Kochbuch: Lissabon – Das Kochbuch | Sylvie da Silva

Ich interessiere mich ja für die verschiedensten Länderküchen, muss aber zugeben – Portugal war da bisher eher ein weißer Fleck auf meiner Landkarte. Pasteis de nata wären mir eingefallen, und jede Menge Stockfisch. Gut, dass ich dank dieses Buches meine Lücken etwas füllen kann.

Geschrieben hat dieses Buch hier Sylvie da Silva. Sie hat portugiesische Eltern, ist aber in Frankreich geboren und aufgewachsen. Sie beschäftigt sich beruflich mit Tourismus, und da besonders mit Kulturreisen auf der iberischen Halbinsel. Mit dem Reisen entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für das Kochen; und nun liegt ihr Buch über die Küche der Heimat ihrer Eltern vor.

Ich fange mal von außen an: Hübsch ist das Buch geworden. Das Cover erinnert nicht nur optisch an die berühmten portugiesischen Fließen, sondern wartet auch mit einem Relief auf. Innen gibt es dann ein übersichtliches Layout, das wirklich  aus einem Guss ist, und zu jedem Gericht ein ganzseitiges Foto. Besonders gut gefällt mir, dass die einzelnen Kapitel an den oberen Ecken der jeweiligen Seiten mit einem Piktogramm markiert sind, da weiß man beim Blättern immer gleich, wo man sich befindet.

Jetzt zu den inneren Werten: nach einer kurzen Einführung zur portugiesischen Küche und zu Lissabon geht es auch schon an die Rezepte: es gibt kleine Happen, Rezepte der Küsten- und Landküche, Beilagen und natürlich Süßes. Wir finden die berühmte Kohlsuppe ebenso wie panierten Kabeljau, Geflügelragout mit Piri-Piri, Tomatenreis oder Karamellflan. Die Küche ist eher rustikal und einfach: Es gibt wirklich viele Gerichte mit dem durch Trocknen und Einsalzen haltbar gemachten Klippfisch (ich muss Einkaufen gehen, ich liebe Klippfisch), erstaunlich simple Beilagen (Faustschlag-Kartoffeln mag sophisticated klingen, aber es sind nur gekochte Kartoffeln, die einen Schlag mit der Faust abkriegen), deftige Fleischgerichte und viel Süßes.

Die Rezepte sind ordentlich strukturiert und problemlos nachvollziehbar. Für Klippfisch, Piri-Piri oder portugiesische Wurst muss man sich etwas umschauen, aber sonst sind die Zutaten problemlos erhältlich. Was mir gut gefällt, sind zum einen die kleinen Einleitungstexte zu den Rezepten, die so manches über die Esskultur Lissabons verraten. Und dann gibt es immer wieder spannende Abhandlungen und Geschichten über Dinge wie zum Beispiel Klippfisch, Fado oder Fussball  – schön zu lesen und aufschlussreich. Was außerdem toll ist, sind die Musikempfehlungen – das schafft Atmosphäre. Abgerundet wird alles durch Adressempfehlungen in Lissabon und ein ausführliches Register.

Unter den Petiscos, also den Kleinigkeiten,  sind auch einige Rezepte für Teigtaschen. Ich habe die Emapadas ausprobiert. Die Füllung besteht aus portugiesischer Chorizo und Spinat. Ich habe ein wenig schummeln müssen und habe spanische Chorizo verwendet. Die kleinen Pasteten werden in Muffinförmchen gebacken; das ist praktisch und sieht nett aus.

Nochmal Petiscos – Sardinenkroketten.  Die Masse aus gegarten Kartoffeln und Ölsardinen wird paniert und ausgebacken; die Kroketten sind, wie sie sein müssen: außen knusprig, innen flauschig.

Mein Sohn durfte Kuchen aussuchen und entschied sich für die Orangenrolle. Beim Lesen des Rezeptes legte sich meine Stirn in Falten – Biskuit steht da, aber der Teig besteht aus Eiern, Orangensaft und Zucker. Auf 8 Eier kommt ein Esslöffel Mehl. Wie Ihr seht – eine Rolle ist mir nicht gelungen. Und ich empfand das eher als Omelett mit Orangengeschmack denn als Kuchen – aber mein Sohn war begeistert.

Kamelspucke – klingt interessant, oder? Es ist ein einfaches Dessert: vorher hergestellte Dulce de Leche wird mit Eigelb und Eischnee zu einer luftigen Creme aufgeschlagen. Das Ganze ist ebenso simpel wie fein und üppig. Die Dulce de Leche wird aus gezuckerter Kondensmilch hergestellt – im Rezept wandert die Dose dazu in den Schnellkochtopf. Ich gebe zu – ich habe mich das nicht getraut und lieber im herkömmlichen Topf gekocht.

Fazit? Das Buch ist schön gemacht und führt uns ein in die portugiesische Küche und ihre Klassiker. Vertieft wird alles durch weiterführende Texte, Musiktipps und atmosphärische Fotos – insgesamt ein Buch, das Appetit macht auf die portugiesische Küche und die Reiselust weckt.

  • Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
  • Verlag: Südwest Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3517096117
  • 20,00

7 Kommentare

  1. Hach, da werden die Erinnerungen an unseren Lissabonaufenthalt wach. Ich habe gestern portugiesische Sardinen gegessen

  2. Die Länderküchen-Bücher aus diesem Verlag haben mir alle wirklich gut gefallen, also muss ich mir dieses wohl auch genauer anschauen.
    Kamelspucke klingt witzig! Zeigst du das Rezept?

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