[Kochbuch]: Open Air * Stevan Paul, Daniela Haug

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Ich hatte Euch ja als nächstes zwei sommerliche Bücher angekündigt – hier kommt das erste:

Wir fahren ja meist mit dem Zelt in den Urlaub. Eine Gegend aussuchen, alles einpacken, hinfahren. Wenn es uns weiterzieht, dann ziehen wir weiter. Das ist so schön flexibel. Aber wenn man tatsächlich mit einem Gaskocher und begrenzten Kühlmöglichkeiten unterwegs ist, dann stellt sich natürlich die Verpflegungsfrage. Und deshalb habe ich mir einen kleinen Freudenhüpfer genehmigt, als ich erfahren habe, dass Stevan Paul ein Outdoor-Kochbuch schreibt. Und hier ist es nun. Einen Sommer lang waren Stevan Paul und die Fotografin Daniela Haug mit VW-Bus, Gaskocher und Grill auf Festivals unterwegs.

Schon von der Optik her ist das Buch etwas Besonderes: ein Softcover in fröhlichem Türkis, abgerundete Ecken und ein quietschoranges Gummiband, das alles zusammenhält – das Buch sieht aus wie ein Notizbuch. In diesem Stil geht es auch innen weiter: viele Fotocollagen, Bilder, die an Polaroids erinnern, Tipps und Listen, die aussehen wie mit Schreibmaschine auf Zettel getippt. Das ist ein fröhliches Buch, das Lust macht auf’s unterwegs sein.

Die Rezepte sind für alle Gelegenheiten, die sich unterwegs so bieten. Es gibt Ideen für das Frühstück, Snacks für zwischendurch und Drinks. Das Grillkapitel ist zweigeteilt: Da gibt es erst Rezepte für Salate und Beilagen, gefolgt vom eigentlichen Grillen. Dann kommt der Gaskocher an die Reihe: mit Dingen die in der Pfanne gegart werden und solchen, die im Topf vor sich hinschmurgeln. Ein paar Kapitel sind besonders originell: da werden in „Astronautenfood“ Fertiggerichte selbst gemacht, oder es werden – für den alleräußersten  Notfall – Dosenravioli und anderes Convenience Food gepimpt. Beispiele? Wir frühstücken ein Smørrebrød „Roskilde“ mit von zuhause mitgebrachter Pastete, genießen französischen Brotsalat, grillen Lammkoteletts am Spieß. Dann braten wir Schinken-Käse-Toast mit Chipotle-Sauce, kochen Salsiccia-Bohnen-Eintopf oder machen schnell den indischen Linseneintopf, den wir uns zuhause als Fertiggericht vorbereitet haben. Hunger und Durst zwischendurch werden besänftigt mit High-Energy-Studentenfutter oder Zeltplatz-Limo.

Nicht alle vorgestellten Rezepte werden tatsächlich unterwegs zubereitet: es ist auch viel dabei, das man zuhause vorbereiten kann. Außerdem beschränkt sich das Buch nicht auf Rezepte. Immer wieder sind Kapitel mit Tipps eingestreut: was man einpacken sollte und wie man das am Geschicktesten macht, zum Beispiel. Stevan Paul  hat ein ausgeklügeltes Schicht-Kühlsystem entwickelt. Eine Erfindung allerdings muss ich ihm streitig machen. Die Idee, gefüllte Mineralwasserflaschen tiefzukühlen, als Kühlakkus zu verwenden und später dann leerzutrinken, die hatten wir vor 10 Jahren auch schon 😉 . Ok, es gibt auch noch Tipps zum Grillen, zum sicheren Umgang mit dem Gaskocher und vieles mehr. Der einzige Tipp, den ich nicht unterschreiben möchte, ist derjenige, dass man ja Einweggeschirr benutzen kann, wenn man nicht spülen möchte.

Außerdem werden noch die Festivals vorgestellt, auf denen die Autoren unterwegs waren: kurze Porträts der Festivals und schöne Bilder machen Lust aufs Hinfahren. Und wer das Buch bis ganz nach hinten durchschaut, der wird mit einem aussagekräftigen Jugendfoto das Autors belohnt 🙂 .

spicy potted lax

Spicy Potted Lax – das sind eine Art Lachsrillettes. Nichts, das man auf dem Campingplatz herstellt, sondern ein Vorrat, den man von zuhause mitnimmt. Ein feiner Brotaufstrich, der rasch zubereitet ist und sich nicht nur als Proviant für unterwegs eignet.

Für das Paprikagulasch habe ich den Gaskocher aus dem Keller geholt. Das hat alles einwandfrei so funktioniert, wie es da stand. In das Gulasch kommen Schweinenacken und Chorizo, dazu zwei Sorten Paprika aus dem Glas. Schmeckt. Und ist definitiv eine Gulasch-Version, die auf Campingbedingungen angepasst wurde.

fettes brot

Fettes Brot – nein, dafür landet keine Band im Backofen. Das wäre ja auch nicht gesellschaftskonform. Wir sprechen von diesen Salamis im Teigmantel, die es käuflich zu erwerben gibt. Kann man selber machen und als Proviant mitnehmen. Das Ganze war simpel herzustellen und wurde mir förmlich aus den Händen gerissen.

Ich habe die selbstgemachte Instant-Nudelsuppe aus dem Astronautenfutter-Kapitel ausprobiert. Man packt Mie-Nudeln, getrocknete Pilze, Seetangflocken, Sesam und Gemüsebrühe in einen Gefrierbeutel. So hat man einen Vorrat für unterwegs und muss das Ganze nur noch in Wasser kochen und salzen. Für uns war es ein fixes Abendessen. Mit schön viel Umami dank der Pilze.

pellkartoffelsalat-grüne-sauce

Der Pellkartoffelsalat mit dem Grüne-Sauce-Dressing ist richtig klasse. Die Sauce, eine Vinaigrette mit den Kräutern der hessischen Grünen Sauce ist aromatisch wunderbar ausbalaniert. Dazu gibt es im Buch Lachs vom Grill.

Fazit? Das ist ein Buch, das großen Spaß macht. Es steckt voller Ideen für unterwegs. Ich werde mir einige Ideen schnappen, wenn wir das nächste Mal Zelt und Gaskocher einpacken. Auch wer kein Camping-Fan ist findet tolle Anregungen für das sommerliche Leben draußen.

  • Broschiert: 256 Seiten
  • Verlag: Brandstätter Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN 13: 978-3850339285
  • 29,90

 

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11 Kommentare

  1. Das ist eine der seltenen Gelegenheiten, zu denen ich deine (mal wieder sehr gelungene) Rezension völlig entspannt – ohne diesen Haben-Muss-Reflex – lesen kann,
    Ich habe das Buch schon! Und bin begeistert! Ein Buch, das nicht nur für Camper, sondern für alle Genussmenschen passt.

  2. Vielen Dank für die wunderbare Rezension! Die hat mir jetzt wieder richtig viel Lust auf das Buch gemacht. Ich muss doch mal gucken, was sich von den Rezepten vielleicht doch auf die extrem minimalistischen Bedingungen der Fahrradtaschen-Küche (keinerlei Kühlmöglichkeit, kein Platz für Gewürze etc.) anpassen lässt.

    • Hm….das könnte etwas schwierig sein…..Stevan ist immerhin mit dem VW-Bus unterwegs, da hat er natürlich ganz andere Kapazitäten. Auch andere als wir, übrigens ….

  3. Meine Urlaub-mit-Zelt-Zeiten sind alters- und daher rückenbedingt vorbei, daher konnte ich diese Rezension endlich einmal lesen, ohne sofort daran zu denken, dass ich das Buch jetzt kaufen muss. Allerdings: Das Rezept für dein Fettes Brot würde mich sehr interessieren, weil ich bald mal auf eine Potluck Party gehe, da könnte ich so etwas mitnehmen.

  4. Schon die zweite, die so dermaßen von diesem Buch schwärmt. 🙂 Wir sind allerdings auch wie Sabine eher mit dem Rad unterwegs…

  5. Wir kochen ja außer Wasser für Kaffee und Tee nix im Wohnmobil, sondern vespern uns durch die Gegend. Trotzdem so unkomplizierte Mitnehm-Gerichte sind immer praktisch- und deine Begeisterung steckt an!

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