Kochbuch: Bollyfood *Jean-Francois Mallet

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Ich schaue ja keine Bollywood-Filme. Aber die schrill-bunte Optik der Plakate, die liebe ich. Und ich gestehe, wenn ich einkaufe, beim liebsten indischen Laden, hier in diesem kleinen vollgestopften Lieblingsladen, dann läuft da immer irgendeine Filmmusik. Ich kaufe also ein, wackle dabei begeistert mit dem Popo (ja, ich mag die Musik) und frage mich jedes Mal, ob ich nicht vielleicht doch endlich mal eine CD kaufen soll.

Wie kriege ich jetzt die Kurve? Genau, Bollyfood. Ihr könnt es schon am Cover erkennen….bei diesem Buch spielt die Optik eine gewisse Rolle. Das liegt nicht zuletzt am Autor. Jean-François Mallet ist eigentlich Koch und Absolvent der berühmten Ecole Ferrandi. Aber irgendwann hat er das Kochen mit seiner zweiten Leidenschaft, dem Fotografieren, kombiniert. Hier habe ich Euch schon einmal ein Buch von ihm vorgestellt. Bollyfood ist erstmal ein optisches Highlight.

Es hat das Format eines Bildbandes – riesig. Die Gestaltung ist hochwertig – Fadenheftung, farbiger Schnitt. Vor allem aber ist sie opulent und bunt  und erinnert tatsächlich an die Plakate von Bollywood-Filmen. Das Layout quillt geradezu über von bunten Bildern, Farben und Grafiken – ein Rausch; Bollywood eben. Es wurde mit viel Liebe für’s Detail gearbeitet. So haben zum Beispiel die Texte über die Seite hinweg einen Farbverlauf von Rot nach Lila. Es gibt sehr viele Fotos: von den gekochten Gerichten, von Landschaften, Menschen, Produkten. Die Fotos sind atmosphärisch toll und wecken die Reiselust. Nicht alle sind in Indien entstanden, es wurde auch viel in den indischen Communities anderswo fotografiert. Dankenswerterweise steht immer dabei, wo die Fotos aufgenommen wurden. Eines allerdings empfinde ich als störend: manche der Foodfotos sind extreme Nahaufnahmen, man kann so kaum erkennen, was da auf dem Teller ist.

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Jetzt zum Inhalt: Bollyfood möchte kein klassisches indisches Kochbuch sein. Es stellt zu einem großen Teil auch die Rezepte der indischen Communities außerhalb von Indien vor. Das bringt es mit sich, dass die Samosas mit Filoteig gemacht werden, dass in einigen Rezepten Currypulver verwendet wird oder dass der Gewürz-Chai auf der Basis von Earl Grey Tee hergestellt wird.

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Die Rezepte sind unterteilt in die Kapitel Frittiertes und Ausgebackenes, Vegetarische Gerichte, Fleisch und Geflügel, Fischgerichte, Kleinigkeiten, Brot, Reis, Desserts und Süßspeisen sowie Tee und andere Getränke.  Es ist für jeden etwas dabei: Garnelen-Bhajis, Kochbananenchips mit Curry-Salz, Bohnensuppe mit Spinat, Schweinefleisch-Colombo und Gewürz-Wachteln. Es gibt Trockenes Calmar-Curry, ein Rezept für Ghee und eines für Minzsauce, Reis-Kokos-Crêpes, Eier-Biryani, süßes Barfi mit Pistazien und Rosenlassi.

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Die Rezepte sind gut gegliedert und problemlos umsetzbar. Bei jedem Rezept ist angegeben, wie lange die Herstellung dauert und wieviele Portionen es ergibt.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Einführung zum jeweiligen Thema. Darüber hinaus sind über das Buch auch noch Kapitel über die verschiedensten Themen verteilt: wir erfahren Interessantes über das Bonda-Sandwich und bekommen das indische Viertel La Chapelle in Paris vorgestellt. Es gibt ein Kapitel über indische Lieblingsgetränke und eines über die berühmten Dabbawallahs.

Abgeschlossen wird das Buch von einem nach Themen geordneten Rezeptregister und einigen Bezugsquellen für indische Lebensmittel.

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Fangen wir doch an mit dem französischsten aller indischen Gerichte: Cheese-Naan. Das gibt es meines Wissens tatsächlich nicht in Indien in dieser Variante: wir sprechen von Naan, gefüllt mit Schmelzkäse. Der Nachwuchs war begeistert. Ich würde das Brot beim nächsten Mal eher mit Paneer füllen.

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Es gibt ein Rezept für Papadums! Ich mag diese dünnen Knusperfladen aus dem Mehl von Hülsenfrüchten sehr. Schon einmal hatte ich versucht, sie selbst zu machen, damals kamen viel zu dicke, ungenießbare Fladen heraus. Diesmal war das viel besser, wenn auch (noch) nicht optimal. Das kann allerdings auch daran gelegen haben, dass ich selbstgemahlenes Linsenmehl verwendet habe, weil ich nicht schon wieder eine Packung Kichererbsenmehl kaufen wollte. Ich muss das wohl doch nochmal machen….

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Erbsencurry – ebenso einfach wie gut. Wenn man die Basiszutaten zuhause hat, steht einem indischen Essen nichts im Weg.

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Zum Curry gab es Parathas, das sind blättrige Fladenbrote aus Vollkornmehl. Auch hier hat alles gut funktioniert.

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Lime Pickles! Die mag ich wirklich gern. Insbesondere in Kombination mit Papadums. Ich gestehe, ich bin etwas vom Rezept abgewichen..ich hatte keine Bio-Limetten, dafür aber Zitronen. Gut war das alles trotzdem….sauer, scharf, leicht bitter….klasse.

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Wir essen hier sehr gerne Spinat. Und Lamm. Lammcurry mit Spinat klingt also klasse. Das war es auch, obwohl ich schon bedenken hatte. Das Fleisch wird nämlich nicht angebraten, komisch für mich als Liebhaberin von Röstaromen. Und die Schmorzeit ist auch recht kurz….die würde ich beim nächsten Mal tatsächlich etwas verlängern, damit das Fleisch noch weicher wird.

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Ich liebe ja indisch-kartoffeliges. Die Kartoffeln mit Kreuzkümmel musste ich also probieren. Dafür werden Kartoffeln vorgegart und dann mit Gewürzen gebraten. Es ist eines der Gerichte, in dem Currypulver auf der Zutatenliste steht. Es kommen aber außerdem genügend andere Gewürze wie Senfsaat, Kreuzkümmel, Kurkuma und Curryblätter zum Einsatz, da habe ich mir erlaubt, das Currypulver wegzulassen.

Fazit? Eine Zierde im Regal ist dieses auffällige Buch allemal. Darüber hinaus nehmen einen die über 100 Rezepte und die schönen Texte mit auf eine kulinarische Reise durch Indien und auch durch indische Communities weltweit. Es ist interessant zu sehen, welche Wandlungen die Rezepte da zum Teil durchgemacht haben. Für Puristen gibt es aber auch genügend indische Original-Rezepte.

  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
  • Verlag: GRÄFE UND UNZER
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3833856822
  • 39,90
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9 Kommentare

  1. Hallo Susanne, ich habe deine Seite gerade auf dem Umweg über Buddenbohm entdeckt. Das Kochbuch schaut ja sehr verlockend aus! Ich mache gerade erste Schritte mit der indischen Küche, weil da von Haus aus viel Glutenfreies dabei ist. Dieses Buch kommt auf jeden Fall ganz oben auf meine Wunschliste 🙂

  2. Moin,
    das Buch hatte ich auch schon in der Hand. Es ist wirklich riesig und wunderschön. Aber es durfte im Laden bleiben, weil ich doch schon sehr wählerisch geworden bin bei knapp 50 indischen Kochbüchern, die hier wohnen.
    Ansonsten bin ich ganz bei dir – die Filme müssen nicht sein, aber die Musik und die voll gepackten indischen Läden sind tollst!
    Schönes Wochenende,
    Tina

    • Wenn Du schon gut ausgestattet bist, findest Du in dem Buch nichts Neues, das stimmt. Die Optik ist aber der Hammer :-).
      Dir auch ein schönes Wochenende.

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