Kochbuch: Osteuropa vegan | Angelika Grossmann , Stefan Pop

Stefan Pop arbeitete in seinem Geburtsland Rumänien ursprünglich in der Werbung. Kochen war in dieser Zeit eher private Erfüllung. Als er Vater wurde, wechselte er – das Land, die Sprache, und den Beruf und eröffnete ein Restaurant in Ungarn. Als er später eine Foodfotografin (gemeint ist wohl Co-Autorin und Fotografin Angelika Grossmann, die Autor*innenvorstellung ist etwas nebulös formuliert) traf, verlegte er sich zusätzlich auf das Foodstyling und findet es wichtig, Wissen und Handwerk in einer harmonischen Komposition umzusetzen.

Und jetzt schauen wir mal, wie das im vorliegenden Buch gelungen ist 😉. Vorgenommen hat sich das Autor*innenduo einen Überblick über die osteuropäische vegane Küche. Osteuropa, das ist, um mal literarisch zu werden, ein weites Feld. Ein sehr weites.

Die Spannweite der Rezepte ist groß: sie umfasst den Balkan, den Kaukasus, sowie Russland, die Ukraine, Belarus, Moldawien und Rumänien und jetzt, wo ich das tippe fällt mir auf, dass es serbische Rezepte gibt, aber keine kroatischen. Aber wie auch immer, das Spektrum ist groß; und deshalb werden am Anfang des Buches auch kurz die Gemeinsamkeiten der Esskulturen wie Saisonalität, Fermentieren und das Essen in der Familie zusammengefasst.

Die Rezepte selbst sind dann saisonal geordnet – und wer im Kopf hat, dass die osteuropäische Küche eher fleischlastig ist, wird überrascht sein. Zusammengetragen wurden traditionelle Gerichte mit einem veganen Twist: die georgischen Khinkali werden mit Brennnesseln gefüllt, das griechische Herculeskotelett basiert auf Haferflocken, es gibt klassisch georgischen Bohneneintopf und länderübergreifenden Ghivegi (Güveg).

Die Rezepte sind gut strukturiert und problemlos nachkochbar, auch wenn sie sich etwas hölzern lesen. Für manche Zutaten muss man sich zur rechten Zeit in die Natur begeben, sonst gibt es eben keine saure Suppe (Ciorba) mit Hopfenaufguss, aber normalerweise kommt man gut mit einem Einkauf auf dem Markt, im Bioladen oder im Supermarkt klar. Für Lebensmittel wie Buchweizenblätter oder geräucherte Pflaumen hätte ich mir aber Alternativen gewünscht. Und was mich ein wenig irritiert, ist das mit der Saisonalität, die sehr engagiert vertreten wird – zum Beispiel ein Gemüseaufstrich mit Paprika, Auberginen und Tomaten und eine Kohlrabisuppe im Winter passen da nicht so recht ins Konzept.

Das Autor*innenduo legt Wert auf Ästhetik und so ist das ein Buch, das man sich gerne anschaut; die Bildsprache ist sehr ästhetisch und hat einen ganz eigenen Charakter.

Ajvar liebe ich ja – Zeit, mal welchen selbst zu machen. Paprika, Auberginen und Chilis werden dazu auf dem Grill geröstet, geschält, püriert und mit Gewürzen zu einer dicken Paste gekocht – Geschmack und Konsistenz wurden super, ich habe aber weniger Öl verwendet als angegeben.

Das ist ein klassischer griechischer Bohneneintopf – grüne Bohnen, etwas Kartoffel und Zucchini in Tomatensauce geschmort; einfach und gut. Dazu habe ich Hirsepolenta serviert. Das Rezept lässt die Wahl, die eingeweichte Hirse einfach so zu kochen oder sie zu schroten; ich habe letzteres getan, muss aber gestehen, dass mir diese Version hier lieber ist; die Röstaromen bringen mehr Geschmack und die Konsistenz ist schöner.

Ich liebe ja gefüllte Weinblätter und muss da neue Rezepte immer ausprobieren. Diese hier sind mit Buchweizen, Gemüse und getrockneten Tomaten gefüllt, die Würze kommt von Paprikapaste. Gegart werden die Röllchen im Ofen in einer Mischung aus Tomatenmark und Wasser. Ich habe immer wieder Flüssigkeit nchgegossen und trotzdem kaum Sauce bekommen. Woher die tomatenrote, sämig-dickflüssige Sauce kommt, auf der die Röllchen auf dem Rezeptfoto serviert werden, dieses Geheimnis lüftet das Buch leider nicht.

Diese einfache Kichererbsensuppe mit Zitrone ist ein griechischer Klassiker und hat uns gut geschmeckt. Auf dem Rezeptfoto hat die Suppe eine auffällig sonnengelbe Farbe, die Zutaten im Rezept geben das nicht her. Ich habe mich verführen lassen und die Suppe mit einer Prise Kurkuma aufgehübscht.

Fazit:

Das schön gestaltete Buch liefert einen schönen Überblick über osteuropäische Küchen mit Rezepten, die ohne Ersatzprodukte zwanglos vegan sind. Man muss nicht vegan leben, um Freude an den Rezepten zu haben, wobei ich es schade finde, dass bei manchen Gerichten die Rezeptur nicht ganz mit der Optik mithalten kann.

  • Herausgeber: Edition Michael Fischer
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • ISBN: 978-3745919271
  • € 34,00

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