Kochbuch: Project Fire | Steven Raichlen

Steven Raichlen hat ursprünglich französische Literatur studiert.  Er  hat  sich  mit  der  mittelalterlichen  Küche  Europas  befasst  und wurde im  Cordon  Bleu  und  an  der  Varenne  Kochschule  zum  Koch  ausgebildet.  Dank  vieler  Bücher  und Fernsehsendungen  und  der  Gründung  einer Grilluniversität  ist er  in  den  USA  die  Autorität  schlechthin,  wenn  es  um  das  Grillen  geht.

Nun liegt sein neuestes Buch vor mir. Es ist relativ dick, kommt mit Fadenbindung und einem stabilen Cover daher und bleibt gut aufgeschlagen liegen. Es gibt viele Fotos – nicht jedes Rezept hat ein Foto bekommen, aber dafür gibt es viele bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Klar, es geht ums Grillen. Allerdings ist das Konzept durchaus ungewöhnlich: wer mag, kann mit Hilfe der Rezepte ganze Menüs auf dem Grill zubereiten. Und auch an Grillrechniken wird von der Salzplanke über den Drehspieß oder dem Garen direkt in der Glut einiges an Neuem geboten.

Damit das auch alles klappt, beginnt das Buch mit einem sehr ausführlichen Grundlagenteil: das startet mit dem Kauf des passenden Grills, da werden auch die Vor- und Nachteile der jeweiligen Grills erklärt. Es geht weiter mit der Befeuerung (Holzkohle, Gas, Holz), Ausstattung, Aromatisierung der Speisen, Grilltechniken bis hin zu Sicherheitshinweisen und Tipps, wie man ein ganzes Menü auf dem Grill zubereiten kann.

Ensprechend sind auch die Rezeptkapitel bestückt – vom Frühstück bis zum Nachtisch gibt es ca. 100 neue Rezepte: Quesadilla mit Speck und Ei zum Frühstück oder Salsa aus der Glut mit gegrillten Tortilla-Chips als Vorspeise;  es wird Pizza direkt auf dem Rost gegrillt (ich habe mich noch nicht getraut, aber ich muss das unbedingt ausprobieren) und auch der Salat kommt vom Grill – zum Beispiel als in der Glut gegrillter Rote-Bete-Salat mit Dill und Sauerrahm.

Die Hauptgerichte sind unterteilt in die verschiedenen Fleischsorten, Fisch und Meeresfrüchte sowie Vegetarisches und Tofu. Es warten kaffeegeröstete Rinderrippchen mit Red-Eye-Barbecuesauce, Schweinebauchdampfbrötchen mit Chinatown-Barbecuesauce, Hähnchen vom Drehspieß mit Kartoffeln aus der Tropfschale, gegrillte Muscheln mit Holzkohlebutter, Kohl direkt aus der Glut mit süßsaurer Sauce oder geröstete Kräuterkartoffeln mit karamellisierten Zwiebeln und Käse.

Passt noch Nachtisch rein? Gegrillter Rührkuchen mit Erbeersalsa und geräucherter Schlagsahne gäbe es oder gegrillte Piña Colada.

Die Rezepte sind gut strukturiert und alles wird ausführlich erklärt: die Zutaten stehen in einem grau unterlegten Kasten, darunter folgt das Rezept. Zusätzlich gibt es am Seitenrand noch eine Spalte, in der nicht nur steht, für wie viele Personen das jeweilige Rezept gedacht ist, wie lange Vorbereitungs- und Grillzeit sind und welche Grillmethode angewandt wird, sondern es gibt auch zusätzliche Tipps zu Befeuerung und Einkauf und einen sogenannten Profitipp, damit das Gericht noch besser wird. Zu jedem Rezept gibt es außerdem eine kleine Einführung. Und auch zwischen den Rezepten findet man immer wieder Tipps und es werden Grundlagen erklärt. Gründlicher und ausführlicher geht es wirklich kaum.

Für die Sardinen im Weinblatt werden Sardinen mit Salz, Pfeffer, Oregano und Zitronenabrieb gewürzt, in Weinblätter gepackt und so gegrillt. Die Weinblätter geben Aroma ab und schützen gleichzeitig den Fisch, das ist toll. Dazu gibt es einen Dipp  mit Tahin, Zitrone und Knoblauch.

Ich hatte noch ein Paket Halloumi im Kühlschrank; das wurde mit Minzbutter bestrichen und nach dem Grillen noch mit Honig beträufelt – eine schöne Kombination.

Chiles rellenos sind ein Klassiker- hier nicht frittiert, sondern gegrillt; über indirekter Hitze und mit Holzchips für rauchiges Aroma.  Die Füllung besteht aus Bohnen, Mais und Käse, für Würze sorgen Cumin und Chili. Ich habe ein wenig geschummelt – Poblanos habe ich nicht bekommen und statt dessen türkische Paprikaschoten gefüllt.

Das war ja schon gesünder als die frittierte Variante – und das gleiche gilt auch für die Tortilla-Chips: einfach Tortillas mit Öl bepinseln, von beiden Seiten kurz grillen und in Stücke schneiden. Eine schöne Knabberei.

Frühstücksburger – eine ziemlich heftige Angelegenheit. Da wird ein Pattie aus Bratwurstbrät (schlappe 250 g pro Person) geformt, da hinein wird mit einer Getränkedose ein Loch gedrückt und das Pattie mit Speck umwickelt. Das Pattie wird gegrillt, dann kommt noch ein Ei hinein und alles wird mit Käse übergrillt. Serviert wird alles auf gegrilltem Brot. Das schmeckt  – allerdings tat es für mich auch ein halber Burger.

Fazit:

Bei diesem Grillbuch kommen alle auf ihre Kosten. Anfänger, weil alles so gründlich erklärt ist und erfahrene Griller, weil die Rezeptideen so ungewöhnlich sind. Außerdem landet nicht nur Fleisch und Fisch auf dem Grill, dank der Vorspeisen, den Frühstücks- und Nachtischideen und dem ausführlichen vegetarischen Kapitel werden auch Vegetarier fündig.

  • Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
  • Verlag: Ullmann Medien GmbH
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3741523519
  • 24,90
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