Wurzelgemüse – es ist so allgegenwärtig, so zuverlässig, so selbstverständlich. Es ist immer da – oder wer von Euch hat nicht andauernd ein Bund Karotten im Gemüsefach? Wenn im Winter die glamouröseren Gemüse komplett von der Bildfläche verschwunden sind, dann ist das Wurzelgemüse immer noch da. Und ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich seufze dann doch spätestens Ende Februar leicht entnervt auf, wenn die Abokiste schon wieder Pastinaken, Sellerie und Konsorten anbietet.
Eine Lanze für das Wurzelgemüse
Das ist ziemlich ungerecht dem Wurzelgemüse gegenüber, denn eigentlich hat es viel zu bieten. Nicht nur, dass es meist aus lokaler Ernte verfügbar ist und gut gelagert werden kann, nein, es ist auch vielseitig einsetzbar und steckt voller toller Nährstoffe.
Malin Randeniye hat sich dieses Problems angenommen. Sie hat schon als Kind gerne gegessen. Ihre Eltern waren Selbstversorger; so lernte sie qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu schätzen, kümmerte sich früh um die Gemüsebeete und lernte kochen. Heute ist die Schwedin nicht nur Diätassistentin, sondern sie betreibt auch gemeinsam mit ihrem Mann ein vegetarisches Restaurant in Nyköping. Vor mir liegt ihr erstes Buch.
Von Bete bis Topinambur
Da geht es nach einer kurzen Einführung auch gleich ran an die Wurzeln – wir finden Rezepte für Knollensellerie, Mairübe, Karotte, Pastinake, Petersilienwurzel, Rettich, Bete, Schwarz- und Haferwurzel, Steckrübe, Süßkartoffeln und Topinambur. Nicht alle Gemüse sind gleich stark vertreten, Mairübe, Schwarzwurzel und Rettich sind eher in der Unterzahl.
Die Rezepte sind in verschiedene Kapitel unterteilt. Es beginnt mit Ideen, wie man im Alltag seine Nährstoffdepots etwas auffüllen kann – mit Säften oder Smoothies etwa oder mit im Spiralschneider verarbeitetem Gemüse. Im Sommer dann gibt es ja junges Wurzelgemüse, das nicht viel Zubereitung braucht – da gibt es dann zum Beispiel einfach Rote Bete mit Butter, in Zitrone marinierten Rettich oder Salat im Glas mit Süßkartoffeln. Ein ganzes Kapitel widmet sich dem Grillen von Wurzelgemüse, ganz klar – Sommer. Dann wandern wir weiter in den Herbst, es ist Erntezeit und es wäre gut, wenn man die Fülle konservieren könnte. Da bietet es sich an, fermentierte Möhren zu machen oder ein Chutney aus Knollensellerie zu kochen; es gibt aber auch ein farbenfrohes Gratin oder im Ofen geröstete Rosmarin-Pastinaken. Auch die klassische (schwedische) Hausmannskost kommt nicht zu kurz – ich muss mal diese Fleischwurst auftreiben und sie mit Wurzelpüree und selbstgemachtem Senf servieren, das klingt so nach Winter-Wohlfühlessen. Klassisches Winteressen wie Steckrübensuppe gibt es und auch Ideen, wie man ein paar Vitamine ans Weihnachtsbuffet schmuggeln kann – zum Beispiel mit einem robusten Salat, an dem man mehrere Tage essen kann.
Alltagstaugliche Rezeptideen
Die Rezepte sind gut nachvollziehbar dargestellt und alltagstauglich – da gibt es keine Probleme; auch nicht bei der Beschaffung der Zutaten. Ganz vegetarisch ist das Buch nicht, Fleisch und Fisch kommen vor, sind aber selten. Mir gefällt gut, dass es zu jedem Rezept eine paar kleine einführende Worte gibt. Und auch sonst findet man immer wieder kleine Essays eingestreut – die befassen sich zum Beispiel mit den Farben von Wurzelgemüse, mit dem Schälen und Garen oder mit guten Einkaufsquellen. Auch zu jedem Kapitel gibt es einführende Worte. Außerdem freue ich mich über ein alphabetisch geordnetes Rezeptverzeichnis und über ein nach Wurzelgemüsen sortiertes Register.
Hell und übersichtlich
Schön aufgemacht ist das Buch – Das Layout ist hell und übersichtlich. Ich finde es praktisch, dass bei den Rezepten die Zutaten in einem anderen Schrifttyp gedruckt sind als die Arbeitsanweisung; man weiß intuitiv immer gleich, wo man ist. Es gibt sehr viele Foodfotos, die etwas lose arrangiert sind – manchmal auf der gegenüberliegenden Rezept-Seite, manchmal muss man umblättern, manchmal gibt es Doppelseiten mit Fotos. Meist sind das Nahaufnahmen, die ganz klar ohne große Requisiten das Essen in den Mittelpunkt stellen und wunderbar appetitlich wirken.
Schon mal ausprobiert:
Ausnahmsweise fange ich mal mit Süßkram an – Raw Balls mit Karotten. Früher ™ nannte man das noch „Energiebällchen“ ;-). Die Bällchen bestehen aus Karotten, Mandeln, getrockneten Aprikosen und Kokosflocken, werden mit ordentlich Zimt gewürzt und in Kokosflocken gewälzt. Ein schöner Snack für zwischendurch und fix und problemlos gemacht.
Das Tacogratin ist eine pfiffige Idee. Verschiedene Wurzelgemüse wandern zusammen mit Kidneybohnen, Tomaten und Feta in den Ofen und geben einen Dipp für Tortillachips ab.
Ich bin kein besonders großer Fan von Rettich – aber der rasch in der Pfanne gebratene und mit Senfsaat und Curry gewürzte Stir fried Rettich, hat mir gut gefallen.
Viele Rezepte sind recht einfach, machen aber das beste aus den Zutaten. Das gilt auch für diese Suppe. Sie besteht aus ofengeröstetem Wurzelgemüse. Das Rösten intensiviert das Aroma. Und die Suppe ist prima geeignet, um Reste von verschiedenen Wurzelgemüsen aufzubrauchen.
Eintopf aus Wurzelgemüse, das ist ja ein Klassiker. Dieser hier ist etwas ungewöhnlich – zu den rustikalen Gemüsen gesellen sich mediterrane Aromen, Fisch und eine Aioli – das ist toll.
Fazit:
Es lebe das Wurzelgemüse – die Saison ist ja nahe, und dieses Buch ist voller Inspiration. Es gibt alltagstaugliche Rezepte für jede Gelegenheit und jeden Appetit. Auch Anfänger werden mit den Rezepten gut zurechtkommen und für Vegetarier ist es eine Fundgrube.
- Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
- Verlag: Busse Verlag GmbH
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 978-3963060113
- € 30,50
die Gerichte, die du vorgestellt hast, klingen schon einmal sehr vielversprechend!!
Ofengeröstetes Wurzelgemüse für Suppe finde ich eine gute Idee, sonst macht man das ja eher aus Paradeisern. Und bei Aioli werde ich sowieso schwach…
lg
Durch Rösten wird so gut wie alles besser ;-).
Sehr fantasievoll bin ich zugegebenermaßen nicht bei Wurzelgemüsen, daher lacht mich das Buch schon an.
Ich finde ja, am Anfang geht es noch. Aber wenn es dann mal so Februar wird, dann lässt auch irgendwie die Motivation nach und ich bin froh, wenn ich noch Ideen finde.
Hihi. Ich versuche auch immer, die Wurzelgemüse-Saison vorn und hinten möglichst knapp zu halten. Genau wie die Autorin, experimentiere ich auch gern mit Wurzelgemüsen. Hatte sogar schon Sellerie-Buchweizen-Buletten (gewöhnungsbedürftig) auf dem Tisch. In Kochbüchern aus Osteuropa findet man häufig tolle Rezepte mit Wurzelgemüse, denn wegen Mangelwirtschaft war dort das ganze Jahr über Wurzelsaison. 🙂
Ich finde das im Herbst immer noch ganz toll, aber spätestens so gegen Februar bin ich nicht mehr soooo glücklich. Und nicht nur in Osteuropa gehören die Wurzelgemüse ganzjährig zum Standard. Das ist auch in Skandinavien so, weil es da galt kühler ist. Wir waren im Frühsommer dort unterwegs und waren nicht begeistert… Moah. Kraut und Rüben im Mai….