Ich habe eine Getreidemühle. Gekauft vor sehr vielen Jahren, von meinem allerersten Weihnachtsgeld. Damals war die Mühle derKüchenhelfer meiner Träume und daran hat sich immer noch nichts geändert – ich freue mich immer noch, dass ich so ziemlich jedes Getreide und auch so manche Hülsenfrucht, die mir über den Weg laufen, zu Mehl verarbeiten kann. Klar, dass mich ein Buch interessiert, das sich mit genau diesem Thema befasst.
Geschrieben hat das Buch Erin Alderson. Sie bloggt seit langem unter Naturally Ella. Ursprünglich galt ihre Vorliebe eher dem Junk Food – mit dem Herzinfarkt ihres Vaters setzte ein Umdenken ein. Heute ist ihr Blog eine schöne Anlaufstelle, wenn man nach Rezepten sucht, die lecker schmecken, gesund sind und sich auch noch gut in den Alltag integrieren lassen.
Mehl ist ein hübsches Buch: Papier in gedeckten Farben, ruhiges, übersichtliches Layout. Die Fotos, die Erin Alderson selbst gemacht hat, sind hübsch, aber sachlich. Der Fokus liegt auf dem Essen. Es gibt nicht zu jedem Rezept ein Foto, dafür aber aussagekräftige Bilder von den verwendeten Produkten. Einziges Manko: das Buch ist broschiert und bleibt nur sehr ungern aufgeschlagen liegen.
Es geht also um Mehl – und so beginnt das Buch mit einem ausführlichen Info-Teil, in dem erklärt wird, wie man die einzelnen Rohstoffe am besten klein kriegt. Verwendet werden Getreidemühle, (Hochleistungs)mixer, Kaffeemühle und der Blitzhacker der Küchemaschine.
Dann geht es an die Rezepte. Die sind geordnet nach Rohstoffen: klassische Getreide, glutenfreie Getreide, Hülsenfrüchte und Nüsse und Saaten. All das wird zu Mehl verarbeitet. Jedes Kapitel beginnt mit einer Einführung zur jeweiligen Produktgruppe. Danach werden die einzelnen Rohstoffe näher vorgestellt, gefolgt von den jeweiligen Rezepten. So beginnt das Hülsenfrüchte-Kapitel nach einer Einführung mit einer Vorstellung der Kichererbsen: Verwendung, Sorten, Einkaufsquellen, Mehlherstellung zuhause und schließlich noch Maßangaben – wieviel wiegen eine Tasse Kichererbsen, eine Tasse Kichererbsenmehl und wieviel Mehl gewinne ich aus einer Tasse Kichererbsen. Dann kommen die Rezepte: gemischter Salat mit Falafel, Farinata mit Tomaten-Basilikum-Belag, Basilikum-Farinata mit Ricotta-Tomaten-Aufstrich.
Die Rezepte sind abwechslungsreich; zu jedem Produkt gibt es 3 Rezepte. Es locken zum Beispiel Tomaten-Cobbler mit Cracker-Topping aus Emmer, Süßkartoffel-Teff-Burger mit Curry (aus Teff, logisch), Spargelpommes mit Amaranth-Kruste, Mini-Spinatquiches mit Leinsamenteig oder Schokocupcakes mit Ganache, deren Teig aus Kürbiskernschrot hergestellt wird. Die Rezepte sind gut aufgebaut und funktionieren. Da gibt es nichts zu meckern. Abschlossen wird der Rezeptteil durch ein alphabetisches Rezept-Register, ein Stichwortregister gibt es leider nicht.
Ich habe mich beim Ausprobieren der Rezepte davon leiten lassen, welche Zutaten ich im Hause hatte. Ich hätte zwar gern Rezepte ausprobiert, in denen zum Beispiel Teff verwendet wird oder Sorghum – aber dafür muss ich erst noch Platz schaffen. Alles, was ich gekocht habe, hat gut geschmeckt und stand nach kurzer Zeit auf dem Tisch:
Das steht so nicht im Rezept, aber den Linsen-Feta-Dipp hat eine Doppelverwendung: warm serviert ist er flüssig und kann als Dipp verwendet werden. Wenn er abkühlt, wird er fest und ist ein vorzüglicher Brotaufstrich. Der Dipp basiert auf gemahlenen roten Linsen und Feta und ist mutig abgeschmeckt mit Kreuzkümel und Koriander. Rasch gemacht und eine feine Sache.
Schoko-Mochi! Mochi sind die kleinen Neujahrskuchen aus Japan, die aus dem klebrigen, süßen Rundkornreis gemacht werden. Hier wird eine Abkürzung gewählt – Klebreismehl. Das wird mit geschmolzener Schkolade, Butter und Joghurt zu einem Teig verrührt und wie ein Kuchen gebacken. Herauskommt eine unwiderstehliche Köstlichkeit – schokoladig, nicht zu süß und innen so zäh und klebrig wie Mochi sein müssen.
Die Brokkoli-Cheddar-Suppe hat uns allen geschmeckt. Ihr fragt Euch, was da wohl an Mehl drin sein mag? Nun, die Suppe wird mit dem Mehl von weissen Bohnen gebunden. Eines hat mich aber gewundert….meine Suppe ist brokkoligrün. Im Buch gibt es ein Bild…da ist die Suppe eher orange….
Zur Suppe habe ich die Schichtbrötchen aus Dinkelvollkornmehl serviert. Die sind nicht ganz gelungen – allerdings war das mein Fehler…ich hatte zu viel Flüssigkeit am Teig, dadurch sind die Schichten wohl wieder zu einer Einheit verschmolzen. Und dann war ich auch noch faul und habe die Brötchen in Papierförmchen gesetzt statt die Muffinform zu buttern. Hätte ich mir doch denken können, dass die ganz frischen Brötchen sich nicht gut aus den Papierförmchen lösen lassen.
Gegrillte Polenta – eine feine Sache. Dazu gibt es eine Salsa aus im Ofen gebackenen Zucchini und Paprika. Ein leichtes Essen – und wenn die Polenta schon vorgekocht ist, dann steht es auch rasch auf dem Tisch. Ich hatte weiße Polenta bramata. Im Rezept wird wohl Instantpolenta verwendet, anders kann ich mir die kurze Garzeit nicht erklären.
Fazit? Ich bin begeistert von dem Buch. Wer neugierig ist und gerne mit verschiedenen Mehlsorten experimentiert, der kommt hier auf seine Kosten. Die Rezepte sind vielfältig und gut strukturiert.
- Broschiert: 224 Seiten
- Verlag: Hans-Nietsch-Verlag
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3862643523
- € 19,90
Bei mir war die erste große Küchenanschaffung die Geschirrspülemaschine (nie wieder ohne!), direkt gefolgt von der Mühle. Wow, die dürfte inzwischen auch schon 15 Jahre alt sein. Das Buch ist „notiert“! Danke. 🙂
Mit der Spülmaschine hat es wesentlich länger gedauert bei mir…aber jetzt gilt auch: bloss nicht ohne 😋
um eine Mühle hab ich mich immer gedrückt, jetzt könnte ich gelegentlich mal eine gebrauchen aber werd wohl doch eher drauf verzichten. Eine alte Kaffeemühle und das Mahlwerk vom Zauberstab müssen reichen… deine Vorstellung liest sich wie immer interessant und informativ.
Die Mühle ist hier im Dauergebrauch, hauptsächlich für Brot. Mit Kaffeemühle und Blitzhacker käme ich da nicht weit.
ja klar… damals hab ich mich gegen den Vollkorn-Wahn gewehrt, das war mir zu extrem.
Oh, ich dachte damals, ich backe nur noch mit Vollkorn. Damit war dann aber gaaaaanz schnell wieder Schluss 😋
eben… das war damals wie heute vegan….
Bei mir steht gerade die Anschaffung einer neuen Küchenmaschine ins Haus – auch so ein „nie wieder ohne“-Ding.
Deine Kochbuchrezension ist wie immer toll! Macht schon wieder arg Lust auf das Kochbuch.
Küchenmaschine…. grummel….ich hab so ein „professional“-Ding von Bosch. Ich sag nur eins: nimm Kenwood 😈