Belgische Küche, was fällt Euch dazu ein? Mir zu allererst Moules Frites, dazu ein Bier. Waffeln, natürlich. Und Schokolade. Aber da gibt es mehr zu entdecken – schauen wir doch mal nach.
Beim Entdecken hilft uns Gabriele Gugetzer. Sie ist Journalistin mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Food, mehr als 30 Kochbücher hat sie bereits geschrieben und auch einige ins Deutsche übersetzt. Und nun hat sie sich mit Belgien auseinandergesetzt und dabei festgstellt, dass das kleine Land voller Überraschungen steckt – in kulinarischer wie in kultureller Hinsicht. Wir reisen mit ihr durch Belgien – von der Nordseeküste über Brügge und Gent, nach Löwen, Namur und durch das Maastal, nach Antwerpen, Lüttich und natürlich Brüssel.
Für jede dieser Regionen werden nicht nur Rezepte vorgestellt, sondern das Buch kann auch gleich noch als Reiseführer genutzt werden. Es gibt spannend zu lesende Infos über die jeweiligen Gegenden und Tipps zum Essen gehen und Einkaufen; natürlich fehlen auch Geschichten über Mode und die berühmte Comic-Kultur nicht. Und natürlich auch Rezepte. Die sind nicht unbedingt auf die belgischen Küchenklassiker beschränkt, es werden auch Restaurants (und Imbissbuden) vorgestellt und deren Rezepte. Und die sind breit gefächert: es gibt Klassiker wie Chicorée im Schinkenmantel, gehobene Küche wie Langustinen an Tomantenkompott aus dem „Le Clos de Récollets„, aber auch das bekannte Schinken-Käse-Sandwich „Dagobert aus dem Sandwichladen von Tonton Garbi.
So unterschiedlich die Rezepte auch sind – sie stammen von der Autorin und von den vorgestellten Gastronom:innen – sie sind trotzdem gut nachvollziehbar und aus einem Guss. Auch die Zutaten sind problemlos erhältlich.
Der Reiseführer-Charakter wird schön unterstützt von den Fotos von Ingolf Hatz: es gibt nicht nur aussagekräftige, appetitliche Rezeptfotos sondern auch viele Fotos von unterwegs, von Land und Leuten. Mir haben die Bilder und Texte große Lust auf eine Reise durch Belgien gemacht.
Ich habe etwas geschummelt – das ist Pasta mit Kohl und Kartoffeln aus dem Restaurant „Nona“ in Brüssel. Original wird Schwarzkohl verwendet. Ich hatte noch Wirsing im Gemüsefach und habe den verwendet; geschmeckt hat es so und so.
Jetzt zu einem Klassiker: das ist Waterzooi, ein Geflügeleintopf mit reichlich Gemüse, der mit Sahne verfeinert und mit Eigelb gebunden wird – hat uns gut gefallen.
Die Tarte au Riz ist ja spätestens seit der letzten Staffel von Kitchen Impossible auch hierzulande recht bekannt. In dieser Version wird, wie üblich, der Milchreis ordentlich mit Zimt gewürzt. Gefüllt wird er aber nicht in eine große Tarte mit Hefeteig-Boden, sondern es werden mehrere kleine Tartes aus Pâte sucrée, also Mürbteig, gebacken.
Mitraillette ist ein klassisches Streetfood: ein Baguette, gefüllt mit einem Burger-Patti, Pommes und einer Sauce Andalouse auf der Basis von Mayonnaise, mit Paprikastücken und Tomatenmark.
Das Baguette für die Mitraillette habe ich nach einem Rezept aus dem Buch gebacken – es hat uns leider nicht überzeugt. Durch die Zugabe von Milch und Butter ist der Teig etwas kuchenartig, und weil die Stückgare weggelassen wird, ist die Krume recht dicht.
Fleischbällchen sind derartig beliebt in Belgien, dass es sogar eine Bruderschaft gibt, die sich den Bällchen verschrieben hat, und diese Bällchen und die Sauce sind nach ihrem Rezept gemacht und waren sehr fein. Es gibt noch in zweites Rezept für die Boulets liégois im Buch, an das ich mich aber nicht getraut habe – da besteht die Sauce zum größten Teil aus Sirup.
Fazit:
Das Buch ist nicht ganz das, womit ich nach dem Titel gerechnet hatte – ich dachte an eine Zusammenfassung belgischer Küchenklassiker. Statt dessen ist es mehr: zusätzlich zu den Küchenklassikern bekommen wir einen Reiseführer und einen Überblick über die lebhafte Restaurantszene mit einer breiten Spanne an Rezepten vom Imbiß bis zum Sternerestaurant.
- Herausgeber : Christian Verlag
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
- ISBN-13 : 978-3959617376
- € 34,99