Kochbuch: Die Rezepte meines Lebens | Alfred Biolek

Wo fange ich an? Irgendwie ist Alfred Biolek etwas mit schuld daran, dass es diese Seite hier gibt. Gekocht und gegessen wurde in unserer Familie schon immer gern, aber mein gesteigertes Interesse am Selberkochen und Ausprobieren, das fing tatsächlich mit Alfred Bioleks „alfredissimo!“ an – er war ja so etwas wie der Pionier der Kochsendungen. Jedenfalls saßen wir immer alle pünktlich zum Sendetermin vor dem Fernseher…es gab ja noch keine Mediatheken ;-).

Die Küchenkladde der Küchenkladden

Mit der Fernsehserie gab es ja damals auch das eine oder andere Kochbuch – bei meiner Mutter stehen sie noch heute im Regal und werden auch gerne benutzt. Und nun gibt es in einer neuen Ausgabe eine Sammlung von Alfred Bioleks liebsten Rezepten in einer besonders schönen Ausgabe.

Es ist ein dicker Wälzer geworden – fast 500 Seiten mit mehr als 600 Rezepten. Ein Lesebändchen gibt es und der Schnitt ist in schickem Kupfer gehalten. Das Layout ist praktisch und übersichtlich; die Rezepte sind auf den Seiten in Spalten angeordnet. So hat man viel untergebracht und trotzdem ist alles gut strukturiert. Es gibt ganzseitige Food-Bilder – allerdings nicht von jedem Rezept, sondern am Anfang jedes Kapitels gibt es einen Block mit Bildern; Rezeptname und Seitenzahl sind da integriert.

Rezepte für jede Gelegenheit

Und was ist drin? Alles, was Alfred Biolek wichtig ist: Von Saucen über Salate, Vorspeisen und Eintöpfen über Gemüsegerichte, Aufläufe, Pasta-Rezepte, Fischgerichte bis hin zu Fleischgerichten und Desserts ist alles dabei. Nicht nur seine eigenen Rezepte findet man, sondern auch Rezept-Highlights der Gäste, wie zum Franca Magnanis legendäre Gnocchi.

Es ist schwer, einen Überblick über die Rezepte zu geben, was durchaus positiv gemeint ist – es sind viele, und sie sind vielfältig. Für jeden Appetit, jeden Anlass und jedes Zeitfenster ist etwas dabei. Es gibt klassische Hausmannskost wie Mama Bioleks Rindssuppe oder Blutwurst mit Bratkartoffeln, mediterran Angehauchtes wie Ratatouille im Römertopf oder sizilianischen Risotto, ganz einfache Gerichte wie Appetizer mit Schwarzbrot und Lachs oder Komplexeres wie Seeteufel im Tempurateig mit Thunfischsauce. Wir finden indisch Inspiriertes wie ein Auberginen-Curry, italienisch angehauchte Auberginen-Gnocchi oder österreichische Palatschinken. Ich muss glaube, ich nicht mehr weiter aufzählen, oder?

Die Rezepte sind ordentlich strukturiert und problemlos nachkochbar; die Zutaten gut erhältlich. Beim Lesen und Kochen merkt man, dass sich die deutsche Genusslandschaft doch verändert hat – Pfeffer aus der Mühle, die Verwendung von frischen Kräutern oder Zitronenabrieb, all das war nicht selbstverständlich als Alfred Biolek mit seiner Kochsendung begann. Heute sind die Rezepte nicht mehr revolutionär – es sind Klassiker im besten Sinne, auf die man gerne zurückgreift. Es wird viel Wert auf hochwertige Zutaten gelegt – dann kann das Rezept auch einfacher sein und trotzdem wunderbar schmecken. Vieles ist relativ rasch zubereitet; das kann man im hektischen Alltag gut brauchen.

Am Ende des Buches gibt es ein alphabetisch geordnetes Rezept-Register – ich muss gestehen, bei dem großen Umfang des Buches hätte ich ein zusätzliches, nach Zutaten geordnetes Register nützlich gefunden.

Schon mal ausprobiert:

Ich hab mich ein bisschen schwer getan – es sind so viele Rezepte, einen repräsentativen Querschnitt habe ich nicht geschafft.

Fangen wir mit einem Curry an: Blumenkohl-Brokkoli-Curry mit Zitronenblättern ist es im Original; ich hatte nur Brokkoli, was auch gut. Das Gemüse wird recht einfach einer Sauce mit roter Currypaste und Kokosmilch gegart; dazu gesellen sich Zitronenblätter für eine frische Note. Rasch gemacht und schön aromatisch.

Ich liebe ja Bitteres- also auch Radicchio. Entsprechend gut haben mir die Penne mit Radicchio gefallen: Pasta in einer Sauce aus Radicchio, Speck, etwas Weisswein und Sahne. Bitter, salzig und cremig.

Hühnchen und Zitrone – eine Kombination, die wir gerne mögen. Hier gesellen sich noch rosa Beeren dazu, Estragon und Rosmarin. Das Fleisch wird mariniert und landet dann zusammen mit kurz vorgegarten Kartoffeln im Ofen. Das wird es öfter geben.

Schokoladentorte – das Rezept hat mich irritiert. Es wird Blockschokolade verwendet; das ist ein bisschen …old school. Geschmolzene Schokolade, Butter, Zucker, Mehl und Eigelb werden rasch verrührt, Eiweiß untergehoben, dann kommt alles in den nicht vorgeheizten Ofen. Ja, das hat funktioniert. Der Kuchen sieht ein bisschen rustikal aus und erinnert stark an Brownies. Und ich bin sicher, wenn man dann etwas anderes als Blockschokolade verwendet, dann schmeckt er noch besser….

Aus einem vegetarischen Kochbuch, das Alfred Biolek zusammen mit Eckart Witzigmann gemacht hat, kommen die Kartoffelnudeln mit Kohlrabi und Erbsen, die ich Euch schon vorgestellt habe – es ist eines unserer Lieblingsrezepte.

Fazit:

Meine erste Reaktion auf die Ankündigung, dass es ein „Best of Biolek“ gibt, war ein nostalgischer Seufzer. Ja, das trifft es auch. Aber nicht nur. Alfred Biolek nannte sein Kochbücher immer „meine Kochkladden“, und genau so etwas ist das hier. Auch wenn die Kladde etwas umfangreicher ist. Man findet alltagstaugliche, gut umsetzbare Rezepte für jeden Gusto. Anfänger werden genauso fündig wie geübtere Köche und auch Vegetarier finden Inspiration. Es ist eine Küchenkladde für alle Fälle.

  • Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
  • Verlag: Tre Torri Verlag 
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3960330479
  • 29,90
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7 Kommentare

  1. Ach ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich saß mit Stift und Zettel vor dem TV und habe manchmal mitgeschrieben. Ohne Bio wäre meine kulinarische Welt ärmer und manche Episoden, wie der Stamppot von André Rieu oder – noch besser – Regine Hildebrandt mit dem Frankfurter Kranz – werden mir ewig in Erinnerung bleiben.

    • Oh, du erinnerst mich….Stamppot 😍. Hat es leider nicht ins Buch geschafft, aber machen muss ich das trotzdem mal.

  2. Ich habe vor dem Fernseh geklebt mit Block und Stift und nachgemacht was so ging und dann noch alle Bücher und ich fand und finde immer noch sehr viele Rezepte einfach super. Was Du hier gemacht hast trifft genau unseren Geschmack und das Hühnchen was ich habe soll es so werden? Dass wird nachher entschieden. LG Ingrid

  3. […] Alfred Biolek muss ich nicht vorstellen, oder? Er hat nun mit “Die Rezepte meines Lebens“* eine Art Best-Of mit seinen liebsten Rezepten vorgelegt. Die legendäre Küchenkladde wurde abgelöst durch ein wuchtiges Buch mit edler Ausstattung – und was man von Biolek und seinen Gästen kennt und liebt, das ist im Buch. Da gibt es von der Vorspeise bis zum  Nachtisch wirklich Ideen für jeden Tag. Näheres könnt Ihr hier lesen. […]

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