Kochbuchrezension: Wiener Küche * Susanne Zimmel

9783831027811

Es ist unabänderlich – Weihnachten naht. Deshalb habe ich beschlossen, Euch diese Woche ein paar Kochbücher vorzustellen….vielleicht ist ja etwas für den Wunschzettel dabei. Und ein paar exemplarische Rezepte gibt es auch dazu – damit die Entscheidung leichter fällt. Ich fange mal an – und zwar hiermit:

Wer ist denn Susanne Zimmel? Genau…das ist unsere Frau Ziii...schon von jeher einer meiner liebsten Blogs. Ich mag nicht nur das dort servierte Essen, sondern auch den Stil, die Texte, die Fotos  – alles halt 🙂 Als ich also erfahren habe, dass es bald ein Kochbuch geben wird, nun, Ihr habt was verpasst, ich bin nämlich erfreut durchs Wohnzimmer gehoppelt 🙂

Und nun liegt es also hier, das Buch. Schön ist es geworden. Das fängt schon beim Cover an: Golddruck, Jugendstil-Motive – da ist die Brücke zu Wien gleich geschlagen. Das geht innen auch gleich so weiter. Da gibt es hochwertiges Papier, ein dekoratives, aber trotzdem übersichtliches Layout und ganz viele schöne Fotos. Schön inszenierte Food-Fotos, die aber trotzdem nicht gekünstelt wirken. Und dann auch noch viele atmosphärische Bilder aus der Stadt Wien. Wenn man durch ist mit dem Buch, möchte man im Grunde seine Koffer packen. Ach, und ehe ich es vergesse – ein güldenes Lesebändchen gibt es auch.

Und natürlich jede Menge Rezepte. Die fangen beim Frühstück an, dann gibt es Suppen, Hauptgerichte, Salate, Beilagen und Eingemachtes und natürlich auch Mehlspeisen und Süßes. Die Kapitel sind noch weiter unterteilt. So finden wir zum Beispiel bei den Hauptgerichten Paniertes und Gebackenes, traditionelle Gerichte mit Rindfleisch, ein Kapitel über Frau Ziiis liebste Sonntagsessen und allerlei mehr. Die Rezepte sind eine schöne Mischung aus ganz traditionell gehaltenen Rezepten wie Rindssuppe mit verschiedenen Einlagen, Paprikahendl oder Serviettenknödeln. Andererseits wurde so mancher Klassiker auch ordentlich entstaubt: da gibt es eine neumodische Variante der klassischen Krautfleckerl, der Tafelspitz kommt im Asia-Style zu uns und die Dobosschnitte kommt als schickes Delta daher.

Das ist aber nicht alles…..wär ja auch noch schöner. Im Rezeptteil sind allerhand Extras versteckt.  Für Manches werden Grundlagen erklärt – sehr ausführlich und schön bebildert: Omas Suppennudeln zum Beispiel, oder Grundsätzliches über Paniertes und Gebackenes (also Frittiertes) oder gezogenen Strudelteig – da bleiben keine Fragen offen.

Nein, ich bin noch nicht fertig: es gibt auch noch kleine Kapitel, die sich mit der Stadt beschäftigen – mit dem Naschmarkt zum Beispiel, dem legendären Gurken-Leo oder dem Prater. Notiz an mich: ich muss dringend mal wieder nach Wien.

Die Rezepte sind genau erklärt und funktionieren. Aber – sie haben auch Charme. Zu jedem Rezept gibt es eine kleine Einführung, gerne auch eine persönliche Geschichte. So erfahren wir, dass das Fräulein Ziii durchaus für Badeschaum mit Topfennocken-Aroma zu haben wäre (das Fräulein magentratzerl übrigens auch 😉 ) oder dass der Wiener monogam ist, was seine favorisierten Nudelsorten angeht. Mehr verrate ich jetzt aber nicht.

Ich lese ja gern österreichische Blogs. Als Münchnerin  (wenn auch zugroast….) habe ich normalerweise auch kein Problem mit der Verständigung. Wer aber nicht weiß, was schlampert bedeutet, was ein Fleischhauer ist oder was er tun soll, wenn man etwas schlichten muss, der kann das im Glossar nachschlagen. Da drin zu lesen macht sowieso Spaß. Und selbstredend gibt es ein Register – nach Zutaten und Gerichten. Mag ich.

deftiges erdäpfelgulasch

Ich liebe ja Kartoffelgulasch, und so machte das deftige Erdäpfelgulasch den Anfang. Deftig wird es durch Wurst  – in meinem Fall Wiener Dürre (jaha, die gibt es bei uns, gut, nicht 🙂 ). Das Gulasch war klasse. Und das, obwohl ich vergessen habe, die unbedingt erforderliche Salzgurke mit zu servieren. Beim nächsten Mal dann – dann schmeckt das Gulasch bestimmt noch besser.

kelch mit rosinenspeck

Kelch mit Rosinenspeck – nein, das ist kein Trinkgefäß. Es ist Wirsing, mit Brühe und Einbrenn gegart. Dazu serviert wird knusprig gebratener Speck mit Rosinen – schmeckt.

gebackene mäuse

Die gebackenen Mäuse sind in Grunde kleine Krapfen aus Hefeteig, die frittiert und mit Puderzucker bestäubt serviert werden. Sie waren schnell weggenascht – das schreit nach Wiederholung.

wirtshausgulasch

Keine Frage – wenn man schon dieses Buch in den Händen hält, dann muss man natürlich das Wiener Wirtshausgulasch probieren. Nun, kurz und gut: es ist so gut wie sein Ruf. Anderes Gulasch wird es schwer haben.

tassenknödel

Ich weiß, es ist ein Stilbruch….man isst zum Gulasch eine Handsemmel. Ich konnte aber nicht widerstehen; ich musste die Tassenknödel mit Schwarzbrot ausprobieren. Die waren schön fluffig und haben gut geschmeckt zum Gulasch.

krautfleckerl

Krautfleckerl – ein Klassiker nicht nur in Bayern, sondern auch in Wien. In Wien kommt das Weißkraut ohne Paprika aus. Dafür wird es vorher eingesalzen und gewinnt durch den Entzug von Wasser schön an Geschmack. Außerdem wird das Kraut karamellisiert – eine runde Sache.

Fazit? Kaufen! Außer natürlich, man kann weder mit der Wiener Küche noch mit Frau Ziiiis Blog etwas anfangen. Ok, ernsthaft: das ist ein wunderbares Kochbuch über die Wiener Küche. Die Rezeptauswahl mit Klassikern und Neuinterpretationen ist einfach schön, die Rezepte funktionieren und das Buch hat Charme. Mehr geht eigentlich nicht bei einem Kochbuch.

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3831027811
  • 24,95
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12 Kommentare

  1. Du bist schon gemein manchmal… 😉
    Gehe gleich mal online schauen, ob sie’s schon angeschafft haben. Das Gulaschrezept hätte ich gestern echt gut brauchen können.

  2. mir ging es ähnlich wie dir, als als Kochbuch angekündigt wurde… und es ist soo schön geworden!! Wenn ich etwas heimisches koche, schaue ich meist bei Frau Ziii (Buch od. Blog) rein und vieles habe ich mir bei ihr abgeschaut.
    Das Gulasch ist natürlich einsame spitze, aber wenn man´s recht eilig hat, geht es auch an 1 Tag…
    lg

  3. Die Frau Ziii kann wirklich wunderbar kochen und fotografieren und schreiben – da konnte das Kochbuch nur ein Volltreffer werden!

  4. Ach, da freue ich mich – die Frau Ziii lese ich ja so gerne. Und während sonst deine Rezensionen ja recht *neutral* gehalten sind, merkt man hier eindeutig deine Freude an dem Buch 🙂

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