
Rosa Cienfuegos ist in Mexico City geboren und aufgewachsen. Heute lebt sie in Syndney, wo sie eine Tamalerie und Mexican Deli betreibt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen die authentische mexikanische Küche näher zu bringen – und zu zeigen, dass man auch zuhause problemlos mexikanisches Essen zubereiten kann. Sie gibt dazu auch Kochkurse – nach Australien müssen wir aber dafür nicht reisen; wir werfen einen Blick in dieses Kochbuch; es ist bereits ihr zweites.
Das Essen in Mexico City ist sehr facettenreich und spiegelt die mexikanische Landesküche wieder, denn es kommen Menschen aus ganz Mexico, die in der großen Stadt ihr Glück suchen, und natürlich bringen diese ihre typischen Gerichte mit. Entsprechend breit gefächert sind auch die Rezepte im Buch: wir starten mit Frühstück – mit Chilaquiles zum Beispiel oder einem Sandwich aus Weizentortillas. Danach gibt es Snacks und Getränke, wie man sie zum Beispiel in den alteingesessenen Cantinas bekommt – Chicken Wings, gefüllte Jalapeños oder die Käse-Tostadas, die ich weiter unten ausprobiert habe. Natürlich gibt es ein Kapitel mit Tacos, gefolgt von Suppen; das Kapitel hält Überraschungen bereit, Tortilla-Suppe habe ich immer für eine US-amerikanische Erfindung gehalten. Ein Kapitel widmet sich der Comida Corrida, das sind einfache, erschwingliche Alltagsmenüs aus Suppe, Reis, Hauptgericht mit Tortilla und Salsa und ein Nachtisch; die Albondigas und der Kaktussalat von unten kommen aus diesem Kapitel. Obwohl Mexico City weit vom Meer lebt, isst man auch viel Meeresfrüchte und Fisch – Garnelensuppe zum Beispiel. Natürlich fehlt auch nicht der Nachtisch und ein Kapitel mit Grundrezepten wie Tortillas, Salsas oder schwarze Bohnen.
Die Rezepte sind alle gut nachvollziehbar und die Küchentechniken gründlich erklärt, da gibt es keine Schwierigkeiten; einzig bei den Tamales hätte ich mehr Fleisch für die Füllung haben müssen. Natürlich sind die Zutaten eine Grenze: nixtamalisiertes Maismehl, verschiedene Chilisorten und ähnliches kann man aber zur Not online ordern. Und wer im Einzugskreis von München wohnt, dem kann ich den Mercado de Mexico empfehlen, da habe ich alles bekommen.
Rosa Cienfuegos beschränkt sich aber nicht nur auf Rezepte – das Buch ist eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt, immer wieder flicht sie Erinnerungen und Geschichten ein und auch zu jedem Rezepte gibt es eine kleine, persönliche Vorrede.
Eine Liebeserklärung an Mexico City ist auch die Gestaltung des Buches: die ist fröhlich und farbenfroh mit ausdrucksvollen Fotos und hübschen bunten Grafiken. Und der Motiv-Farbschnitt ist echter Hingucker.

Erst mal ein paar Basics: für die schrumpeligen Jalapeños werden die Chilis erst kräftig angeröstet, dann mit Würzmitteln in ein Glas gegeben und ordentlich durchgeschüttelt. Überrascht hat mich da die Verwendung von Maggi, aber das passt tatsächlich gut.

Das sind Frijoles Refritos, also gegarte und dann mit Tomate, Zwiebel und Epazote gebratene schwarze Bohnen. Keine Kandidaten für einen Schönheitspreis aber geschmacklich einfach toll.

Für die Käse-Tostadas werden frittierte Tortillas mit einer Avocadocreme bestrichen, und mit gebratenem Halloumi und Picco de Gallo belegt. Dazu gibt die Jalapeños von oben. Ich habe noch Bohnen dazu getan. Insgesamt eine schöne Kombination – und das Rezept für die Tortillas hat sehr gut funktioniert.

In meinem Gemüsefach drängelten sich die Zucchini. Eine gute Gelegenheit, die falsche Guacamole auszuprobieren: dafür werden schlicht Zucchini mit Tomatillos, Chilis und Limettensaft püriert. Geschmacklich schön frisch, aber die Konsistenz war mir etwas zu flüssig – was aber auch an meinen Zucchinis gelegen haben kann.

Das sind Tacos die Picadillo, eine etwas schräge Kombination: auf die Maistortillas kommt zunächst eine Portion mexikanischer Reis, darauf dann ein Ragout mit Rinderhack und Gemüse. Dazu gibt es wieder die schrumpeligen Jalapeños – insgesamt ein echtes Wohlfühlessen.

Die Tortillas für die Pilz-Quesadillas werden aus blauem Mais gemacht. Gefüllt sind sie mit gebratenen Pilzen und mit Käse. Dazu gibt es eine Salsa aus gerösteten grünen Chilis; insgesamt echtes Comfort Food.

Für die Albondigas werden Tomaten die Tomaten mit etwas Chipotle zu einer Sauce gemixt. In dieser Sauce werden dann die Fleischbällchen gegart, die mit Zimt gewürzt und mit Tomatillos angereichtert sind. Dazu gibt es mexikanischen Reis, Frijoles und natürlich Tortillas.

Das sind Tamales. Dafür wird eine Masse aus Tortillamehl, Wasser und Schweineschmalz hergestellt, das ganze wird mit einem Topping aus gegartem Schweinefleisch und Salsa versehen, in Maisblätter gefüllt, gedämpft, dann wieder ausgewickelt und gebraten. Das Füllen hat mir einiges Gegrummel entlockt, aber letztendlich hat alles funktioniert und geschmeckt; nur vom Fleischtopping hatte ich zu wenig.

Tamales sind eigentlich ein Frühstücksgericht – das kann ich mir nur vorstellen, wenn ich sie kaufe. Wir haben sie zu Abend gegessen und dazu gab es diesen Kaktus-Salat mit Nopales, Zwiebel, Tomaten, Chili und Koriandergrün.
Fazit:
Das liebevoll und detailreich gemachte Buch spannt einen großen Bogen von traditionellen mexikanischen Gerichten bis hin zu beliebtem Street Food. Die Rezepte sind authentisch und gut nachkochbar. Und dann hat Rosa Cienfuegos da auch noch ein sehr persönliches Kochbuch geschrieben, man fühlt sich mitgenommen in ihre Heimatstadt.
- Herausgeber: Prestel Verlag
- Sprache: Deutsch
- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- ISBN: 978-3791393490
- € 36,00
Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen. Wo zur Hölle kriegst Du blauen Mais her? Noch nie gesehen!
Und ich frage mich langsam wie viele Meter Dein Kochbuchregal lang ist?
Für Dich ein schönes Wochenende
Susanne
Der blaue Mais kommt aus dem Laden, den ich im Artikel verlinkt habe; der Laden ist zwar klein, aber echt gut sortiert. Und was die Kochbuchregale angeht… naja, ich habe mehrere 😬.
Das Buch liegt hier auch und wartet auf eine Rezension. Mir ist schon beim „LeSud“ aufgefallen, dass wir derzeit dieselben Bücher zum Bearbeiten haben. Zum Glück haben wir aber dann beim Kochen immer einen anderen Gusto.
Offensichtlich haben wir den gleichen Bücher-Geschmack, aber nicht den gleichen Rezepte-Geschmack :-).
[…] habe echt viele Tortillas gebacken für die Rezension von „Mexico City„*; diese hier standen relativ am Anfang und haben uns richtig Spaß […]