Aserbaidschan – das ist eine Schnittstelle zwischen Orient und Okzident. Dieses Buch, das kein reines Kochbuch ist, stellt das Land am Kaspischen Meer, das durch Erdöl rasch reich geworden ist, näher vor.
Die Fotografin Barbara Lutterbeck hat Aserbaidschan bereist, die Kamera im Gepäck. Das Buch ist in zwei Teile unterteilt: den Anfang macht besagte Reise durch das Land. Barbara Lutterbeck hat so vieles eingefangen und in atmosphärischen Bildern sichtbar gemacht: die Hauptstadt Baku, in der sich Moderne und Tradition treffen, berühmte Denkmäler wie den Feuertempel Ateschgah oder das Mausoleum der Sieben Kuppeln. Sie nimmt uns mit in eine Karawanserei der Seidenstrasse und zeigt uns alte Dörfer. Es gibt so viele Bilder in dem Buch, dass man zurecht von einem Bildband sprechen kann.
Darüber hinaus führen uns die Texte durch die Kultur und Geschichte Aserbaidschans. Der Hauptstadt Baku ist ein besonders ausführliches Kapitel gewidmet. Es geht aber auch um die Region Bergkarabach, um Literatur und Musik. Zudem gibt es eine sehr ausführliche Einführung zur Geschichte und Geografie des Landes. Die Texte sind informativ, aber leider nicht besonders lebhaft formuliert. Was man beim Lesen auch noch wissen muss, ist dass das Buch mit Unterstützung der Heydar-Aliyev-Stiftung, die in der präsidialen Dynastie des Landes verankert ist, entstanden ist. Diesen Blickwinkel merkt man beim Lesen schon.
Am Ende der Reise wird mit Kapiteln über Märkte, Kaviar und Käse zum Thema Küche übergeleitet. Wie ich zu Anfangs sagte – in Aserbaidschan treffen sich Orient und Okkzident. Das schlägt sich auch in der Küche nieder. Das Land ist fruchtbar, es gibt viel Obst und Gemüse und große Weideflächen für Rinder und Schafe. Es wird viel Joghurt verarbeitet, Walnüsse sind ebenfalls sehr beliebt. Das Reisgericht Plow erinnert mich an die persische Küche, die gefüllten Weinblätter an die Türkei.
Das Buch präsentiert etwas mehr als 20 Rezepte von Vorspeisen bis zum Nachtisch. Es gibt sauer eingelegtes Obst und Gemüse, gegrillte Hackspieße, grüne Bohnen mit Ei, den berühmten Reiskuchen Plow mit verschiedenen Fleischbeilagen. Bei den Fischgerichten kommt viel Stör vor. Zum Nachtisch gibt es Scherbet oder süßes Blätterteiggebäck.
Die Rezepte sind in der Regel einfach gehalten und kommen mit wenigen Zutaten aus; diese sind auch überall gut erhältlich. Oft gibt es auch zusätzliche Tipps oder Servierhinweise.
Ich liebe gefüllte Weinblätter. Allzu oft mache ich sie nicht, weil das Wickeln schon etwas Zeit braucht. Aber im Buch ist ein Rezept; das habe ich zum Anlaß genommen, mal wieder welche zu machen. Es hat alles gut funktioniert – und ich habe jetzt wieder einen Vorrat an gefüllten Weinblättern in der Tiefkühle.
Gutab sind sehr einfache Teigtaschen: eine Füllung aus Hackfleisch und Zwiebeln, ein Teig aus Mehl, Ei und Wasser. Beim Teig ist ein wenig Erfahrung gefragt; die benötigte Wassermenge ist nicht angegeben, man muss ein Gefühl dafür haben, wie der Teig sein soll.
Mit Eiern überbackene Walnüsse – das ist von den Zutaten her recht unspektakulär: gehackte und gemahlene Walnüsse, Zwiebel, Eier. Das Ergebnis ist aber wirklich toll, wir waren alle begeistert.
Auch das geschmorte Huhn ist ein einfaches Rezept: Das Hähnchen wird zerlegt und halb fertig gekocht, anschließend mit Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln fertig geschmort. Das Ergebnis: zartes Fleisch in aromatischer Sauce, und die Beilage ist auch gleich dabei.
Fazit: „Zu Gast in Aserbaidschan“ ist ein hochwertig aufgemachter Bildband. Man wird mitgenommen auf eine Reise durch das Land, spaziert durch Denkmäler und über Märkte. Die Rezepte führen ein in die Küche des Landes; sie sind gut nachkochbar und machen Lust auf mehr. Ein wenig schade ist, dass die Texte über das Land nicht etwas ansprechender formuliert wurden.
- Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
- Verlag: Wienand
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3868323058
- ISBN-13: 978-3868323054
schon wieder so ein interessantes Kochbuch aus Zentralasien…
ich habe übrigens dein Dushanbe Pilaw gekocht, hat uns sehr sehr gut geschmeckt!!
lg
Ja, ich glaube, die Region ist kulinarische im Kommen.
Freut mich, dass der Pilaw geschmeckt hat.
Solche Bücher mag ich sehr, wenn sich schöne Bilder mit dem Essen eines Landes vereinen. Das ist es auch, wie ich gern Urlaub mache: Viele schöne Sachen anschauen und landestypisch essen gehen. Daher nehmen mich solche Bücher immer irgendwie auf Urlaub mit.
Ja, solche Bücher sind ein schöner Kurzurlaub.
Hört sich ja toll an! Ich liebe diese Reiseundkochführer….
Ja, man hat gleich einen keinen Kurzurlaub, wenn man darin blättert.
von der Optil fühle ich mich an das Tomaten-Buch erinnert, das ich alsogelich vorgekramt habe. Danke wieder einmal für eine schöne informative Rezension- ich denke für mich grade unpassend, um in sowas zu sachmökern fehlt es an der nötigen Muße.
Ja, der Rezeptteil ist eher klein; es gibt sehr viel Lesestoff.