr persönliche Buch mit alltagstauglichen Rezepten zu etwas, das sich angenehm aus der Masse hervorhebt.

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Südwest Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN 978-3517096223
  • 24,99

4 Kommentare

  1. Nice.
    Sieht sehr alltagstauglich aus, was ich bei einem Kochbuch wichtig finde.
    Über einen Essiggurkenpost würde ich mich freuen. Man sieht es in Dokus, aber keiner hat erzählt, wie es schmeckt.
    Liebe Grüsse
    Susi

    • Ja, es ist alltagstauglich und originell.
      An die Gurken habe ich mich bisher nicht getraut. Ich warte auf einen ganz mutigen Tag ;-).

  2. Ich liebe dieses Buch auch sehr und freue mich riesig, dass es bei dir auch so gut ankam. 🙂
    Die Spaghetti mit Nussbällchen standen auch auf meiner Nachkochliste, allerdings habe ich sie nicht mehr gekocht… Hm, mal sehen, ob ich sie dann demnächst doch noch probiere und schaue, wie sie bei uns werden. Die Bourekas im Buch sind übrigens auch großartig!
    Liebe Grüße, Becky

    • Ja, das Buch ist echt toll. Und die Nussbällchen mache ich bei Gelegenheit nochmal, aber nur mit Walnüssen.

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