Kochbuch: Ibrik | Ekatarina Paraschiv-Poirson

Ibrik, das ist die kleine, besonders geformte Kanne, mit der man türkischen Mokka und griechischen Kaffee kocht. Ibrik, das sind aber auch zwei Lokale in Paris. Die Lokale gehören Ecaterina Paraschiv-Poirson. Die gebürtige Rumänin ist in Frankreich aufgewachsen. Als Teenagerin kehrte sie nach Rumänien zurück und entdeckte dort nicht nur ihre kulturellen Wurzeln, sondern auch die Kulinarik der Balkanregion. Diese facettenreiche Küche präsentiert sie in ihren Lokalen – und nun auch in einem Kochbuch.

Ich gestehe, dass ich beim Begriff „Balkan“ zuallererst an die Staaten Ex-Jugoslawiens denken, die Region ist aber viel größer und umfasst auch den Kosovo, Teile Rumäniens, Griechenlands, Bulgariens und der Türkei. Entsprechend vielfältig sind auch die Gerichte, die Ecaterina Paraschiv-Poirson vorstellt.

Unterteilt in Mezze, Familienessen, Fermentiertes, Brot, Desserts und Getränke reicht die Bandbreite der Rezepte von Bohnenkaviar über Rinderzunge mit Kalamata-Oliven, Reispilaw mit Brennnesseln und Spinat bis zu selbstgemachtem Pastrami, Halva-Cookies und natürlich Kaffee aus der Ibrik. Die Rezepte sind allesamt gut nachvollziehbar und es gibt Ideen für jede Situation – vom einfachen Essen, das schnell auf dem Tisch steht, über Kleinigkeiten für zwischendurch bis hin zu aufwändigeren, gästetauglichen Gerichten. Manches wurde ganz klassisch gehalten, anderes hat einen modernen Anstrich bekommen, wie zum Beispiel die türkischen Eier auf Joghurt. Die Zutaten sind gut erhältlich; für manches lohnt sich aber ein Gang zum orientalischen oder türkischen Laden. Die Rezepte sind auf 6 Personen ausgelegt und großzügig bemessen – ich habe sie immer halbiert und wir sind davon zu viert gut satt geworden. Schwierigkeiten hatte ich nur hin und wieder mit den Mengenangaben beim Öl – die sind teilweise astronomisch; ich habe da immer gekürzt. Was ich mir gewünscht hätte: die Rezepte kommen ja aus vielen unterschiedlichen Ländern, da wären hin und wieder ein paar Worte zur Herkunft interessant gewesen.

Noch kurz zur Optik: das ist ein ausgeprochen hübsches Buch. Das Layout ist hell und übersichtlich. Die Rezepte sind in Spalten unterteilt – eine Spalte für die Zutaten, eine für die Arbeitsanweisung. Und jedem Rezept steht ein ganzseitiges Foto gegenüber. Das Essen ist hübsch in Szene gesetzt, aber ohne allzuviel Deko, die vom Wesentlichen ablenkt. Was ich auch schön finde: es gibt grafische Elemente und Deko auf den Bildern die genau das richtige Maß an Folklore mitbringen, ohne ins Kitschige abzugleiten.

Ich liebe ja Shawarma und wenn da schon ein Rezept dafür im Buch zu finden ist, dann muss ich das natürlich testen. Es ist etwas Aufwand – da wird Lammschulter mariniert und gegart, Brot gebacken, es werden Zwiebeln eingelegt, ein Krautsalat gemacht, eine Fetacreme gemixt und Kartoffelchips frittiert – aber es lohnt sich sehr.

Man kann nicht genug Rezepte für Fleischbällchen haben. Das hier sind Kefta, die in einer Tomatensauce serviert werden. Ich fand toll, dass an den Bällchen auch noch eine ordentliche Menge Gemüse ist. Und die Tomatensauce wird – unter anderem – mit Liebstöckel gewürzt, das gibt eine spannende Note.

Çilbir sind ein türkisches Frühstücksgericht – im Original pochierte Eier mit einer Joghurt-Knoblauchsauce. Im Ibrik gibt es die Sauce, die Eier aber als Spiegelei und dazu noch karamellisierten Fenchel – sehr fein.

Das ist Hibiskustee, der abgekühlt mit Minze und Granatapfelsaft durchzieht und dann auf Eis serviert wird. Sehr erfrischend!

Dieser Nudelauflauf hat uns sehr gut gefallen. Es ist kaum zu fotografieren, aber da ist Fisch unter Pasta und Sauce. Der Fisch, es ist Kabeljau, wird kurz mariniert und dann mit einer Tomaten-Paprikasauce und vorgegarten Kritharaki überbacken.

Die Polenta-Knödel sind die Abwandlung eines einfachen Hirtengerichts. Dafür wird gegarte Polenta zu Knödeln geformt, mit Käse gefüllt und im Ofen gegart. Serviert wird alles auf Crème fraîche, für den Kick sorgen eingelegte rote Zwiebeln.

Zu den Knödeln gab es Salat aus im Ofen gebackener Roter Bete mit Apfel und Frühlingszwiebeln. Der hat uns nicht so begeistert – die Roten Bete waren nicht gar und das Dressing sehr ölig.

Fazit:

Ich mag, wie die Rezepte sich mit dem kulturellen Schmelztiegel des Balkan befassen. Sie weisen eine schöne Bandbreite auf und sind doch aus einem Guss. Es gibt Rezepte für jede Gelegenheit – und mir gefällt, dass manches auch behutsam modernisiert wurde.

  • Herausgeber: Knesebeck-Verlag
  • Sprache: ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • ISBN-13: ‎ 978-3957285218
  • € 28,00