Kochbuch: Einfach gut essen | Sarah Britton

Sarah Britton kennt Ihr vermutlich ohnehin alle, oder? Die gebürtige Kanadierin hat einige Jahre in Dänemark gelebt und hat eine Ausbildung als ganzheitliche Ernährungsberaterin. Sie hat in Dänemark in vielen Restaurants gearbeitet, unter anderem auch ein Menü für’s Noma entworfen und steckt hinter dem bekannten Blog „My New Roots„. Vor mir liegt ihr zweites Kochbuch.

Das Buch ist hochwertig, hübsch und fröhlich aufgemacht. Das Layout ist schön hell und klar; das wirkt freundlich und motiviert zum Stöbern. Zum Blättern laden auch das matte Papier und das Lesebändchen ein. Es gibt viele ganzseitige Food-Fotos; auch die sind hell und einladend, aber weder überbelichtet noch überstylt.

Gut, nach dem Durchblättern folgt die Praxis. Was ist drin? Das Buch macht ein klares Versprechen: es geht um vegetarische Gerichte, die sich gut in den Alltag integrieren lassen. Die Gerichte sollen einfach sein und sich mit problemlos erhältlichen Zutaten kochen lassen. Herzstück der Rezepte ist ein Baukastenprinzip: von manchen Dingen wird mehr gekocht und der Überschuss für ein weiteres Gericht verwendet oder es werden kleine Gerichte mit ein paar Handgriffen und Zutaten zu einer Hauptmahlzeit ausgebaut. Eine ausführliche Anleitung für diese Art zu kochen gibt es in der Einleitung. Zum einen wird da mit Hilfe einer Tabelle die Idee erklärt, wie man aus einer Grundzutat mittels verschiedener Zutaten immer wieder interessante Mahlzeiten auf den Tisch bringen kann. Und es gibt Tipps für die zeitsparende, kreative Verwertung von Resten und Hinweise, wie man mittels Verfahren wie Grillen oder Marinieren oder Zutaten und Garnituren möglichst viel Abwechslung und Geschmack an sein Essen bringt.

Jetzt aber zu den Rezepten: die Kapitel sind geordnet nach Suppen, Salaten, Hauptgerichten, Beilagen und kleinen Gerichten sowie herzhaften und süßen Snacks. Die Kapitel folgen mit ihren Rezepten dem Lauf der Jahreszeiten. Jedes Kapitel beginnt mit einem Rezept-Dreigestirn, einem einfachen Basisrezept, das sich im Laufe der Jahreszeiten gut abwandeln lässt – also zum Beispiel einer Minestrone jeweils für Frühjahr, Sommer und Herbst oder gefüllte Süßkartoffeln in drei Varianten.

Die Rezepte lesen sich reizvoll; ich habe da noch so ein paar Marker kleben….bei den Falafel-Waffeln zum Beispiel, bei der mit Harissa, Kichererbsen und getrockneten Tomaten aufgepeppten nordafrikanischen Tomatensuppe oder bei den Zucchinifritten. Die meisten Rezepte sind vegan. Immer ist gekennzeichnet, wenn ein Rezepte glutenfrei oder getreidefrei ist, ob es sich um Rohkost handelt oder ob es vegan ist.

Ich mag die Rezepte; denn sie bieten ausgewogene Alltagskost, die unaufwändig zubereitet ist und  – das Wichtigste – klasse schmeckt. Ein bisschen bin aber trotzdem durch die Rezension gestolpert. So finde ich, dass einige Produkte im Übermaß verwendet werden. Das Kokosöl zum Beispiel, das als standardmäßig verwendetes Fett gar nicht mal soooo gesund ist. Oder die glutenfreien Haferflocken und Nudeln, denn wenn man nicht unter Zöliakie (ich meine diagnostizierte, nicht gefühlte) leidet, gibt es keinen Grund, glutenfrei zu essen. Und dann war da noch die Geschichte mit den Garzeiten: bei mir waren die immer wieder viel zu kurz bemessen; so war meine Rote Bete nach 30 min im Ofen nicht ansatzweise gar. Ein wenig erstaunt hat mich auch, dass öfter mal Alufolie zum Einwickeln und Abdecken verwendet wird; das ist bei mir inzwischen wirklich eine absolute Ausnahme.

Ich war so erkältet, da kam mir die Idee eines Chilis gerade recht. Das Chili setzt statt Bohnen auf Linsensprossen; braucht also ein paar Tage Vorlauf. Die Sprossen bringen eine Menge Eiweiß und Mineralstoffe mit – und einen ganz eigenen, pfeffrigen Geschmack, der gut in das Chili passt.

Für die Auberginenröllchen werden Auberginenscheiben im Ofen gebraten und mit einer Creme aus Sonnenblumenkernen, Zitronensaft und etwas Knoblauch gefüllt. Sarah Britton nennt die Creme „Sonnenblumenkernfeta“, und tatsächlich erinnert der Geschmack etwas daran. Serviert wird das Ganze auf Tomatensauce.

Die Rote-Bete-Suppe klang verlockend: ofengeröstete Rote Bete und Knoblauch werden zusammen mit vorher gebratenem Lauch noch kurz in Gemüsebrühe gegart und dann zu einer samtigen Suppe gemixt. Als Topping gibt es Joghurt mit Senf. Leider waren meine Roten Bete, obwohl sie nicht groß waren, nach den vom Rezept verordneten 30 min im Ofen alles andere als gar. Wir haben sehr spät gegessen an diesem Tag. Und obwohl ich sehr viel mehr Flüssigkeit verwendet habe, als im Rezept angegeben, war das Ganze mehr Brei als Suppe.

Für den Blumenkohlauflauf werden Blumenkohl- und Süßkartoffelscheiben in eine Auflaufform geschichtet, mit einer Kokosmilch-Sojasaucenmischung übergossen und mit einer Kruste aus Mandeln, Sonnenblumenkernen und Haferflocken überbacken. Das ist aromatisch, füllt wohlig den Bauch und liegt nicht schwer im Magen. Die Garzeit allerdings habe ich tüchtig erhöhen müssen.

Fazit: Unsere Beziehung holpert ein wenig, aber dennoch mag ich das Buch. Es sind viele tolle Ideen und alltagstaugliche Gerichte darin, die es einem ermöglichen, ohne größere Verrenkungen abwechslungsreiche Gerichte auf den Tisch zu stellen. Ich mag Sarah Brittons Kreativität und ihre undogmatische, genussbetonte Herangehensweise. Dafür denke ich dann auch mal gerne selbst über Garzeiten nach und nehme einfach Standardpasta statt der glutenfreien.

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Knesebeck 
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3957280626
  • 30,00