Kochbuch: The New York Times. Das Kochbuch | Sam Sifton

Und hier noch der Untertitel: Kochen ohne Rezept. Die Idee dazu stammt von Sam Sifton, der bei der New York Times für Food-Themen zuständig ist und unter anderem die tolle Kochseite dort gegründet hat. Insofern verbringt er ordentlich Zeit damit, sich mit Rezepten zu befassen und genaue Anleitungen zu erstellen, wie man etwas auf den Tisch zu bringen hat. Dieses Buch hier ist das Gegenteil davon. Bereits seit 2015 lädt Sam Sifton in seinem Newsletter die Menschen zum Improvisieren in der Küche ein – was man braucht ist ein sinnvoll gefüllter Vorratsschrank und ein paar Ideen.

Enstprechend beginnt das Buch auch mit einer Liste, was man im Vorrat haben sollte, wenn man spontan auf die „Rezepte“ zurückgreifen möchte. Dann beginnt das große Ideen-Liefern – von Frühstück über Sandwiches und Suppen, Gemüsegerichte, Reis und Nudeln bis hin zu Fisch, Fleisch und Nachtisch gibt es Vorschläge für jede Gelegenheit. Die Ideen reichen von sehr einfach – zum Beispiel gekühlte Orangen mit Joghurt zum Frühstück oder Eis aus tiefgekühlten, dann gemixten Bananen – bis etwas elaborierter – zum Beispiel mit Garnelen vom Grill New Orleans Style oder Hähnchen-Tacos aus dem Schnellkochtopf.

Die Zutaten sind gut erhältlich. Grundsätzlich wird frisch gekocht, manchmal landet dabei etwas Convenience mit im Topf – wie gekaufte Dumplings bei den Dumplings in Tomatensauce. Aber was heißt das eigentlich – Kochen ohne Rezept? Die Gerichte sind tatsächlich eher Ideen: es gibt eine Zutatenliste ohne Mengenangaben und eine recht kurz gehaltene Arbeitsanleitung, der Rest ist der eigenen Kreativität und dem eigenen Geschmack überlassen. Oft gibt es auch noch Ideen für Variationen. Was mir übrigens beim Lesen positiv aufgefallen ist, ist dass Sam Sifton immer die Quellen seiner Ideen nennt – so ist das bei den o.g. Dumplings Mandy Lee. Nicht so überragend ist leider das Lektorat ausgefallen; so soll man im Rezept für die Selleriesuppe beim Braten des Selleries „keine Farbe hinzufügen“, der „gegrillte Käse“ ist eigentlich ein Sandwich und ähnliche Schnitzer.

Das Blättern im Buch macht Spaß – dafür sorgen die hochwertige Aufmachung mit Lesebändchen und festem, matten Papier – und auch die Fotos. Jedes Gericht hat ein ganzseitiges Foto bekommen und die Bilder sind hübsch gestylt und aufs Wesentliche konzentiert.

Selleriesuppe – Zutaten: Stangensellerie, Zwiebel, Olivenöl, Gemüsebrühe. Und eine willkommene Idee für den Stangensellerie, der im Gemüsefach langsam aber sicher an Elan verlor.

Spargeltarte mit Boursin – Blätterteig, Spargel, Boursin, Rucola. Original mit grünem Spargel, aber der weiße, den ich hatte hat auch sehr gut gepasst.

Das Cowboy-Ragout besteht aus Rinderhack, gegarten Bohnen, grünen Paprika, Tomaten, Bier und Chipotles in Adobo. Original wird es in Hotdog-Brötchen serviert; uns waren Tortillas lieber.

Gurkensalat aus nudelig geschnittenen Gurken mit einem Dressing auf Erdnussbutter-Basis – sehr fein.

Gebratenen Reis gibt es hier öfter mal, genaugenommen sehr oft. Diese Variante ist mit Kimchi und Ketchup. Klingt gewöhnungsbedürftig – ist aber eine tolle Kombination.

Fazit:

Ich habe mich anfangs etwas schwer getan mit der Zielgruppe für dieses Buch. Wer nicht so gut kochen kann, ist von den knapp formulierten Vorschlägen überfordert, dachte ich und wer in der Küche geübt ist, kann ohnehin aus dem Handgelenk etwas auf den Tisch bringen. Inzwischen denke ich: man sollte tatsächlich Übung in der Küche haben, sonst fällt es einem womöglich schwer, den knappen Angaben ein tolles Gericht zu entlocken. Aber: Inspiration können auch in der Küche Geübte brauchen, und davon gibt es hier jede Menge.

  • Herausgeber ‏: ‎Christian Verlag
  • Sprache ‏: ‎Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : ‎256 Seiten
  • ISBN‏ : ‎978-3959616560
  • 34,99
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