
Die Geschichte dieses Buches beginnt bereits im Jahr 2020; Sami Tamimi hatte sich da gleich nach der Veröffentlichung seines Buches Palästina ans Werk gemacht. Er wollte sich mit seinem Partner eine kleine Auszeit in Italien gönnen – dann kam Corona und die Auszeit dauerte erzwungenermaßen fast ein Jahr: viel Zeit zum Nachdenken und zum Kochen und letztendlich wurde es ein Projekt, das nicht nur Rezepte sammeln sollte, sondern diese auch mit den darin enthaltenen Erinnerungen und Emotionen in Zusammenhang zu bringen.
In der palästinensischen Küche werden schon immer gerne regionale Zutaten (baladi) verwendet. Es gibt außerdem eine Tradition, Kräuter, Früchte und Pilze zu sammeln. Und der Boustan, von dem sich der Titel des Buches ableitet ist ein Ort: nämlich der in der palästinenischem Esskultur so wichtige Gemüsegarten; Sami Tamimi gedenkt mit seinen Rezepten besonders dem ehemaligen boustan seiner Großeltern im südlichen Westjordanland und möchte die Aromen ihrer Küche festhalten.
Die Rezepte dazu hat er unterteilt in Basics für die Vorratskammer, Frühstück und Brunch, kleine Gerichte, Suppen und Salate. Es gibt Gerichte für unter der Woche, Gästetaugliches, Brot und natürlich auch Süßspeisen.
Die Gerichte sind größtenteils ganz klassisch, aber manchmal hat Sami Tamimi sich auch von den traditionellen Kochtraditionen inspirieren lassen und etwas Neues daraus gemacht, wie bei den Couscous-Puffern unten, für die der Couscous mit Tomaten und Zwiebeln seiner Mutter Pate stand oder bei den Brownies mit Halwa.
Die Rezepte setzen auf frische, gut erhältliche Zutaten; aber natürlich sollten Gewürzschrank und Vorratskammer gut gefüllt sein und für manche Zutat – wie zum Beispiel Freekeh oder Sumach lohnt sich auch der Gang in den orientalischen Laden. Die Rezepte sind exakt formuliert, man kann sich auf sie verlassen – für mich, was Kantenlängen der Würfel angeht, manchmal etwas zu exakt, uff. Auch die Aromen und Konsistenzen sind gut ausbalanciert – uns hat alles geschmeckt.
Aber es geht ja um mehr als um Rezepte; das Buch ist ein sehr Persönliches und möchte auch eine Verbindung zum palästinensischen Volk schaffen – Essen ist da ein gutes Vehikel und nicht so vermint wie anderes. Und so erzählt Sami Tamimi zu jedem Kapitel und zu jedem Rezept auch eine Geschichte, die uns die palästinensische Esskultur nahe bringt.
Kurz zu den äußeren Werten: das ist ein hochwertig gemachtes Buch, in dem man gerne blättert – dafür sorgen ein ruhiges Layout in Spalten, ganzseitiges Foodfotos und mattes Papier in gedeckten Farben. Die Foodfotos stellen das Essen in der Vordergrund, und auch der Autor kommt hin und wieder vor; mitsamt seinen beiden Hunden (Möpse, falls das jemand wissen muss).
Schon mal ausprobiert:

Erst mal ein paar Basics: Dukka in der palästinensischen Variante ist nicht auf der Basis von Nüssen, sondern es wird Weizen verwendet; in diesem Fall Bulgur, der geröstet und mit Sesam und Gewürzen gemahlen wird. Aromatisch super, aber ich habe den Bulgur nicht so recht klein bekommen; da war etwas viel Knusper.

Das ist eingelegter Za’atar – also, fast. Za’atar, also den wilden Thymian gibt es hier nicht, er wird durch Oregano ersetzt. Und landet im Gals mit grüner Chili, Zitrone, Olivenöl und Salz. Nach dem Durchziehen ist das Wundermittel für (fast) alles.

Die Ijeh mit Zucchini und Lauch ist eine Art palästinensische Frittata, gewürzt mit Minze, Fenchel und Chiliflocken. Wie man sieht, ist mir das Ganze etwas dunkel geraten; gut war es dennoch.

Zur Ijeh habe ich ein einfaches, in der Pfanne gebratenes Fladenbrot serviert. Die Farbe kommt von Kurkuma.

Palästinensische Eggs and Chips – also Bratkartoffeln mit Spiegelei – sind ein fixes Essen. Das Aroma kommt von Zwiebel, Sumach, Oregano und Petersilie.

Linsensuppe klingt einfach und die Suppe steht auch fix auf dem Tisch. Den Unterschied machen die Toppings: gerösteter, grob gemörserter Kreuzkümmel und das gewürfelte Fruchtfleisch einer Zitrone.

Die Couscous-Laibchen sind dank eines hohen Gemüse-Anteils (Tomaten, rote Paprika, Karotten) sehr saftig. Ich hatte etwas Bedenken, ob sie zusammenhalten, aber das war kein Problem. Dazu gibt es einen frischen Joghurt-Dip mit Salzzitrone, Kapern, Minze und Dill.

Die Brownies setzen auf Tahin statt Butter und haben ein Topping aus Halwa, Sesam und Schokolade. Im Original ist die Konsistenz eher puddingartig – ich habe ihnen fünf Minuten länger im Ofen gegönnt, so war das für uns genau richtig.

Aqras Beyd sind Hefeteigfladen, die mit karamellsierten Zwiebel, Ei; Zucchini und Feta belegt werden.
Eine weitere Buchvorstellung findet Ihr hier bei meiner Namensvetterin Susi.
Fazit:
Wer vegetarische und vegane Rezepte mit den Aromen des Nahen Ostens sucht, ist hier richtig. Die Rezepte sind mit gut erhältlichen Zutaten umsetzbar, und auch wer vegan lebt, wird fündig. Und die sehr persönlich erzählten Geschichten bringen und die palästinensische Esskultur näher.
- Herausgeber: Dorling Kindersley
- Sprache: Deutsch
- Gebundene Ausgabe, 320 Seiten
- ISBN: 978-3831050833
- € 34,95

Das freut mich immer, wenn ich bei dir lese, dass dir das Buch auch gefallen hat. Und wie fast immer haben wir ganz unterschiedliche Gerichte aus dem Buch gekocht.
Danke fürs Verlinken!
Ich finde das auch immer wieder witzig, dass wir offenbar einen sehr ähnlichen Buchgeschmack haben, aber ganz unterschiedliche Vorlieben bei den ausprobierten Rezepten.