Der große Bücherherbst mit all seinen interessanten Neuerscheinungen ist ja noch nicht lange her. Bei mir liegen noch einige Bücher, die auf die Veröffentlichung einer Besprechung warten. Und weil ja auch Weihnachten näher kommt, habe ich beschlossen, die Rezensionen in der Vorweihnachtszeit online zu stellen – vielleicht findet ja der eine oder andere von Euch ein Geschenk – für die Lieben…oder für sich selbst.
Los geht es mit dem insgesamt dritten Buch von Carolyn und Chris Caldicott.
Verreist Ihr gerne? Ich schon. Nun reise ich ja leider seltener, als ich möchte. Aber glücklicherweise gibt es ja Alternativen. Bücher….für Reisen im Kopf. Und Kochbücher, mit denen kann man auch auf Reisen gehen. Solche Bücher machen Carolyn und Chris Caldcott. Die beiden reisen, essen und schreiben die Rezepte auf. Lange Jahre lang haben sie in London auch ein vegetarisches Restaurant, eben das World Food Café, betrieben.
Die Rezepte aus diesem Buch stammen aus sehr vielen verschiedenen Esskulturen: das Ehepaar war in Bangladesh, Bhutan, Birma, Chile, Finnland, Japan, Kuba, Laos, Namibia, Syrien und Vietnam. Die Rezepte sind nach Ländern geordnet. Obwohl es nicht zu jedem Gericht ein Bild gibt, quillt das Buch förmlich über von wunderschönen Fotos: Es gibt nämlich zu jedem Land gibt es stimmungsvolle Landschaftsfotos, die einen dazu verführen, gleich den Rucksack packen zu wollen. Schön finde ich auch, dass zu jedem bereisten Land eine kurze Einführung in die dortigen Essgewohnheiten gibt. Oder wußtet Ihr, dass in Bhutan Chilies zu den Grundnahrungsmitteln zählen?
„Quick and Easy“ steht ja schon im Buchtitel – und das sind die Rezepte auch. Komplexes werdet Ihr nicht finden, eher vegetarische Hausmannskost aus aller Herren Länder. Die Zutaten sind trotz der teilweise exotischen Länderküchen gut erhältlich; der Besuch eines Asiashops allerdings könnte nicht schaden. Die Rezepte sind knapp formuliert und setzen voraus, dass man schon einmal hinter dem Herd gestanden hat: so sind zum Beispiel meist keine Garzeiten angegeben, sondern es wird mit Formulierungen wie „bis die Äpfel weich sind“, „so lange ziehen lassen, bis die Linsen auseinanderfallen“ und Ähnlichem gearbeitet. Für erfahrene Köche ist das sicherlich kein Problem, aber Anfänger hätten es sicherlich gerne etwas genauer. Mein Buch war nach dem Durcharbeiten gespickt mit Klebezetteln – allerdings nur in den Länder-Kapiteln, deren Küche ganz neu für mich war. In dem mir bekannteren Länderküchen wie Japan, Syrien oder Vietnam habe ich wenig Neues gefunden.
Also habe ich mich beim Kochen auf die Länderküchen konzentriert, was ich noch nicht kannte, und davon bin ich angetan.
Der Dal von grünen Erbsen war sehr fein. Frische (oder, wie in meinem Fall, TK-) Erbsen werden in einer fix angerührten Currypaste gegart. Als Flüssigkeit wird Milch verwendet, was für eine schöne Sämigkeit und angenehm milden Geschmack sorgt.
Wenn ein Gericht „Curry in a Hurry“ heißt, dann muss man es doch testen, oder? Das Curry aus grünen Bohnen ist wirklich rasch gemacht und peppig scharf.
Ein Reinfall auf ganzer Linie allerdings war das „würzige Buschbrot“, ein Vollkornbrot aus Backpulverteig. Ich hätte beim Lesen des Rezeptes auf mein Bauchgefühl hören und das Brot Brot sein lassen sollen, denn das Ergebnis war, wie befürchtet, ein wenn auch würziges, so doch recht trockenes, bröckliges Brot, dass beim Kauen immer mehr im Mund wurde.
Kein optisches Highlight, aber geschmacklich wunderbar war das Chakalaka, ein würziger Bohneneintopf von gesunder Schärfe aus dem südlichen Afrika, der interessanterweise mit Käse bestreut serviert wird.
Das Kartoffelgratin mit Süßkartoffeln und Pilzen wurde mit Begeisterung verputzt – besonders von meinem Mann. Ein echter Ritterschlag für das Gericht, denn Süßkartoffeln mag er nicht so gerne….das Rezept dazu gibt es morgen.
Ich mochte die vietnamesischen Frühlingsrollen: Gemüse, verpackt in eine Reisteighülle und diese dann knusprig ausgebraten. Allerdings war mir die Füllung etwas zu brav gewürzt; ich habe mit Limettensaft und Fischsauce (auch wenn das Gericht dann nicht mehr vegetarisch ist), nachgeholfen. Der dazu servierte Dipp, allerdings, der hat einiges wieder wettgemacht 🙂
Dem Rezepttitel der Buchweizenknödel aus Bhutan liegt wohl ein Übersetzungsfehler zugrunde; vermutlich hießen die zarten Teile im Original „dumpling“, was ja auch Teigtaschen sein können: es sind keine Knödel, es ist gefüllte Pasta. Geschmeckt haben die mit Pilzen, Walnüssen und Feta würzig gefüllten Teigtaschen mit ihrer zarten Hülle trotzdem sehr fein.
World Food Café Quick and Easy ist ein wunderschönes Buch, das uns einen Blick über den Tellerrand hinaus in Esskulturen ermöglicht, mit denen wir sonst wenig bis gar nicht in Kontakt kommen. Die Rezepte sind sehr einfach gehalten, aber sicherlich authentisch. Ein Buch zum Nachkochen, aber auch eines für die Fernreise vom Sofa aus.
Gekauft werden kann das Buch direkt hier beim Verlag Freies Geistesleben. Da gibt es auch eine Leseprobe.
Mich würde noch das Bohnencurry interessieren….
Da Rezept ist schnell erzählt: Du brauchst ca. 500 gr. grüne Bohnen, die Du in mundgerechte Stücke schneidest und kurz blanchierst. Für die Paste verrührst Du 1 TL Cayennepfeffer, 1 TL Cumin, 1 TL Koriander, 1/2 TL Kurkuma, etwas Garam Masala (alle gemahlen), 1/2 TL Zucker und 1 TL Salz mit etwas Wasser zu einer Paste. Dann brätst Du 1/2 TL Senfsaat, 1/2 ganzen Kreuzkümmel und eine Prise Asafötida in etwas Öl an, gibst die Paste dazu und rührst kurz durch. Dann kommen die Bohnen dazu, die brätst Du unter Rühren bissfest. Am Ende würfelt Du noch eine Tomate und brätst sie kurz mit. Schon fertig 🙂
Grazie!
Ich hätte das nicht lesen sollen, jetzt habe ich Hunger und will das Buch kaufen. Du warst aber fleissig, so viele schöne Sachen hast du zubereitet!
Das Buch ist sogleich auf meiner „Leihliste“ gelandet. 🙂 Es klingt, als sei die Länderauswahl noch etwas exotischer als in meinem geliebten „Vegetarische Rezepte der Welt“ von Frau Brown – und über das Buschbrot kann man ja großzügig hinwegsehen.
Ja das stimmt, Bhutan und Burma findet man nicht so oft 😉
Obwohl zumindest eins der beiden drin ist – ich kann grad nicht nachsehen, es ist abgegeben. 🙁 Und hey, echt seltsam, dass du sagtst, du hättest noch nie Thailändisch gekocht… 🙂
Naja, nicht so richtig. Currys mit gekaufter Paste habe ich schon öfter gemacht, aber tiefer eingestiegen bin ich noch nicht.