Kochbuch: 7 mal anders | Jamie Oliver

Ich bin ja auch nicht anders als alle anderen – auch ich habe die Tendenz, immer die gleichen Dinge zuhause vorrätig zu haben. Man hat so seine Routinen, und dann ist man manchmal doch gelangweilt von seinen eigenen Routinen. Auch in meiner Abokiste sind manche Gemüse einfach öfter vorhanden als andere und immer wieder kommt die Frage auf – was mache ich denn nun wieder damit?

Jamie Oliver hat sich dieser Fragestellung angenommen – er hat recherchiert, was wir denn nun am häufigsten in unsere Einkaufswägen legen.  Die Idee war, direkt aus dem Vorrat loskochen zu können. Und er hat sich vorgenommen, Abwechslung auf unsere Teller zu bringen – für jede der beliebten Zutaten gibt es sieben Rezepte. Eine spannende Idee, fand ich. Und jetzt schauen wir mal:

Die Zutatenliste sieht so aus: Brokkoli, Blumenkohl, Avocado, Hähnchenbrust, Bratwurst, Lachsfilet, Süßkartoffeln, Eier, Hackfleisch, Kartoffeln, Paprikaschoten, Garnelen, Fischfilet, Hühnchen, Pilze, Steak und Schweinefleisch. Für jedes dieser Lebensmittel gibt es sieben Rezepte. Das sind tatsächlich nicht unbedingt die Lebensmittel, die ich dauernd kaufe – Avocado ist hier selten, und Fisch und Fleisch kaufe ich nur, wenn ich was Konkretes damit vorhabe. Trotzdem habe ich mich leicht getan mit einer Rezeptauswahl.

Ich greife mal ein Kapitel heraus – Kartoffeln hat man doch immer da, oder? Dann kann man folgendes machen: Essex-Hotpot mit Hasselback-Kartoffeln, Ofenkartoffeln Bombay-Style mit Karotten-Raita und Spiegelei, eine Kartoffelpie mit Käsefüllung, Gefülltes Naan (dazu unten mehr), Fisch mit Kartoffel-Topping, Kartoffellasagne mit Spargel und russischen Kartoffelsalat.

Die Rezepte sind in aller Regel einfach gehalten und stehen rasch auf dem Tisch, nur wenige dauern etwas länger und sind für besondere Anlässe. Die Zutatenlisten sind sehr kurz – acht Zutaten (mit Ausnahme von Salz, Pfeffer und Öl zum Braten) sind Standard, manchmal ist es auch weniger. Jedes Rezept hat eine Doppelseite bekommen – auf einer Seite das Rezept, auf der gegenüberliegenden das zugehörige Food-Foto. Damit man sich noch besser zurecht findet gibt es neben dem Rezept eine kleine Bildleiste mit den verwendeten Zutaten.

Durch die kurzen Zutatenlisten sind die Rezepte sehr alltagstauglich.  Es werden einige Convinience-Produke verwendet; allerdings sind da manche auf den britischen Markt zugeschitten: die Tüte vorgeschnittene Gemüsemischung mit Staudensellerie, Karotte und Zwiebel, die mehrfach verlangt wird, gibt es bei uns nicht, ebensowenig wie bereits fertige Crumpets und andere Dinge. Es werden kaum Einzelgewürze verwendet, meist Pasten oder Pestos. Aber manchmal sind es einfach die an Anfang karamellisierten Zwiebeln, der Spritzer Zitronensaft oder die Prise Muskatnuss, die einen Unterschied machen und richtig Geschmack an die Gerichte bringen. Dafür ist in den Rezepten kein Platz, und ich finde, das merkt man. Es ist auch keine Zeit für Hefeteig, alle Teige werden mit Backpulver gemacht – auch Pizza.

Und so fielen meine Kochergebnisse etwas durchwachsen aus:

Das schnelle gefüllte Kartoffel-Naan hat uns nicht geschmeckt. Der Teig besteht nur aus Mehl, Wasser und Backpulver; er ist recht trocken und es fehlt ihm an Konsistenz. Vielleicht hätte es schon geholfen, wenn man etwas Joghurt zugegeben hätte oder ein Ei. Die Füllung aus Kartoffeln, Spinat (bei mir Mangold) und Zwiebeln ist mit Currypaste angenehm gewürzt. Beim nächsten Mal landet sie dann in einer anderen Hülle.

Begeistert hat uns die Pasta mit Blumenkohlsauce und Brösel-Topping: für die Sauce wird in Milch gegarter Blumenkohl mit Cheddar gemixt, das ergibt eine cremige Sauce mit schön käsiger Note. In den knusprig gerösteten Bröseln vom Sauerteigbrot landet nicht nur Knoblauch, sondern auch die Blätter des Blumenkohl.

Die Süßkartoffel-Chowder ist eher sparsam in der Würze: Außer Salz kommt Aroma nur von ein wenig knusprig gebratener Chorizo. Es sind eher milde Gemüse am Eintopf, und so fehlte dem Ganzen der rechte Pfiff.

Gut gefallen hat uns die britische Bolognese: Rinderhack, Karotten, Staudensellerie, Pilze und Bier machen die Sauce aus, das ist ein schöner Twist. Das Rezept findet Ihr hier bei Simone; sie war schneller als ich.

Bratwurst habe ich, jedenfalls im Sommer, meist in der Tiefkühle. Mein Mann hat diese Pie ausgesucht: Boden und Deckel aus gestampften Kartoffeln, dazu eine Füllung aus Lauch, Apfel, Senf und Bratwurst. Lauch, Senf und Wurst steuern Würze bei, die Äpfel etwas Süße – das war gut.

Fazit:

Schnelle Alltagsküche mit Zutaten, die man ohnehin standardmäßig zuhause hat – das ist eine tolle Idee. Die Rezepte sind gelingsicher und alltagstauglich. Vegetarier*innen werden problemlos fündig und das eine oder andere Rezepte kann man auch zu besonderen Anlässen auf den Tisch bringen. Wer also einen Ausweg aus dem Dilemma „Alltagsküche“ sucht, der wird hier fündig. Für mich ist allerdings die Zutatenbegrenzung etwas zu restriktiv, da wird hin und wieder der Geschmack der Einfachheit geopfert.

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9 Kommentare

  1. Das Buch habe ich auch, allerdings noch nichts draus gekocht.
    Deine Rezension klingt ein bisschen entmutigend, aber es steht ja nirgendwo geschrieben, dass man nicht Zutaten und Gewürze anpassen darf. 😉

    • Klar kann man Zutaten und Gewürze anpassen; nur beim Probekochen für Buchvorstellungen mache ich das normalerweise nicht, weil ich ja testen will, ob das Rezept, so wie es im Buch steht, funktioniert.

  2. Ich bin auch grad am Buch dran…habe schon einiges probiert und fand es durchaus lecker.
    Das Buch ist nicht gerade was für Gourmets, aber eine tolle Inspiration für den Alltag. Und gerade für Leute, die eher weniger kochen und nicht so ein volles Gewürzregal haben, wie wir, finde ich die Rezepte echt super und abwechslungsreich.
    Aber wie Britta schon schrieb, es steht ja nirgends geschrieben, dass man nicht noch selber nachwürzen darf. Ich nehme das Buh als reine Inspiration.
    Liebe Grüße Birgit

    • Ich hatte Leckeres und nicht so leckeres, habe aber das Supertalent, Rezepte zu finden, die nicht so toll sind, Das passiert mir öfter.
      Und ja, das Buch ist eine Inspiration für den Alltag, aber halt teilweise fast etwas zu einfach, ich glaube schon, dass man auch Leuten, die nicht so oft kochen, zumuten kann mal eine Zwiebel anzubraten oder auch mal mehr als 8 Zutaten zu benutzen. Wenn ich koche, wandle ich ab und würze nach Gusto, aber beim Probekochen für eine Rezi halte ich mich ans Rezept, sonst kann ich ja hinterher nicht sagen, ob tatsächlich funktioniert und meine Rezension passt dann nicht so recht.
      Liebe Grüße – und ein schönes Wochenende :-).

  3. Danke für die Rezi – spannend finde ich wie du auf jeden Fall das Konzept. Und grad bei einem Koch wie Jamie Oliver, der ja nun wirklich schon alles an Trends mitgemacht hat, finde ich es interessant, dass er (und sein Team) sich darauf einlassen, Rezepte komplett runterzubrechen, bis sie niemandem mehr Angst machen. Dieses Schreiben für eine Zielgruppe, zu der man selbst ganz und gar nicht gehört, finde ich ganz schön anspruchsvoll. Und immerhin: bei einigen Rezepten scheint es ja sogar zu deiner Zufriedenheit geklappt zu haben. Bin gespannt, wie sich die Verkäufe dieses Buchs entwickeln werden!

    • Die Idee finde ich super. Und danke für deine Perspektive, so habe ich das noch gar nicht gesehen.

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