Kochbuch: al forno | Claudio del Principe

Claudio ist für mich der Meister des Einfachen. Einfach in dem Sinne, dass aus wenigen, aber guten Zutaten das Beste herausgeholt wird. Mit ein wenig Zeit, Liebe (zum Kochen und zum Detail)  und Handarbeit. Es ist wohl das, was er „die italienische Haltung“ beim Kochen nennt.

Langsames, entspanntes Kochen, das bringt nicht nur wunderbare Gerichte auf den Tisch, sondern tut uns auch im Alltag gut. Und was eignet sich besser für entspanntes Kochen als der Backofen? Der kann nämlich mehr als Auflauf, Brot und Braten. Das Thema des Buches wäre damit klar umrissen, oder?

Es kommt eben alles aus dem Ofen, und zwar nicht nur die Lasagne ;-). Wobei es zu lernen gibt, dass eine optimale Lasagne neun Schichten hat –  das probiere ich noch aus, aber vorher gibt es noch einiges anderes zu entdecken. Aus dem Ofen kommen nämlich Gemüse, Pasta, Fisch, Fleisch, Gebäck, Süsses und Snacks. Die Rezepte sind sehr vielfältig, und entsprechend lang ist die Liste der Gerichte, die hier noch auf dem Tisch stehen sollten …. wie wäre es denn mit geschmorten Gemüsezwiebeln oder geschmortem Fenchel, oder mit zwei Varianten Parmigiana? Die  Rosette Emiliane, hauchdünne gefüllte Pastablätter in Bechamel gibt es bestimmt ebenso wie die Makrelen im verrückten Wasser, das Parmentier mit Kalbsleber mit dem schönen Namen „Kaschierte Innerei“ oder das Kaninchen al forno. Mangold-Tarte, Oliven al forno und Brutti ma Buoni mit Pistazien müssen auch noch etwas in der Warteschlange stehen.

Die Rezepte sind ordentlich strukturiert und funktionieren ohne Wenn und Aber. Die Zutatenlisten sind nicht lang, aber ohne ordentliche Zutaten wird das alles nichts, weswegen sich der Gang auf den Markt, zum Gemüsehändler und zum Metzger des Vertrauens empfiehlt.

Wobei, es gibt ja nicht „nur“ Rezepte. Das ist ein sehr persönliches Buch und Claudio kann nicht nur kochen, sondern auch Geschichten erzählen.  Da gibt es  zu jedem Rezept ein paar persönlich geschriebene, einführende Worte, und  auch immer wieder Geschichten zwischendurch – zum Beispiel darüber, wie es ist, ein Huhn zu schlachten oder wie man ernsthaft ein Rezept träumt und dann funktioniert es auch noch.

Ein bis zwei Worte zur Aufmachung: mattes Papier in angenehmem Farbton, Fadenheftung, Lesebändchen und ein ruhiges, klares Layout  –  auf das Wesentliche fokussiert, genau wie die Rezepte. Klar gibt es Fotos; Claudio hat sie selbst gemacht. Sie sind: schön zurechtgemacht, aber nicht gekünstelt, ein bisschen moody und fokusiert auf das die Gerichte. Kurz gesagt: Es gefällt.

So, bevor ich Euch grade noch erzähle, was ich bis jetzt so ausprobiert habe, noch kurz einige Fotos. Es gab da einen schönen Abend mit Claudio, mit Essen, Wein und Gesprächen:

Schon mal ausprobiert:

Wenn ich mir ein Buch vornehme, richte ich mich bei der Rezeptauswahl gerne danach, was ich gerade so vorrätig habe. In diesem Falle war erst mal eine Menge Gemüse in der Abokiste, das ich in den Ofen packen konnte. Die Auswahl ist etwas sommerlicher, als man erwarten würde, aber so war es nun mal.. 

Auberginen-Wedges – eine Aubergine war da die wurde, in Spalten geschnitten, mit Olivenöl gebacken, dann mit Chili, Condimiento Bianco und Petersilie aromatisiert. Habe ich ganz allein gegessen, ein Glück….

Es gibt ein Rezept für Gemüse im Salzmantel. Ich habe rote Bete in die Mischung aus grobem Salz und Eiweiß gepackt und gebacken. Die Methode liefert ein tolles Ergebnis: das Eigenaroma des Gemüses wird betont, es bleibt schön saftig und der Salzmantel gibt genau das richtige Maß an Würze ab.

Zucchini gab es auch noch; aus denen habe ich Involtini gemacht. Die Streifen werden gefüllt mit den Zucchiniabschnitten, Pinienkernen, Bröseln und Ei, anschließend werden die Röllchen in Semmelbröseln gewendet und gebacken. In der Art gibt es das im Sommer bestimmt noch öfter.

An Fagioli al fiasco, in der Flasche gebackene Bohnen, habe ich mich bisher nicht herangetraut – ich hatte Angst vor platzendem Glas im Ofen. Claudio bäckt die Bohnen in einem Weckglas, und ich hab’s riskiert. Das Glas blieb ganz und die Bohnen schmeckten wunderbar.

Zum Gemüsebuffet gab es noch Brot – das türkische Fladenbrot. Relativ fix gebacken, schön aromatisch und  mit genau der richtigen Konsistenz. Inzwischen backe ich das oft, wenn ich ein Brot zum Essen dazu brauche.

Gut, das war viel Gemüse. Zum Ausgleich gibt es jetzt noch Krakenpastete – Claudio nennt sie „Krasse Krakenpastete„, das kommt hin, sie ist genial. Pizzateig, gefüllt, mit gegartem Oktopus, Petersilie und Oliven.

Fazit:

Ja. Mag ich; das hat man ja vermutlich beim Lesen schon bemerkt. Mir gefallen sowohl die vielfältigen Rezepte, die das beste aus den Zutaten herausholen. Es gibt nicht „nur“ italienische Rezepte; es gibt Ideen für jeden Anlass und jedes Zeitfenster. Vegetarier werden fündig, und auch weniger Geübte kommen mit den Rezepten klar. Und: aus dem Buch spricht eine Liebe zum Kochen, die es einen nicht nur wegen der Rezepte aus dem Regal holen lässt.

  • Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
  • Verlag: AT Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3038000709
  • 34,00
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