Buchvorstellung: Bar Bibel | Cihan Anadologlu

Cihan Anadologlu ist Bartender aus Leidenschaft, und zwar einer der besten der Welt. Er besuchte Koch- und Hotelfachschulen, mixte in der legendären „Schuhmann’s Bar“ in München, arbeitete mit Sterneköchen zusammen und sammelt Ideen von überall her. Heute ist er nicht nur als Berater und Autor tätig, sondern auch und vor allem Mitinhaber der Bar „Circle by Cihan Anaduloglu„. Die Bar befindet sich im Hearthouse, Münchens erstem Private Member Club. Mit dem vorliegenden Buch teilt er sein umfassendes Wissen mit uns.

Inhaltlich ist das Buch grob in vier große Kategorien unterteilt. Es geht los mit den 200 besten Drinks der Welt, hier findet man Rezepte für bekannte Cocktail-Klassiker. Die Rezepte werden nach Spirituosen geordnet vorgestellt; man findet Gin-Cocktails, Vodka-Cocktails und vieles mehr. Ich behaupte, dass jeder einigermaßen bekannte Cocktail hier vertreten ist.  Zu jedem Cocktail ist angegeben, wann, wo und von wem er kreiert wurde.

Danach kommen 50 Cocktails der Feder von Cihan Anadologlu; diese sind durchnummeriert. Die Rezepte sind durchweg einen gewissen Anspruch; ich nenne als Beispiel mal den Cocktail No. 23, das ist der Circle Milk Punch. Zu den Cocktail-Zutaten Bacardi 8 Rum, Hennessy VS Cognac, Reis-Kokosmilch und Demerarasirup gesellen sich ein Topping aus Kastanien-Espuma und eine Garnitur aus geriebener Muskatnuss und Sternanis. Die Rezepte für Espuma und Sirup findet man weiter hinten im Grundrezepte-Teil.

Wie gesagt, die Rezepte haben einen gewissen Anspruch. Man braucht eine gut gefüllte Hausbar und oft auch die eine oder andere Gerätschaft. Sie sind aber gut aufgebaut und nachvollziehbar. Die benötigten Komponenten, die oft voraus hergestellt werden müssen, findet man entweder direkt beim entsprechenden Cocktail oder im Grundrezepte-Teil. Zu jedem Rezept gibt es auch ein kleine Einführung; und selbstverständlich wird beschrieben, in welchen Glas der Drink serviert werden soll.

Dann finden wir nach 9 Rezepte von Gast-Bartendern, wobei nicht nur die Drinks vorgestellt werden, sondern auch die entsprechenden Bartender und ihre Bars.

Wenn man schon Cocktails trinkt, ist es eine gute Idee, auch für eine entsprechende Unterlage zu sorgen. Entsprechend gibt es da ein spannendes Kapitel zum Thema „Food- und Cocktailpairing. Ein Beispiel wären mit einer Kruste aus Asia Spiced Nuts servierte Baby Back Ribs, zu denen mit Sesam aromatisierte, pfannengerührte Zuckerschoten  serviert werden. Als passender Drink wird eine Variante des Long Island Ice Teas vorgeschlagen, die aufgrund von Fernet Branca, Portwein und Cola eine große Aromenvielfalt aufweist. Bei den Rezepten ist es leider nicht immer gelungen, sie aus der Sprache der Restaurantköche in massentaugliche Rezepte zu übertragen. Man muss flexibel sein und etwas mitdenken, wenn man sie umsetzen will.

An den Foodpairing-Teil schließen sich noch Kapitel mit Grundrezepten und dem benötigten Werkzeug an. In diesem Fall bedeutet Werkzeug ein wenig mehr als das typische Bar-Equipment, denn für die Drinks werden auch schon mal Espumas hergestellt oder Infusionen per Vakuum hergestellt. Internationale Tipps für Bars, eine Übersicht über wichtige Begriffe und ein Bezugsquellenverzeichnis runden den Rezeptteil ab.

Noch ein paar Worte zur Optik: Da ist ein großformatiges, hochwertig gemachtes Buch; die Aufmachung ist angelehnt an die Burger Unser.  Die Fotos von Daniel Esswein sind eindrucksvoll auf das Wesentliche reduziert; es macht Freude, in dem Buch zu blättern.

So, mixen wir uns einen Drink: ich habe ich für „Tomato Clamato“ entschieden, das ist Cihan Anadologlus Version einer Bloody Mary: Es wird vorweg aus etwas Wodka, Sichuanpfeffer und einer Chilischote eine Sichuanpfeffer-Infusion hergestellt, von der ein wenig im Drink landet. Es wird auch nicht einfach Tomatensaft verwendet, sondern eine Mischung aus Tomatensaft und Passata, der etwas Miso noch zusätzlich Geschmack verleiht.

Dazu gegessen haben wir Prawn Toast, den wollte ich schon so lange machen. Auf den Toasts befindet sich eine Masse aus Garnelen, Korianderwurzel, Ingwer, Knoblauch und etwas Chili.

Fazit: Das Buch heißt nicht umsonst „Bar Bibel“; man findet darin wirklich alles, was man braucht, wenn man Drinks mixen will. Von ambitionierten Eigenkreationen Cihan Anadologlus bis hin zu bekannten Cocktail-Klassikern ist für jeden Anspruch etwas dabei. Mich faszinieren im Übrigens besonders die vielen kleinen Grundrezepte. Diese kann man sicherlich nicht nur zum Mixen von Cocktails gebrauchen.

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Callwey
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3766722805
  • 39,95

2 Kommentare

  1. Hach, toll aussehen tut die Barbibel ja schon… aber ich glaub, für mich ist die zu abgehoben und zu ambitioniert. Es wäre schade, so ein tolles Buch zu besitzen und es dann nicht regelmäßig zu nutzen 🙁 Ich konzentriere mich auf den Foodaspekt 😉
    Lg, Miriam

    • Ich konzentriere mich auch auf den Food-Aspekt 😋. Da sind tolle Tricks und Grundrezepte drin, die man nicht nur für Cocktails nutzen kann…

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