Roland Rauter: Einfach vegan

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Nein…ich bin noch immer keine Veganerin. Noch nicht mal Vegetarierin bin ich. Trotzdem kommen hier oft genug vegane Gerichte auf den Tisch. Nicht aus Prinzip, sondern einfach weil ich gerne Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte esse. Außerdem bin ich immer neugierig, jenseits der ausgetretenen Pfade etwas Neues zu probieren. Das bezieht sich nicht nur auf verschiedene Länderküchen, sondern auch auf andere Ernährungsideen. Deswegen habe ich mich mit Elan auf das Exemplar von „Einfach vegan“ gestürzt, das mir der Schirner-Verlag zur Verfügung gestellt hat.

Das Buch macht Spaß. Im Vordergrund steht nicht der Verzicht auf irgendetwas oder eine Ernährungsphilosophie, die einem dazu verhelfen soll, schlanker, jünger oder immerwährend glücklich zu werden, sondern ganz einfach der Spaß am Kochen, Essen und Geniessen. Unterstützt wird dies durch die Optik: Das Layout ist klar und frisch; zu jedem Gericht gibt es ein Foto – und die Fotos, die sind einfach hinreissend und machen schon beim Durchblättern Appetit auf mehr.

Roland Rauter wartet mit Rezeptvorschlägen für alle Gelegenheiten auf: Frühstück gibt es, Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts.  Die Rezepte sind allesamt gästetauglich, finde ich. Zum Frühstück können wir wählen zwischen Deftigem „Rührei“ aus Seidentofu, süssem French Toast mit karamellisierten Birnen, Kichererbsen-Waffeln mit Orangen und anderen süßen und deftigen Highlights. Bei den Vorspeisen gibt es zahlreiche wunderbare Suppen zur Auswahl, Aufstriche mit selbstgemachtem Fladenbrot, aber auch Salate wie den Blattsalat mit Tofu und karamellisiertem Apfel, feine Terrinen, Pastagerichte und Gemüse im Ausbackteig. Die Bandbreite der Hauptgerichte reicht von Gemüsegerichten wie Kohlrouladen mit Weizenfüllung, Tomatenragout und Stampfgemüse oder gegrillte Karotten mit Zitronen-Pfeffer-Butter auf Goldhirse über adaptierte Klassiker wie Weizenschnitzel Wiener Art mit Kartoffel-Feldsalat oder Seitan-Stroganoff bis hin zu Steinpilz-Spinat-Quiche, gebratenen Lotuswurzeln oder Madras-Curry mit Koriander-Chili-Naan. Süßschnäbel können sich bei den Desserts über zahlreiche Kuchen wie Mandel-Schoko-Kuchen oder griechischen Zitronenkuchen freuen, über Obstdesserts wie gebackene Feigen in Filo-Teig, aber auch über Rezepte für Eis, Milchreis, Pudding und Strudel.

Abgerundet wird der Rezeptteil durch ein persönliches Vorwort mit einigen Erkärungen zur veganen Ernährung, durch Einkaufstipps und die Vorstellung wichtiger veganer Basisprodukte, die Eier, Milch oder Fleisch ersetzen können. Am Ende des Rezeptteils gibt es noch einige Grundrezepte für Brühen, Soßen und Würzmittel.

Im Gegensatz zu Barbara Rütting, die verarbeitete Lebensmittel ablehnt, benutzt Roland Rauter durchaus Produkte, die tierische Lebensmittel ersetzen sollen: Sojamilch, Hafersahne, verschiedene Sorten Tofu, Seitan und andere Lebensmittel haben einen festen Platz in seiner Küche. Er sagt allerdings selbst, dass es ihm dabei nicht darum geht, den Geschmack von Fleisch oder Käse zu ersetzen oder nachzuahmen – das ist schlichtweg nicht möglich. Sicher ist aber, dass durch diese Produkte eine abwechslungsreichere Ernährung gewährleistet wird. Ob man diese Dinge mag und verwenden möchte, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe keine Probleme mit traditionellen Produkten wie Tofu oder Seitan, die in Asien ohnehin seit eh und je in der Küche Verwendung finden. Gescheitert bin ich aber an dem Begriff „vegane Butter“. Dazu habe ich nichts gefunden. Ich habe Alsan verwendet  – allerdings ist das Margarine.

Soweit ist alles gut. Ihr habt sicherlich bemerkt, dass ich die Rezepte und die Aufmachung des Buches sehr mag. Jetzt kommen wir zu dem, was mir nicht gefällt, und da gibt es leider zwei echte Ärgernisse. Die kleinere Schwäche: es gibt kein Register. Weder nach Rezepten, noch nach Zutaten. Das ist mehr als nur ein wenig lästig. Weitaus nerviger ist allerdings das zweite Ärgernis: einige Rezepte sind schlecht lektoriert. Die Zutatenlisten haben nicht immer, aber oft genug eine willkürliche Reihenfolge. Immer wieder tauchen in den Rezepten Zutaten auf, nach denen man dann in der Zutatenliste lange suchen muß. So braucht man für die geröstete Tomatensuppe am Anfang Zucker, wieviel davon, steht in der Liste ganz unten. Ebenso wurde mit dem Knoblauch in der Reispfanne verfahren. Ein System, nach dem die Zutaten aufgelistet sind, konnte ich nicht ausmachen. Manchmal wurden auch Arbeitsschritte übersehen: Für die Tomatensuppe zum Beispiel werden Tomaten, Gemüse und Kräuter im Backofen geröstet. In der Zutatenliste stehen außerdem ungeschälte Knoblauchzehen. Die sollen laut Rezept nicht mit in den Backofen; zumindest sind sie nicht erwähnt. Aber nach Abschluß des Röstvorganges nehmen wir die Kräuter aus der Auflaufform und schälen die Knoblauchzehen. Ich habe den Knoblauch mitgeröstet, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er roh in die Suppe soll. Anfänger werden an solchen Fehlern aber sicherlich keine Freude haben. Es ist schade, dass hier nicht gründlicher gearbeitet wurde, die tollen Rezeptideen von Roland Rauter hätten eine sorgfältigere Behandlung verdient.

Ich bin mit der ungarischen Reispfanne an den Start gegangen. Das ganze erinnert ein wenig an das Reisfleisch meiner Mutter, das ich als Kind so geliebt habe. Fleisch ist natürlich keines drin…..sondern Sojagranualt. Ich fand die Pfanne in Ordnung, und die Mit-Testesser waren auch begeistert.

Auch die geröstete Tomaten-Karottensuppe mit den würzigen, knusprigen Rosmarin-Knoblauch-Stangerl dazu stieß auf große Gegenliebe – eine schöne, leichte Vorspeise und mein Liebling unter den probierten Rezepten.

Leider konnte man das vom Grießpudding mit marinierten Heidelbeeren nicht sagen. Die in Ingwersirup marinierten Beeren (im Original werden Erdbeeren verwendet) waren wunderbar; der Pudding aber leider geschmacksneutral. 20 Gramm Zucker auf 600 ml Sojamilch waren wohl etwas wenig.

Zum Reinlegen hingegen war das Avocado-Pesto, das zu selbstgemachten Linguine serviert wird. Foto gibt es keins, ich habe nämliche die Pasta verhauen, was nicht am Rezept lag, sondern an meiner Schusseligkeit  – selbstgemachte Spaghetti, die einen Ticken zu lange kochen, tendieren nun mal zum Matschen…..

Am Madras-Curry auf Sojaschnetzel-Basis schieden sich die Geister: mein Mann fand es klasse, ich nicht. Das Koriander-Chili-Nan, das es dazu gab, mache ich aber bestimmt mal wieder.

Besonders gespannt war ich auf die Kärtner Kasnudeln, denn diese Teigtaschen mit ihrer Füllung aus Kartoffeln und Quark liebe ich ganz außerordentlich. In der veganen Variante werden der Nudelteig mit Sojamilch, die Füllung mit Kartoffeln und Seidentofu zubereitet. Ich war erstaunt, wie nahe am Original die Kasnudeln schmeckten.

Zufrieden war ich auch mit Kartoffelgulasch mit grünen Bohnen und Shiitake. Das dazu servierte Kümmelbrot war mir etwas zu dicht in der Krume.

Fazit? „Einfach vegan“ bietet eine Fülle schöner Rezeptideen – sicherlich nicht nur für Veganer. Wer über die Schwächen des Buches hinwegsehen kann, findet tolle Anregungen für mehr Abwechslung in der Küche. Wer sich interessiert, kann das Buch direkt hier beim Verlag bestellen. Und wer noch mehr über vegane Ernährung wissen möchte, schaut rein bei Katha von Esskultur – sie ernährt sich gerade 21 Tage vegan und berichtet jeden Tag.

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19 Kommentare

    • Wenn Du über die Rezeptschwächen hinwegsiehst und beim Kochen mitdenkst (was bei Dir ja außer Zweifel steht 🙂 ) findest Du schöne Rezepte. Allerdings fehlt mir der Vergleich, denn so viele vegane Bücher kenne ich nicht. Ich hatte mal eines von Attila Hildmann – das war nicht schlecht, für mich aber zu lifestylig.

      • Na manchmal frag ich mich, wo ich meinen Verstand gelassen habe, aber im Großen und Ganzen denke ich schon mit. 😉
        Danke dir! Ich werde mal in einer Buchhandlung schauen, ob ich das Buch sehe und es dort noch einmal unter die Lupe nehmen.

  1. Wenn bei mir Veganes auf den Tisch kommt ist das höcchstens aus Versehen… dazu liebe ich Käse und alle anderen Milchprodukte viel zu sehr. Die Suche nach alternativen Eiweiß-Lieferanten finde ich aber doch immer spannend, die eine oder andre Anregung kann auch ich mir da holen.

    • Ich hab mal über meine Rezepte geschaut – da gibt es doch einiges an veganen Sachen. Allerdings aus Spaß an der Freud und nicht planvoll und mit Absicht. Dauerhaft auf Eier und Milchprdukte zu verzichten, damit hätte ich Schwierigkeiten. Und die alternativen Eiweißlieferanten….Tofu magst Du doch nicht so, oder? Viele Produkte sind dann auch auf Weizenbasis.

      • Stimmt Tofu und dergleichen ist mein Ding auch nicht. Mehr so geschickte Kombinationen aus Gemüsen und Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, das finde ich interessant Und wenn ich mir dann noch einen Käse drüberreibe oder einen Klecks Creme Fraiche….

  2. Ich hatte den Rauter letztes Jahr auch 3 Monate zu Gast. Die Sommerrollen waren gut, das dazu gedachte Tomatenconfit, ähm, seltsam. Sachen wie Hafermilch, vegane Butter (und ich dachte, das sei Alsan?) schrecken mich immer total ab. Warum sollte man auf Milch und Butter verzichten, wenn man keine Unverträglichkeit dagegen hat? Egal.
    Ich finde das Buch auch wunderschön fotografiert, aber bis auf die Sommerrollen reizte mich in den 3 Monaten kein Rezept so sehr, dass ich es nachkochen wollte. Ich hab’s dann leichten Herzens wieder ziehen lassen und mir noch einmal die „Elia“ ausgeliehen. 🙂

    • Was anderes als Alsan habe ich zur veganen Butter nicht gefunden – und ich behaupte, es ist Margarine 🙂 Das Ausprobieren hat mich eine Tüte Sojamilch gekostet, die ich sonst nicht gekauft hätte – ich mag sie nicht. Ich glaube, der Pudding hat womöglich auch wegen der Sojamilch etwas merkwürdig geschmeckt.
      Ich hab noch ein paar Sachen auf meiner Liste….aber nicht in nächster Zeit. Ich musste nämlich feststellen, dass der gehäufte Verzicht auf Michprodukte und Eier mich etwas missmutig macht 😉

  3. Ein schönes Plädoyer für die vegane Küche – danke dafür! French Toast mit karamellisierten Birnen und Rührei aus Seidentofu hört sich auch für einen Fleischtiger wie mich äusserst gelungen an. Die Einstellung scheint zu stimmen: auch bei mir landen hin und wieder vegetarische (teilweise auch vegane) Gerichte auf dem Teller, aber du hast schon recht, es geht doch nicht darum das Fleisch zu kompensieren, sondern sich einfach lecker, ausgewogen und gesund zu ernähren. Insofern habe ich auch wenig übrig für vegane/vegetarische Kreationen der Food-Industrie wie Vegi-Hot-Dogs, Hamburger & Co.
    Das es auch anders geht, scheint das Buch wunderbar aufzuzeigen!

    • Vor diesen Kompositionen stand ich neulich, als ich überlegt habe, ob ich das „Weizenschnitzel Wierner Art“ nachbasteln soll. Ich hab dann doch auf den Selbstversuch verzichtet…Tofu esse ich gerne, aber Wurstersatz kann ich gut verzichten.

  4. Ich habe vor kurzem mich nach vielen Jahren mal wieder an Sojagranulat versucht und die getrockneten Auberginen zuerst mal damit (und mit Reis) gefüllt. Sie sind nicht auf menem Blog gelandet, Sojagranulat gab es bei uns wohl zum letzten Mal…Wie du siehtst habe ich auch eine Skepsis gegenüber Fleischersatzprodukten, aber das Buch scheint ja deutlich mehr zu bieten. Aber auch wenn ich Veganismus durchaus ethisch nachvollziehen kann, wäre der Verzicht auf Milchprodukte für mich einfach nicht vorstellbar…

    • Sojagranulat in homöopatischen Dosen finde ich ok; als Basis eines Gerichts aber nicht. Und ohne Milchprodukte und Eier, da würde ich mich wirklich schwer tun, das habe ich beim Kochen aus dem Buch gemerkt. Am besten gefallen haben mir die Gerichte, die einfach aus Gemüse und Hülsenfrüchte das beste machen, ohne irgendwas zu „ersetzen“

  5. Mir geht es ebenso, vegan gibt’s bei mir immer nur ausversehen. Aber wenn es gut schmeckt, warum nicht, gell? Ich esse dennoch auch gerne vegetarisch, aber das ist bei mir schon das Maximum der Gefuehle…

    • Vegan als Ettiket habe ich eher weniger auf dem Plan, aber Gerichte aus Getreide, Gemüse und Hülsenfüchten oft. Grade in der asiatischen Küche kann man sich da ja austoben 🙂

      • Ja, das mache ich auch sehr oft, Linsen, es gibt sogar super Bohnen hier die ich (zum Leid meiner Frau) sehr oft mache. Aber allzu oft gibt es eben doch die schwäbische Version mit ein bisschen Speck und einer Saitenwurst drin 

  6. Interessant. Ich habe auch noch kein veganes Kochbuch. Freu mich daher über Deine Experimentierfreude. Sojafleischprodukte schmecken nicht so gut. Tofu in Kikokma angeröstet oder geräucherter Tofu schmeckt schon besser. Am besten finde ich als Fleischersatzprodukt selbstgemachten Seitan. Die Chinesen hatten da wirklich etwas tolles entwickelt. Madras Curry würde ich daher eher mit selbstgemachten Seitan zubereiten, der vorher gekocht und in Sojasoße angebraten wurde…

    • Mit dem Seitan hast Du recht; der schmeckt tatsächlich besser als Sojaschnetzel. Tofu auch. Scheinbar hat es einen guten Grund, weswegen diese Produkte in China schon seit ewigen Zeiten benutzt werden…..

  7. Wieder eine tolle Rezension von Dir, Susanne! Ich finde das klasse, wie offen Du an vegane Rezepte herangehst, ohne selbst Veganerin zu sein (und tatsächlich sind ja auch viele Rezepte in vielen traditionellen Länderküchen ganz von allein vegan, besonders in der orientalischen Küche).
    Ich koche im Alltag sehr gern mal ohne Milchprodukte und Eier, daher wäre das vielleicht ein Buch für mich, trotz des unpräzisen Lektorats bei den Rezeptangaben. Die Philosophie, die Du beschreibst – also Tofu, Hafersahne & co. erlaubt – spricht mich jedenfalls an. „Vegane Butter“ wird übrigens oft als Begriff benutzt in veganen Kreisen, gemeint ist damit tatsächlich Margarine. Viele Veganer schwören auf Alsan, wie Du sie ja auch verwendet hast. Wenn Du Sojamilch nicht so magst, ist Hafer- oder Mandelmilch übrigens eine ganz leckere Alternative – nur für den Fall, dass es Dich nochmal nach veganem Pudding gelüsten sollte ;-).

    • Hab ich richtig getippt mit Alsan 🙂
      Aber ich glaube, ich mache Pudding lieber mit Kuhmilch – ich hab die anderen Sorten durch; es ist nicht so meins.

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