Kochbuch: India Street Food | Chetna Makan

Chetna Makan ist eigentlich Modedesignerin. Gekocht und gegessen hat sich aber schon immer gern. Street Food ist untrennbar mit der indischen Esskultur verbunden, und so genoss es Chetna Makan wie die meisten Inder  schon immer in vollen Zügen, sich an den Ständen, die es in jeder indischen Stadt gibt, durch das Essen zu probieren und Neues zu entdecken. Nach einigen Jahren, die sie als Modedesignerin in Mumbai gelebt hat, zog sie nach Großbritannien. Dort widmete sie sich verstärkt dem Backen, nahm an „The Great British Bake Off“ teil und schrieb ihr erstes Buch „Safran, Sesam, Sternanis„. Mit dem nun vorliegenden Buch teilt sie nun ihre Leidenschaft für indisches Street Food mit uns.

Das Design des Buches holt uns direkt nach Indien. Es gibt sehr viele Fotos – nicht nur vom Essen, sondern auch von Street Food Märkten und Ständen, was die Reiselust weckt und Appetit macht. Die Food-Fotos sind schön arrangiert, es gibt viel altes Holz zu sehen und bunte, aber ruhige Farben; insgesamt wirkt das sehr atmosphärisch.

Wie die indische Küche im Allgemeinen, ist auch die Street-Food-Kultur sehr vielfältig; es ist unmöglich, alles vorzustellen. Chetna Makan hat sich daher dafür entschieden, einige Städte herauszupicken und uns deren typische Street-Food-Gerichte vorzustellen. Sie ist durch Indien gereist und hat uns Rezepte aus Delhi, Kolkata, Mumbai und Chennai mitgebracht. Die Rezepte sind sehr facettenreich. Ich bilde mir ja ein, mich ein bisschen in der indischen Küche auszukennen, und ich habe vieles entdeckt, das mir neu ist. Ich muss unbedingt die knusprigen Papdis aus Reis und Mungbohnen versuchen, die es in Chennai gibt, die mit Hühnchenfleisch gefüllten Fladenbrote aus Kolkata, die Pakoras mit der Kichererbsenhülle und der Kartoffelfüllung aus Delhi und natürlich auch Mumbais würziges Hähnchen. Was mich überrascht hat ist, dass sich da auch einige chinesische Rezepte finden – Chow Mein zum Beispiel oder Sichuan-Huhn; aber diese sind wohl in der indischen Street-Food-Kultur fest verankert und wurden eingemeindet.

Die Rezepte sind ordentlich strukturiert und gut nachkochbar. Nicht alle Zutaten bekommt man im Supermarkt um die Ecke, für so manche Hülsenfrüchte oder Gewürze ist ein Gang in den Asienladen fällig. Für ungewöhnlichere Zutaten wäre für manchen vielleicht ein Glossar hilfreich gewesen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass viel frittiert wird. Zu jeden Rezept gibt es eine persönlich geschriebene Einführung. Abgerundet wird der Rezeptteil durch ein Kapitel über Chutneys und Masalas und durch zwei Register – ein alphabetisches und ein nach Städten geordnetes.

Pav Baji – das ist im Prinzip ein Gemüsepüree (aus Blumenkohl, Paprika und vorgegarten Kartoffeln), das mit  in Butter gebratenen weichen Brötchen (pav) serviert wird. Das Püree mag keinen Schönheitspreis gewinnen, aber es schmeckt fantastisch. Und die in Butter gebratenen Brötchen passen hervorragend dazu.

Pantaras sind gefüllte Pfannkuchen. Die Füllung besteht aus Hähnchenhack, Karotten und Paprika, landet in den mit Kurkuma angereicherten Pfannkuchen, anschließend wird alles gerollt und frittiert. Ok, ich gebe es zu – ich habe sie gebraten, das war auch gut. Zu den Pfannkuchen gibt es eine Sauce aus Chilipaste, Knoblauch (viel Knoblauch), Ingwer und Frühlingszwiebeln. Das Ganze heißt Sichuan-Sauce und hat es in sich.

Für das Chili-Chicken wird mariniertes Hühnchenfleisch erst frittiert und dann in einer Sauce aus reichlich Zwiebeln, Paprikaschote und Chili serviert. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce schön scharf. Kein Wunder also, dass das in Mumbai ein sehr beliebtes Gericht ist.

Es gibt viele Rezepte mit Teig im Buch – typisch Streetfood eben. Ich habe die  Parathas mit Erbsenfüllung ausprobiert. Parathas sind ohne Füllung Fladenbrote, die durch Falten und mit Ghee bepinseln richtig schön blättrig aufgehen. Hier sind sie mit gut gewürzten Erbsen gefüllt und nicht ganz so blättrig, aber herrlich aromatisch und nicht so schwer.

Ich habe es schon erwähnt  – die chinesische Küche ist gut vertreten auf den indischen Streetfood-Märkten. Ein Beispiel dafür sind diese Gemüsebällchen aus Weißkohl, Bohnen und Karotten. Sie werden nur mit Mehl und Speisestärke gebunden, vorfrittiert und dann in einer würzig abgeschmeckten Sauce serviert.

Fazit: Das ist ein buntes, fröhliches Buch, das uns mitnimmt auf eine Reise durch Indiens Streetfood-Märkte. Wer also indisches Essen mag und Lust hat, authentisches Streetfood zuhause zu kochen, der wird an diesem Buch Spaß haben. Auch Vegetarier werden fündig; es gibt viele Gerichte, die auf Hülsenfrüchten basieren.

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Christian Verlag 
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3959611367
  • 25,00
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10 Kommentare

  1. Wenn ich indisch sehe merke ich immer auf, diese warme gewürzreiche Küche mag ich recht gern. Vielleicht werfe ich mal einen Blick in das Buch, kommt es mir irgendwo unter…

    • Mir geht das auch so. Immer, wenn ich endlich mal wieder indisch koche, erinnere ich mich, wie gern ich diese Küche mag. Und nehme mir vor, viel öfter indisch zu kochen.

  2. Danke für Deinen Eindruck, ich werde es mir heute in der Mittagspause gleich mal in der Buchhandlung anschauen. Bei indischen Kochbüchern kann ich mich einfach nicht bremsen. Mag es daran liegen, dass ich damit jugendliche Urlaubserinnerungen verknüpfe und als geborenes Landei immer für den Duft der weiten Welt zu begeistern bin. Einkaufen klappt bei uns prima, hier gibt es viele indische Lädchen im Bahnhofsviertel.

    • Auf die Landei-Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Das könnte echt sein, dass die Faszination auch daher kommt. Mir ging es auch so…ein paar Pizzerias, ein chinesisches Restaurant (hochgradig exotisch), mehr gab es nicht. Von den Zutaten ganz zu schweigen….
      Und ich habe mal in Frankfurt gearbeitet. Das Bahnhofsviertel mag ich.

    • Ich glaube man kann sich hier auf die Autorin schon verlassen, Sie selbst hat eine Zeit in Bombay gelebt, bevor sie nach England kam. Für das Buch hat sie noch mal alle Regionen im Land bereist, die ihr wichtig waren, entweder mit Unterstützung von Verwandten oder Freunden. Bei indischer Küche bin ich picky, da möchte ich es entweder originalgetreu oder sehr authentisch modernisiert. Was ich gesehen habe auf den ersten Blick, fand ich gut.

      • Natürlich kann man sich auf die Autorin verlassen :-). Ich meine doch, dass das authentische Küche ist, kann das aber nicht mit allerletzter Sicherheit beurteilen, weil ich leider noch nie in Indien war.

  3. Doch Susanne kannst Du absolut! Du kochst doch schon seit Jahren aus den verschiedensten indischen Kochbüchern und hast jede Menge Erfahrung. Wer sich in Goa an den Strand legt, hat da nicht mehr Urteilsvermögen. Mumbai ist wirklich etwas für taffe Leute, meinen Liebsten kriege ich da nicht hin, obwohl ich gerne mal wieder nach Indien und auch dortin möchte. Aber es tut schon weh, wenn man sieht, unter welchen Umständen dort Menschen und Kinder auf der Strasse leben müssen.

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