Kochbuch-Rezension: Eat – Das kleine Buch der Fast-Food-Küche * Nigel Slater

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An diesem regnerischen Pfingstsonntag ist doch Lesewetter, nicht wahr? Da lasse ich Euch mal eine Rezension da:

In Ruhe komplexe Gerichte kochen ist toll. Für mich aber nicht unbedingt immer die Realtät. Ich koche täglich für meine Familie, und nicht nur dann, wenn ich grade Zeit und Lust habe. Manchmal ist die Zeit knapp oder es herrscht familiäres Chaos – Essen will man ja aber trotzdem. Da ist es praktisch, wenn man auf einen Fundus an Rezepten zurückgreifen kann, die rasch und einfach zuzubereiten sind. Diesen Fundus liefert uns Nigel Slater.

Beim Auspacken des Buches habe ich mich erst mal gefreut, denn es ist sehr hochwertig aufgemacht: Leineneinband, Fadenheftung, Lesebändchen, mattes Papier, ruhiges Layout. Eine nette Bauchbinde gibt es auch, von der lächelt einen der Autor sympatisch an. Kleinformatig ist das Buch; es hat etwa die Größe eines kleinen Heftes, also DIN A 5. 600 Rezepte passen trotzdem rein, denn das Buch ist dick. Fotos gibt es auch – allerdings längst nicht von jedem Gericht. Die Fotos sind meist klein und neben dem Rezepttitel platziert.

Die Rezepte sind sehr umfangreich – 600 Stück an der Zahl. Unterteilt sind die Rezepte in die Kapitel: „Aus der Hand“, da gibt es Sandwiches und Burger, „In der Schüssel“; dort sind die Suppen vertreten. Anschließend folgen schnelle Gerichte „Aus der Pfanne“ und „Vom Grill“ in den Kapiteln „Auf dem Herd“ und „Aus dem Schmortopf“ finden wir Eintöpfe, Schmorgerichte, Risotti und Pastagerichte. „Im Ofen“ und „Unter einer Kruste“ – das ist selbsterklärend, oder? „Aus dem Wok“ ist auch klar. „Auf dem Teller“ meint Hauptmahlzeiten, ohne Beilagen auskommen und letzten Kapitel „In Dessertschälchen“, da gibt es Süßes.

Die Rezepte weisen eine große Bandbreite auf: Sandwich mit grünem Spargel, Hähnchen und Avocado, Misosuppe mit Rindfleisch und Grünkohl, Gebackene Rote Bete mit Tomatendinkel, Rübchen mit Pilzen und Orzo, überbackener Lachs mit Gurke, …..ich könnte noch lange weitermachen. Genügend Rezepte sind es ja. Die Rezepte sind ungewöhnlich strukturiert: Auf der jeweils rechten Seite steht ein ausführlicheres Rezept, auf der linken Seite des Buches entweder ein paar Gedanken zum Rezept oder Variationen des Themas: zum Beispiel gibt es eine Hühner-Grünspargel-Nudelsuppe, auf der gegenüberliegenden Seite finden wir dann kurz skizzierte Ideen für Hähnchenflügel-Miso-Bouillon und Grillhähnchen-Miso-Suppe. Alle Rezepte sind sehr knapp verfasst – es gibt eine kurze Liste der Zutaten ohne Mengenangaben; die genauen Mengen finden wir dann fett gedruckt im Rezept.

Die Rezepte sind logisch gegliedert und funktionieren. Das ist aber nicht alles. Immerhin ist das Buch ja von Nigel Slater. Und der kann  – abgesehen vom Kochen – vor allem Eines: Schreiben. Und vom Essen schwärmen. Auch hier macht es wieder riesigen Spaß, im Buch zu schmökern und sich gemeinsam mit Nigel Slater zu begeistern. Eine schöne Lektüre.

Wir haben nicht nur gut gegessen, sondern ich hatte auch eine sehr entspannte Zeit in der Küche:

mangold, kokos, shrimps

Zuerst gab es ein Curry mit Mangold (original: Pak Choi),  Garnelen und Kokosmilch. Nachdem die Paste aus Zitronengras, Kurkuma, Knoblauch, Korianderstängeln und etwas Chili gemixt und der Mangold geschnitten ist, gibt es nicht mehr viel zu tun. Ich konnte entspannt die neuesten Neuigkeiten aus der Schule mit den Kindern diskutieren und danach stand ein würziges, cremiges Curry auf dem Tisch.

zucchini mit Speck-gremolata

Die Zucchini mit Speck-Gremolata haben uns auch gefallen: Speck knusprig braten, Brotbrösel rösten, Knoblauch, Zitronenabrieb und Petersilie dazu, das Ganze über gebratene Zucchini-Scheiben servieren. Einfach und gut.

lammhaxe, wurzelgemüsestampf

Warum sollten geschmorte Lammhaxen unter „Fast Food“ fallen? Immerhin brauchen sie ihre Zeit. Aber nachdem das Gemüse angebraten und die Lammhaxen mit in den Bräter gewandert sind schmort das Essen im Ofen allein vor sich hin. Und nach 1 1/2 Stunden muss man nur noch die Sauce abgießen und das Gemüse stampfen und schon hat man einen herzhaften Braten.

hühnchen mit tomatensauce und mozzarella

Vom Hühnchen mit Tomatensauce und Mozzarella gibt es kein Foto im Buch – und nach dem Kochen war mir auch klar, warum 🙂 . Ihr müßt mir jetzt einfach glauben, dass unter dem Mantel von Sauce und dem Mozzarella-Häubchen eine Hühnchenbrust steckt. Für das Gericht wird eine Tomatensauce gekocht, das Hühnchen wird damit bedeckt. Darauf kommt Mozzarella; gegart wird im Ofen – einfach und gut.

apfel-kartoffel-püree, blutwurst, rosenkohl

Das nächste Gericht hat mich ein wenig an das klassische Himmel und Erd erinnert – ein Kartoffel-Apfel-Püree mit gebratener Blutwurst. Nigel Slater nennt das ganze „eine Wolke aus Kartoffeln und Äpfeln“….gut, ganz so wolkig war es bei mir dann doch nicht. Ich musste Rosenkohl dazu haben – das hat gut gepasst. Hier geht es zum Rezept.

backkartoffeln mit käse und blumenkohl

Blumenkohl in Käsesauce – mag ich immer. Kartoffeln auch. Für die Backkartoffeln mit Käse-Blumenkohl werden große Kartoffeln gebacken und ausgehöhlt. Gefüllt werden sie in mit in Milch gegartem Blumenkohl. Darauf kommt ein Häubchen aus dem gegarten Innenleben der Kartoffeln, Blumenkohl-Milch und Parmesan (ok….ich habe Cheddar genommen). Himmlisch!

hühnchen mit lauch und fenchel

Das Hühnchen mit Lauch und Fenchel ist ein klassisches Eintopfgericht: Das Fleisch wird angebraten, dann mit Fenchel, Lauch und Brühe geschmurgelt. Für Aroma sorgen Zitronenabrieb und -saft und sowie gehackte Petersilie. Gut und alltagstauglich.

Vermutlich ist das jetzt überraschend 😉 –  ich finde auch dieses Buch von Nigel Slater wieder toll. Ich mag die Rezepte und ich mag den Stil, in dem das Buch geschrieben ist. Inzwischen habe ich ein Exemplar einer Freundin geschenkt – und auch die ist glücklich mit dem Buch.

  • Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3832194895
  • 24,99

8 Kommentare

  1. Das klingt nach genau dem richtigen Werk für uns. Wir lieben die schnelle Küche und das aus Überzeugung. Danke für den schönen Tipp!
    Gruß,
    Jens

  2. Juchu! Ich habe das Buch auch gerade da und teile deine Begeisterung voll und ganz! Natürlich machte es Freude, gelegentlich etwas Feines zu kochen, aber Nigels Art „freier“ Anleitung ist herrlich erfrischend. Heute Abend gibt es sogar etwas daraus. 🙂

  3. Ich lese ALLE deine Rezensionen gerne. Echt, für mich bist du die Nummer 1 unter den Foodies, wenns um Kochbuchvorstellungen geht. Ich weiß gar nicht, ob ich von dem Nigel irgendein Kochbuch habe?! Fast beschleicht mich das Gefühl, mir entgeht was. Allerdings sieht mir dieses hier sehr fleischlastig aus – was K.O.-Kriterium wäre… Ich behaupte ja oft, dass mit Fleisch wesentlich schneller gekocht ist als mit Gemüse (waschen, putzen, kleinschnippeln….)
    LG und dir einen schönen Feiertag, Micha

    • Hach, danke 🙂
      Zum Fleisch….ich bin ja immer etwas hinterher mit dem Veröffentlichen der Rezensionen, es ist also länger her, das ich mich durch das Buch gekocht habe. Ich habe jetzt nochmal quer geblättert und würde sagen, dass das Verhältnis von fleischhaltigen und vegetarischen Gerichten recht ausgeglichen ist. Ich muss beim Kochen wohl grade eine akute Fleisch-Phase gehabt haben….

  4. Ich hab das Buch im englischen Original und bin mindestens so begeistert wie du, das Buch liegt immer griffbereit für eine schnelle Inspiration.

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