Kochbuch: München – Kultrezepte und Küchenschätze | Hannelore Fisgus

„An der Isar ist man immer einen Tick bodenständiger, mancher Trend kommt verspätet oder nie, weil er sich schon von selbst erledigt hat. „

Heute machen wir zusammen einen Stadtrundgang durch München. Wir besuchen traditionelle Wirtshäuser, hippe Restaurants, coole Bars, gehen ins Café und auch zum Einkaufen. Unsere Reiseführerin ist Hannelore Fisgus. Sie hat eigentlich Touristik studiert, dann aber eine Laufbahn als Journalistin eingeschlagen. Sie arbeitet für den Bayerischen Rundfunk, verfasst kulinarische Bücher und begleitet Feinschmeckerseminare.

Unser Stadtrundgang folgt grob dem Tageslauf; das geht von Frühstück über Frühschoppen und Brotzeit bis hin zur späten Nacht; zusätzlich gibt es noch Kapitel die sich mit außergewöhnlichen Restaurants befassen und mit Bier. Wir frühstücken Rohrnudeln im Café Reichshof, essen zur Brotzeit die legendären Weißwürste des Wallner, kehren ein in Bistro des Feinkosthauses Dallmayr, kaufen Käse und Chutney auf dem Viktualienmarkt, essen Schnitzel im HeimWerk und gehen zu später Stunde auf ein Glas in die Weinbar Griabig.

Alle Gastronom:innen wird ausführlich vorgestellt und zu jedem vorgestellten Lokal gibt es zwei Rezepte. Und natürlich gibt es im Anhang auch die Adressen und Webseiten der Lokale. Die Rezepte sind so unterschiedlich wie ihre Herkunft – Obatzda nach einem Rezept des Tölzer Kasladen, Hirschrücken im Pistazienmantel vom Wirtshaus Xavers, Weißwurst auf Vogerlsalat nach dem Schwantaler oder Opa Günters Käsekuchen nach einem Rezept von – eben – Opa Günter, der zusammen mit anderen Senior:innen im Startup Kuchentratsch Kuchen bäckt. Dass die Rezepte unterschiedlich sind, gilt auch für ihre Formulierung – manche sind sehr genau, bei anderen muss man etwas mitdenken.

Es macht großen Spaß, in diesem Buch zu lesen; man kann die Rezepte nachkochen und das Buch als kulinarischen Reiseführer nutzen. Nicht nur die Texte machen Freude, sondern auch die atmosphärischen Fotos von Ingolf Hatz. Da wurden die Menschen eindrucksvoll in Szene gesetzt, die Foodfotos sind aufgeräumt und appetitlich und an schönen Bildern aus der Stadt fehlt es auch nicht.

Fleischpflanzerl, klar, typischer geht es kaum. Das hier ist die Version des veganen Wirtshauses Bodhi: Tofu-Bratlinge. Und die sind super: Tofu, Seitan-Fix, Haferflocken, Tomatenmark, Sojasauce und einiges an Gewürzen sorgen dafür, dass die Frikadellen herzhaft schmecken. Die Rezeptmengen allerdings sind eher für eine Großküche; ich habe ein Viertel der Menge gemacht und wir wurden gut satt.

Im Café Luitpold war ich schon öfter. Bekannt ist es unter anderem für seine Prinzregententorte. Die hat es nicht ins Buch geschafft. Dafür aber die Topfenknödel mit Rhabarberkompott. Gut sind die, aber an den Details musste ich ein wenig feilen. Das Kompott war sehr flüssig und beim Knödelteig habe ich auch mit Griess nachjustiert.

Das sind Laugenbrezen nach einem Rezept der Hofbräu-Kunstmühle. Der sehr feste Teig bekommt eine lange Ruhezeit spendiert und läßt sich gut formen. An den Details muss ich noch arbeiten und vor allem Laugenperlen kaufen, damit schmecken Brezen einfach besser als mit Haushaltnatron. Zum Laugen gibt es auch keine Anweisung im Rezept – für Anfänger:innen eine Herausforderung.

Wenn einem dann von den Brezen etwas übrig bleibt, dann macht man mit Brezenbröseln panierter Kabeljau, dazu einen Kartoffelsalat mit Rucola und eine selbstgemachte Remoulade – das hat uns allen gut gefallen. Das Rezept dazu kommt aus dem Gasthaus Weinbauer in Schwabing.

Das Rezept für die Kartoffelcremesuppe kommt vom Viktualienmarkt, und zwar vom Kartoffelstand Caspar Plautz. Die Suppe ist so cremig wie versprochen. Der Rezepttitel spricht von einer Suppe mit Majoranöl und Haselnuss-Gewürzsalz, beides wird leider ohne Rezept nur in der Zutatenliste erwähnt. Ich bin statt dessen auf Za’atar und Olivenöl ausgewichen.

Fazit:

Gastronomieführer und Kochbuch in einem, das macht Spaß. Es ist spannend, die Personen hinter den einzelnen Gasthäusern kennenzulernen und sich durch ihre Gerichte zu kochen. Und die schönen Fotos nehmen einen mit auf einen ganz besonderen Stadtrundgang.

  • Herausgeber : Christian Verlag GmbH
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3959614061
  • 29,99
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2 Kommentare

  1. Wie gut, dass ich sowohl für Laugenperlen als auch für Natriumnitrit in Kleinstmengen an der Quelle sitze. Ich hab jetzt Apoetit auf Laugenbretzel

    • Ich habe jetzt auch Laugenperlen – aber im Großpack, damit kann ich verdammt viele Brezen backen :-).

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