Ich muss gestehen, dass der Slowcooker in letzter Zeit ein Schattendasein bei mir gefristet hat. Das hat sich nun geändert, und ich bedanke mich dafür bei Hugh Acheson. Hugh Acheson ist in Kanada geboren. Er begann recht früh mit dem Kochen; ein Studium der politischen Philosophie brach er ab, um in italienischen und französischen Restaurants zu arbeiten. Heute lebt er in den USA und betreibt mehrere Restaurants in Georgia. Er tritt außerdem im Fernsehen auf und hat bereits mehrere Kochbücher veröffentlicht, einige davon preisgekrönt.
Der Mann kann übrigens nicht nur kochen, sondern hat auch ein komisches Talent – wenn Ihr mal schauen wollt:
Jetzt aber zum Buch. Ich habe darin geblättert und ob der 70er-Jahre-Optik in der Aufmachung erst mal leicht schmerzvoll die Stirn gerunzelt. Dann habe ich die Einführung gelesen – und zack, Hugh Acheson hatte mich. Er hält da eine ebenso flammende wie lustige Rede für die Benutzung des Slowcookers:
„Warum nicht einfach im Schmortopf kochen? Ach, wo fange ich an…diese schönen Töpfe wiegen mehr als ein V-8-Motor und sind in einem normalen Spülbecken schwierig zu säubern. Auf dem Herd die richtige Temperatur, bei der alles nur simmert, zu finden und zu halten, ist ungefähr so, wie Fermats letzten Satz zu verstehen, und möglicherweise schafft man es gar nicht. Der Slowcooker hat ein Thermostat, das das erledigt. Der Slowcooker muss nicht auf dem Herd stehen, und folglich muss man ihn nicht bewachen um zu verhindern, dass das Haus abbrennt. Der Slowcooker ist ein Gerät, das Dein Leben produktiver und vergnüglicher macht, in dem es Dir Zeit schenkt, andere Dinge zu tun.„
Also los: das Buch beginnt mit eben diesem Vorwort, in dem auch noch ein paar technische Hinweise gegeben werden. Die Rezepte selbst sind unterteilt in Grundrezepte für Brühen und ähnliches, Suppen, Hülsenfrüchte, Gemüse, Schweinefleisch, Hähnchenrezepte und Eier, Gerichte mit Rind, Lamm und Ziege, Fischgerichte und Marmeladen und Chutneys. Ich habe da noch viel, das ich ausprobieren möchte. Die Pho-Brühe zum Beispiel mit der zugehörigen Pho mit Rib-Eye, Hoppin‘ John mit Augenbohnen und Reis, Hühnersuppe mit Chili, Kokosmilch und Limette, Tomatenconfit, Shrimp-Pilaw, Pochierte Eier in Romesco-Sauce, und, und, und.
Die Rezepte sind gut aufgebaut und funktionieren. Zu jedem Rezept wird angegeben, für welche Slowcooker-Größe es berechnet ist, wie viele Personen davon satt werden und wie lange die Vorbereitungszeit und Garzeit sind. Was es leider nicht gibt, ist eine alternative Zeitangabe zu den Garstufen, das habe ich ein wenig vermisst. Will sagen, wenn ein Gericht auf „high“ gegart wird, gibt es keinen Vorschlag, wie viel länger man es auf „low“ garen müsste und umgekehrt. Zu jedem Rezept gibt es auch eine persönlich geschriebene Einführung. Wie erwähnt – Hugh Acheson hat Humor, und so macht auch das Lesen der Rezepte Spaß. Die einen oder andere Pointe ist da eingebaut.
Wir haben es mit einem amerikanischen Buch zu tun – und folglich mit Unzen, Quarts und Cups. Und bei dem einen oder anderen Rezept auch mit schwer erhältlichen Zutaten – so würde ich nur zu gerne die Tortilla-Suppe machen, aber bislang konnte ich keine hominy grits, also nixtamalisierte Maisgrütze auftreiben.
Die Rezepte machen richtig Spaß. Gerade bei amerikanischen Slowcooker-Büchern ist es ja leider oft so, dass sie allzu simpel gehalten sind; gerne werden auch mal verschiedene Fertigprodukte zu einer Mahlzeit zusammengeworfen. Nicht so bei Hugh Acheson, er holt das beste aus den Zutaten heraus: die Zutaten werden meist erst mal angebraten, es gibt schöne Beilagen, das fertig gekochte Gericht wird gerne mit Kräutern oder anderen Zutaten aufgewertet. Das bringt es mit sich, dass manche Rezepte ein paar Arbeitsschritte mehr erfordern, aber das lohnt sich.
Noch ein Wort zur Optik: das Rezept-Layout ist klassisch. Auf einer Buchseite das Rezept, auf der gegenüberliegenden Seite ein ganzseitiges Food-Foto. Die Fotos konzentrieren sich ohne großes Drumherum auf das Essen. Zwischendurch ist die Aufmachung dann hin und wieder etwas schräg; da gibt es viele putzige Grafiken mit bunten Slowcookern, die offensichtlich in den 1970ern auf dem Markt waren. In jedem Kapitel gibt es außerdem ein Foto von Hugh Acheson, wie er einer Beschäftigung nachgeht – Lesen, in der Badewanne liegen…mit im Bild ist auch da jeweils ein originell aussehender Slowcooker. Die Fotos sind etwas gewöhnungsbedürftig, vermitteln aber eine Botschaft: Nutzt den Slowcooker, dann habt Ihr mehr Zeit für anderes.
Ich habe mich erst mal über das Kapitel mit den Brühen hergemacht. Hühnerbrühe im Slowcooker, das ist ja nichts Neues. Aber da gibt es eine dunkle Hühnerbrühe, die habe ich ausprobiert. Für die Brühe wird das Huhn zerlegt und erst mal gründlich angebraten. Das gibt einerseits ordentlich Aroma. Gleichzeitig wird aber das ausgetretene Fett abgegossen, und man hat gleich eine weniger fette Brühe. Ein zusätzlicher Geschmackskick wird durch Tomatenmark erreicht.
Das in Kimchi geschmorte Hühnchen ist klasse – die Hühnchenteile werden gebraten, dann in Hühnerbrühe und Kimchi 4 Stunden auf „low“ geschmort. Das Ergebnis ist saftiges Hähnchenfleisch in einer Sauce mit ordentlich Pep.
Die Bohnen auf Südstaaten-Art werden in einer Mischung aus Hühnerbrühe und Essig gegart. Dazu gesellen sich ausserdem gebratener Speck, Chiliflocken und Thymian. Sie werden dabei etwas tarnfarben – schmecken aber fantastisch.
Linsensuppe – Gemüse braten, Gemüsebrühe erwärmen, drei Stunden auf High garen. Dann Grünkohl braten und zur Suppe geben, alles ebenso einfach wie fein.
Fleischbällchen gehen immer, jedenfalls bei uns.Und diese hier in einer würzigen Tomatensauce, sind eine besonders feine Sache. Wunderbar fluffig sind sie dank Ricotta in der Bällchenmasse.
Fazit: wer einen Slowcooker hat, des Englischen mächtig ist und spannende Rezeptideen sucht, der wird dieses Buch mögen. Es ist eine Fundgrube an Rezepten und Ideen, die Spaß machen. Hugh Acheson holt das Beste aus dem Slowcooker heraus und hat den einen oder anderen Tipp auf Lager.
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- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- Verlag: Clarkson Potter
- Sprache: Englisch
- ISBN-13: 978-0451498540
ui, das sieht alles sehr lecker aus
Da sind auch wirklich tolle Ideen drin.
Slowcooker?! Da guck ich doch gleich 🙂 Ich hab zum Geburtstag das Slowcooker – Kochbuch von Martha Stewart gekriegt. Das ist ganz okay, auch verhältnismäßig komplexe Rezepte, die durchaus einige Minuten Vorbereitung brauchen. Aber so ganz warm bin ich damit noch nicht. Leckeres Essen gab es daraus trotzdem schon. ICh nutze meinen Slowcooker momentan ca. 2 mal die Woche: wenn wir vom Skifahren kommen, muss niemand lang Hunger leiden oder in die Küche stehen. Im Sommer nutze ich den Slowcooker tatsächlich deutlich weniger.
lg, Miriam
Man muss hier auch hin und wieder etwas mehr vorbereiten, dafür kriegt man aber was Gutes zu essen. Ich bin immer so enttäuscht, wenn ich irgendwo einen appetitlichen Rezept-Titel lese, und die Zutatenliste fängt dann an mit „a glass of readymade taco-sauce“. Das hat man hier garantiert nicht.
Oh, ganz mein Beuteschema 😉
Kann ich mir vorstellen. Es sind tatsächlich tolle Ideen drin.
Wir lieben ja Schmorgerichte. Aber wir schmoren einfach in der Pfanne oder am Liebsten im Backofen.. da kann man auch die Temparatur gut regulieren..
Stimmt, man kann super im Ofen schmoren. Aber irgendwie traue ich mich nicht, den Bachofen anzuwerfen und dann für ein paar Stunden das Haus zu verlassen. Da ist mir dann der Slowcooker deutlich lieber….
Meine Rede: Und der schreibt nirgends von der Faustregel 1h HIGH sind etwa 2 h LOW? Gut, dass ich das weiß. Mein Slowcooker ist für Fonds und Brühen im Dauereinsatz. Es gibt kaum energiesparender Kochen
Nein, die Anmerkung hat er sich gespart 😉. Ich kriege das ja auch hin, aber ein Hinweis wäre nett gewesen.
mir reicht eine Flamme!
Wirklich nur eine? 😉
spontan lachen mich die Bohnen an… slow cooking findet bei mir im Backofen statt, irgendwie sehe ich für mich die Notwendigkeit eines solchen Topfes immer noch nicht.
Die Bohnen kommen morgen, die fand ich auch toll.
Und ich mag nicht den Backofen anlassen und stundenlang weg sein. Abgesehen davon, dass der Ofen natürlich viel mehr Strom verbraucht.
der Stromverbrauch ist natürlich ein Argument…. ich bleibe zuhause wenn ich so etwas zubereite, irgendwie fügt es sich immer so.