Kochbuch: Dinner in an Instant | Melissa Clark

Vor einiger Zeit ist hier ein Instant Pot eingezogen. Das ist ein, sagen wir mal, Multifunktionskocher: er ersetzt Schnellkochtopf und Slowcooker und Joghurt machen kann er auch. Es gibt Automatikprogramme für Dinge wie Suppe oder Reis, man kann alles aber auch manuell regeln  und eine Anbratstufe hat er auch. Bei mir ist er erst mal hauptsächlich deswegen eingezogen, weil ich endlich wieder Platz in der Speisekammer haben wollte: zwei Slowcooker habe ich weggeben, ein Dampfkochtopfset und auch das Joghurtgerät. Im Gegensatz zum Schnellkochtopf, den ich mich immer überwinden musste zu benutzen, nutze ich den Instant Pot regelmäßig. Das liegt daran, dass bei der Schnellkochfunktion der Druck elektronisch geregelt wird – es zischt nichts, es muss nichts reguliert werden. Der Topf kocht still vor sich hin. Und wenn ich still sage, meine ich still.

Ich sage Instant Pot, weil hier so einer wohnt und weil es der bekannteste Multikocher ist; inzwischen gibt es da aber eine breite Auswahl verschiedener Hersteller.

Wer noch mehr wissen will: Gabi hat den Wundertopf hier einem Test unterzogen. Das deckt sich auch ganz gut mit meinen Erfahrungen, allerdings mit einem Unterschied: bei meinem Gerät gibt es an der Gebrauchsanleitung absolut nichts auszusetzen, die ist ebenso verständlich wie ausführlich. Da hat man wohl inzwischen etwas nachgearbeitet….

Der Instant Pot kommt ursprünglich aus Kanada und ist in den USA und Großbritannien gerade die ganz große Nummer. Natürlich gibt es auch unzählige Kochbücher, die sich mit dem Wundertopf befassen. Und natürlich sind auch viele Bücher dabei, denen es nur um Bequemlichkeit und Geschwindigkeit geht – da werden schon mal eine Menge Convenience-Produkte zu einer schnellen Mahlzeit verarbeitet.

Nicht so bei Melissa Clark: die Kochbuchautorin mit eigener Kolumne bei der New York Times hat sich einen Instant Pot gekauft, um den Hype zu ergründen. Sie wollte ausprobieren, was man mit dem Gerät machen kann – und war schlussendlich begeistert. Sie ist eine anspruchsvolle Köchin, und entsprechend geht es in dem Buch nicht darum, was man im Instant Pot alles machen kann. Es geht darum, was man darin machen sollte, weil es in dem Gerät schneller geht oder einfacher oder weil es schlicht und ergreifend besser schmeckt.

Das Buch beginnt mit einer kurzen technischen Einführung und Tipps für den Umgang mit dem Multikocher; dann geht es auch schon an die Rezepte. 75 Stück gibt es, unterteilt in die Kapitel Joghurt, Käse und Eier, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Getreide und Pasta, Bohnen, Suppen, Gemüse und Süßes. Das ist eines der Bücher, in denen ich unzählige Rezepte mit Klebezetteln markiert habe: ich möchte die Shakshouka ausprobieren, die in Tamarinde geschmorten Rippchen, das Coq au vin in Rosé, den persischen Reis mit Kruste, die Linsen mit Würstchen, die klassische Zwiebelsuppe, und ach, fast alles.

Die Rezepte sind übersichtlich strukturiert und funktionieren ohne Wenn und Aber. Zu jedem Rezept gibt es einige einführende Worte, was ich sehr mag. Alles ist auf die Schnellkochfunktion des Gerätes ausgelegt. Wenn es möglich ist, das Rezept im Slowcooker zuzubereiten, dann wird das in einer Anmerkung erwähnt und erklärt, wie man es machen soll. Wir haben es mit einem US-amerikanischen Buch zu tun, das bedeutet, es wird in quarts, cups und pounds gemessen; aber das Umrechnen ist ja kein Problem. Und: natürlich kann man alle Rezepte auch in einem normalen Schnellkochtopf zubereiten. Allerdings sind die Garzeiten dann ein wenig kürzer, denn der Instant Pot arbeitet mit etwas weniger Druck als herkömmliche Schnellkochtöpfe.

Noch ein Wort zur Optik: das Layout ist schön klar, hell und aufgeräumt. Nicht jedes Rezept hat ein Foto, aber die Bilder, die es gibt, sind ohne großes Drumherum hübsch und aussagekräftig. Die Rezepte kommen in Spalten daher: links fett gedruckt die Zutatenlisten, daneben die Arbeitsanleitung. Anmerkungen für den Slowcooker sind mit einem kleinen Topf-Icon markiert.

Mac and Cheese in der cremigen Variante, als One-Pot-Pasta aus dem Schnellkochtopf? Ich gebe zu, ich war misstrauisch. Die Nudeln werden in einer Mischung aus Milch, Sahne und Frischkäse gegart; nach Ablauf der Garzeit wird noch rasch der geriebene Käse eingerührt. Funktioniert – und schmeckt.

ich hatte noch viel Lachs in der Tiefkühle – daraus wurde der vietnamesische Karamell-Lachs. Dafür werden Lachsfilets in einer Sauce aus braunem Zucker, Fischsauce, Sojasauce und Limettensaft gegart. Kochzeit eine Minute – für uns hätte es etwas kürzer sein dürfen; wir mögen den Fisch etwas glasig.

Das japanische Rindfleischcurry ist etwas aufwändiger – man muss immer wieder mal Dampf ablassen und ein paar Zutaten zufügen – was man spart ist die Zeit, die das Fleisch herkömmlicherweise zum Schmoren braucht. Genau das ist aber auch, was ich an dem Buch mag. Es geht nicht nur darum, möglichst rasch etwas zusammenzuschustern.  Die Vorteile des Instant Pot werden genutzt, aber es geht darum, etwas Tolles auf den Tisch zu bringen.

Auch die Hühnersuppe mit Klösschen dauert ihre Zeit und erfordert ein paar Arbeitsschritte. Dafür gibt es dann einen aromatischen Eintopf mit fluffigen Klösschen. Ich war überrascht, dass die kleinen Klösschen aus Mehl, Butter, Milch und Backpulver tatsächlich 10 min unter Druck gegart werden müssen – aber sie waren genau richtig.

Risotto – das gehörte zu den Dingen, bei denen ich etwas misstrauisch war. Das Safran-Risotto ging wirklich fix und war in Ordnung – aber ich finde, auf dem Herd mit ab und mal umrühren ist die Konsistenz dann doch besser.

Fazit: das ist kein durchschnittliches Buch für den Schnellkochtopf, sondern eines, das das Beste aus dem Gerät herausholt. Die Rezepte sind etwas Besonderes und machen richtig  Spaß. Wer einen Schnellkochtopf hat, der sollte auch das Buch haben. Mich hat das Buch zum Melissa-Clark-Fan gemacht;  dies ist bestimmt nicht mein letztes Buch von ihr.

Euer Buchhändler bestellt das Buch bestimmt gern für Euch. Bücher.de oder amazon* haben es vorrätig.

  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
  • Verlag: Clarkson Potter 
  • Sprache: Englisch
  • ISBN: 978-1524762964
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9 Kommentare

  1. Das klingt nachdenkenswert, so ein Gerät käme mir glaub ich ganz gelegen. Momentan nutze ich den Schnelltopf nur zum Entsaften oder Einkochen…

  2. Mit dem Schnellkochtopf stehe ich auch ein wenig auf Kriegsfuß und mache damit nur Kartoffeln und Saft für Quittengelee. Die anderen Geräte gibt’s bisher wegen Platzmangel noch nicht bei uns. Ein Kombigerät käme da evtl. gelegen. Jedenfalls liest sich das Kochbuch interessant. Egal, welche Maschine – bei Risotto mag ich am liebsten auch handgerührt. Warum auhc immer…

    • Ich bilde mir ja ein, dass das schlotziger wird, wenn man rührt. Wahrscheinlich wird durch das Rühren mehr Stärke freigesetzt. Wenn zu viel gerührt wie, wie beim Thermometer, dann ist es mir aber auch wieder zu breiig.

  3. Auf Netflix gibt es die Serie: „The Big Family Cooking Show“ – ein Wettbewerb, wo Familien gegeneinander kochen. Da wurde ab und an ein Gerät benutzt, mit dem ich nichts anfangen konnte. Es handelte sich um einen sehr seltsam aussehenden Schnellkochtopf und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass das so ein Instant Pot war. Aha!!! Jetzt bin ich schlauer 🙂

    • Ja, das kann gut sein. Das Ding hat was von einem UFO und recht viele Knöpfe. Keine Schönheit, aber super Funktionen. Und es kommt aus Kanada und ist in den USA extrem beliebt.

  4. Das wäre auch ein Kriterium für mich – dass nichts zischt und so. Diese Schnellkochtöpfe waren mir immer ein wenig suspekt irgendwie, keine Ahnung … Ich glaub, ich bleib weiterhin beim Standard-Equipment 😉

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