Kochbuch: Regional mit Leidenschaft * Andi Schweiger

regional cover

Andi Schweiger wußte schon früh, dass er Koch werden möchte. Er hat in hochklassigen Betrieben (unter anderem bei Vincent Klink und im Münchner Mandarin Oriental) gearbeitet, bevor er sein eigenes Restaurant „Schweiger2“ eröffnete, das er nun Ende vergangenen Jahres an seinen Küchenchef übergeben hat. Die meisten kennen ihn aber wohl aus dem Fernsehen – aus der Dokuserie „Die Kochprofis“. Andi Schweiger ist Koch aus und mit Leidenschaft – er liebt, was er tut. Und das bringt es mit sich, dass er großen Wert auf hochwertige Zutaten legt. Mit hochwertig sind keine Luxusprodukte gemeint. Nein, es ist gemeint, dass man sich damit beschäftigt, was man isst. Hochwertig meint, dass man  frische Produkte aus der eigenen Gegend verwendet, und zwar dann, wenn sie Saison haben.

Bevor ich zum Buch komme: ich hatte das Glück, bei der Buchpräsentation mit Andi Schweiger dabei sein zu dürfen. Es gab einen Spaziergang über den Viktualienmarkt mit Kostproben und Geschichten zu den Produkten.

Danach gab es Kostproben aus dem Buch. Und ich habe Andi Schweiger als einen sehr geerdeten, grundsympatischen Menschen erlebt,

Jetzt aber zum Buch. Das ist ein hochwertiges Hardcover mit frischem, übersichtlichen Layout. Die Rezepte sind zweispaltig aufgebaut: am Rand eine farblich abgesetzte Zutatenliste, daneben die Arbeitsanweisung. Auf der gegenüberliegenden Seite finden wir das Bild zum Rezept – ganzseitig, schön angerichtet, aber nicht überdekoriert.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet; für jede Saison gibt es Ideen für Vorspeisen und kleine Gerichte, für Hauptgänge und Desserts. In meinem Buch gibt es noch viele Marker. Da ist zum Beispiel einer bei der frühlingshaften Pulled-Chicken-Stulle mit Kräuter-Senf-Quark und auch bei der sommerlichen lauwarmen Kartoffel-Buttermilchsuppe mit Perlhuhnspieß. Im Herbst lockt Pumpernickel mit Möhrenpüree, Möhrenchips und Bauchspeck und im Winter wartet noch Waller mit Feldsalatpüree, pochiertem Ei und Zwiebelstreifen. Ich habe sogar Marker bei manchem Nachtisch, das kommt nicht so oft vor. Aber Feigengratin mit Rotweineis klingt doch toll, oder? Auch Teilkomponenten wollen noch ausprobiert werden. Die Kartoffelcroissants zum Beispiel oder das Chili-Quarkeis.

Manche Rezepte sind etwas aufwändiger in der Zubereitung, man wird aber gut durch die einzelnen Schritte geführt. Bei vielen Rezepten gibt es auch zusätzliche Küchentipps. Die Zutaten sind gut erhältlich, einen Besuch auf dem Markt, beim Metzger des Vertrauens oder beim Fischhändler sollte man einplanen. Abgerundet wird der Rezeptteil durch ein alphabetisch geordnetes Register, in dem man findet, was man sucht. Und dann gibt nach Menüvorschläge für verschiedene Anlässe: für die verschiedenen Jahreszeiten, für Parties, für Salatliebhaber.

Es gibt mehr als Rezepte: am Anfang jedes Kapitels erzählt Andi Schweiger, was er an der entsprechenden Jahreszeit so gern mag.  Dann gibt er einen kleinen Überblick über die Zutaten, die er in der entsprechenden Saison am liebsten verwendet. Und er stellt uns Lebensmittelproduzenten vor, die mit ebenso viel Herzblut bei der Sache sind wie er selbst: da wird unter anderem Essig gemacht, Brot gebacken und gefischt.

Ich habe ein bisschen was ausprobiert:

kohlrabi

Zweimal Kohlrabi, das ist eigentlich ein Gericht aus dem Frühlings-Kapitel. Ich hatte aber Kohlrabi in der Abokiste und habe mir erlaubt, es im Herbst zu kochen. Der Kohlrabi wird einmal feingehobelt als Salat serviert, einmal als Saft. Das Ganze ist sehr einfach gehalten und lebt vom Geschmack des Kohlrabi.

pflaumenkuchensalbeis

Ich liebe Hefekuchen mit Pflaumen. Meist gibt es eine klassische Version – den einfachen Blechkuchen. Andi Schweiger macht es anders: der Hefeteig wird zu einer Platte ausgerollt, mit Pflaumenmarmelade bestrichen und Pflaumenstücken belegt und dann als Schnecke in einer Springform gebacken. Das ist toll. Zum Kuchen habe ich das Salbeieis aus einem anderen Rezept serviert: Eis mit Karamellanteil und Salbeiaroma, auch das eine geniale Kombination.

kotelett-chicoree-kefir2

Schweinekotelett mit Chicorée und Kefir – auch das war fein. Das Kotelett wird mit Knoblauch und Rosmarin aromatisiert. Serviertwird es mit lauwarmem Chicorée, der kurz gebraten und  dann mit Kefir und Estragon mariniert wird. Das Finish gibt ein Estragonöl.

lauch-topinambursuppe

Ich liebe ja Topinambur – ich sollte ihn viel öfter essen, als ich es tue. Und so kam der dank der Lauch-Topinambursuppe mit Riesling endlich mal wieder auf dem Tisch. Die Suppe besteht aus nur wenigen Zutaten  – und das mit dem Riesling ist ernst gemeint; er ist die einzige Flüssigkeit, die zugegeben wird. Zur Suppe gibt es Brot mit Hüttenkäse und Schnittlauch.

Fazit: Daumen hoch. Andi Schweiger zeigt uns, wie man regionalen Produkten zu jeder Jahreszeit ein schönes Essen auf den Tisch stellen kann. Mir gefallen nicht nur die kreativen, feinen Rezepte, mir gefällt auch besonders die Einstellung, die hinter diesem Buch steckt.

  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • Verlag: Zabert Sandmann Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3898835435
  • 24,90
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6 Kommentare

  1. Mir sagte der Name gar nichts, daher ein Danke fürs Vorstellen des Herrn Schweiger.
    Ist das letzte wieder ein Rezept, wie man Hüttenkäse tatsächlich essen kann? So etwas ist mir immer willkommen.

    • Hierzulande ist er recht bekannt. Was aber wichtiger ist: ein toller Koch ist er. Und zum Hüttenkäse…der wird einfach aufs Brot gegeben und mit Salz, Pfeffer und Schnittlauch gewürzt. Keine Transformation in etwas anderes 😋.

  2. Dank dir bin ich jetzt bei der Buchpräsentation nächste Woche. Du hast mich sehr neugierig gemacht. 🙂

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