Rezension: Dinner mit Mr. Darcy I Pen Vogler

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Irgendwelche Jane-Austen-Leser hier? Ich habe fast alles gelesen – und wenn eine von diesem BBC-Verfilmungen kommt, dann schaue ich sie mir gerne an. Ich liebe es,  beim Lesen in diese Welt einzutauchen, die sie für uns beschrieben hat. Allerdings muss ich gestehen, dass ich beim Lesen bislang tatsächlich nicht beachtet habe, dass die Protagonisten auch essen.

Nun, das hat sich dank Pen Vogler geändert. Die Britin arbeitet unter anderem für Penguin Books und den Guardian, wo sie die „Great Food“-Series herausgibt. Sie kocht nicht nur gerne, sondern hat auch eine Leidenschaft für historische Kochbücher.

Der Einband ist ein Mädchen-Traum: zart-rosa Leinen mit weißen Borten – zu hübsch, um in der Küche strapaziert zu werden 🙂 . Innen erwarten uns mattes, beiges Papier, schöne, aber dezente Foodfotos und zwei verschiedene Schrift-Typen. Genau wie die Romane von Jane Austen ist auch dies hier ein Buch zum Schwelgen.

Die Rezepte sind nach den Büchern geordnet, in denen Pen Vogler ihre Inspiration gefunden hat: Stolz und Vorurteil stand genauso Pate wie Emma und Mansfield Park, Überredung, Verstand und Gefühl sowie Kloster Northanger. Zusätzlich gibt es noch die Lieblingsgerichte der Familie Austen – gefunden in Jane Austens Briefen. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung, in der wir erfahren, was die Menschen in den jeweils ausgewählten Geschichten verspeisten.

Beispiele? Bitteschön: erstmal gibt es „Frühstück mit General Tilney“, einem Charakter aus „Kloster Northanger“. Es gibt Gebäck wie englische Muffins oder Bath Buns, ein Rezept für Orangenmarmelade und Trinkschokolade. Das nächste Kapitel heißt: „Mrs. Bennet möchte mit einem Dinner Eindruck machen“. Na, welches Buch? Richtig, „Stolz und Vorurteil“. Mrs. Bennet versucht Eindruck zu schinden mit frischer Erbsensuppe, eingelegtem Lachs nach Norfolk-Art oder Rebhühnern mit Brotsauce. Natürlich ist das nicht alles…es gibt Tee und Kuchen, Weihnachtliches, Vorschläge für Picknicks, ein altmodisches Nachtmahl für Mr Woodhouse und seine Gäste….

Die Rezepte sind ordentlich formuliert und funktionieren. Ein wenig schwer getan habe ich mich mit den Hauptgerichten….sie kamen mit recht fleischlastig vor und glänzen mit für mich eher „exotischen“ Zutaten wie Rebhühnern, Tauben oder Lammbries.

Und es bleibt nicht bei bloßen Rezepten und ihrem literarischen Ursprung. Ich habe schon erwähnt, dass Pen Vogler eine Schwäche für historische Kochbücher hat. Und so gibt es für jedes Rezept, das sie uns auftischt auch eine „Originalversion“ aus historischen britischen Kochbüchern: so gehen die gebackenen Seezungen im Original auf Eliza Acton zurück, die geschmorte Schweinekeule auf Elisabeth Raffald und die Kräuterpastete auf Mrs. Rundell. Es macht Spaß, in den Rezepten zu schmökern und die heutigen Versionen mit den historischen zu vergleichen. Zusätzlich gibt es in den Kapiteln noch kleine Texte, die uns einen Blick in den Alltag zur Zeit Jane Austens erlauben: so erfahren wir interessantes über Küchen und Küchengärten oder über die Speise- und Vorratskammer.

orangenweinLimo wollte ich schon immer mal selbst machen, also habe ich mich mit großer Neugierde auf das Rezept für den Orangenwein gestürzt. Der Ansatz besteht aus Orangensaft, Zuckersirup und etwas Hefe. Funktioniert hat das perfekt – nach 2 Tagen hatten wir selbstgemachte Orangenlimo. Allerdings war das Ganze sehr, sehr süß. Gemischt mit Weißwein, wie im Rezept vorgeschlagen, ist das ok, aber zum pur Trinken werde ich einen zweiten Ansatz versuchen – diesmal mit Zitrone statt Orange.

english muffinsDie englischen Muffins haben mit den kleinen Rührkuchen nichts gemein – es sind Brötchen aus Hefeteig, die in der Pfanne gebraten werden. Außen ein wenig knusprig, innen schön weich, so haben wir sie zum Frühstück gegessen. Ganz gut, dass wir uns nicht in Jane Austens Kreisen bewegen, sonst hätten wir die Muffins zum Bestreichen nicht aufschneiden dürfen (nur brechen…) und am nächsten Tag hätte ich sie auch nicht getoastet auf den Tisch bringen dürfen (zu unbekömmlich…).

schweinelende mit zwiebelnIch habe es ja schon erwähnt – die Hauptgerichte im Buch drehen sich viel um Fleisch. Ausprobiert habe ich die Schweinelende mit Zwiebeln. Die war toll: ich habe mich brav an das Rezept gehalten, und aus dem Ofen kam ein perfekt gegartes Stück Fleisch: es hatte den richtigen Garpunkt, war zart und saftig. Die Zwiebeln hätten noch etwas länger gebraucht, aber das lag an mir. Ich hatte ein kleineres Stück Fleisch, und so war die Garzeit im Ofen kürzer.

kalbsfußgeleeKalbsfussgelee – ohne die Füsse. Es klingt nicht unmittelbar danach, aber wir sprechen hier von Nachtisch. Wackelpudding, so würde man heute sagen. Der Rezepttitel kommt daher, dass die Köche und Köchinnen früher ihre Gelatine aus Kalbsfüssen selbst gewinnen mußten. Pen Vogler hat uns die Sache einfacher gemacht und verwendet Gelantine. Ich hatte, trotz einer ordentlichen Menge Gelatine etwas Zweifel, denn das Gelee aus Holunderblütensirup, Weisswein  und Zitronensaft hat sehr lange gebraucht, bis es fest wurde. Als dann fest war, hat es sehr gut geschmeckt…ich denke, ich werde öfter mal Wackelpudding machen.

olivers crackerOlivers Biskuits sind kleine Cracker aus Hefeteig. Erfunden hat sie William Oliver, dem wir auch die Bath Buns verdanken. Von den Buns nahmen seine Patienten aber noch mehr zu – also hat er sich diese Cracker ausgedacht. Die eignen sich übrigens hervorragend, um mit (englischem) Käse geknabbert zu werden.

ZitronenrelishMrs Raffald, die Kochbuchautorin aus der Zeit Jane Austens, sagt dass Röstaromen und Zitronenrelish gut geeignet sind, um Speisen schmackhaft zu machen. Bei diesem Relish ist das kein Wunder, denn außer Zitronen werden auch Meerrettich, Senfpulver und Cayennepfeffer recht großzügig verwendet. Mir war das fast etwas zu heftig.

Fazit? Wer Jane Austens Romane mag und sich dafür interessiert, was zu ihrer Zeit gegessen wurde, der wird mit diesem Buch glücklich sein. Das Buch gibt es in jeder Buchhandlung und direkt beim Callwey-Verlag; da gibt es auch ein paar Bilder aus dem Buch.

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12 Kommentare

  1. Ich gestehe – ich lese viel, aber bei Jane Austen bin ich noch nicht gelandet. Einige Verfilmungen kenne ich jedoch 🙂
    Die Rezepte, die Du vorgestellt hast sehen super aus. Ich liebe die englischen Muffins und wollte sie auch schon selbst machen, ging vergessen. Die Limonade klingt auch sehr interessant und das Filet schaut wirklich wunderbar aus.
    Deine Auswahl macht definitiv Lust auf das Buch 😀

  2. Ich gestehe auch: obwohl ich Anglistik im Hauptfach studiert habe, bin ich elegant um die Austen-Lektüre herum gekommen. 😉
    Die alte englische Küche ist auf jeden Fall allgemein sehr unterschätzt, ich werde mal nach dem Buch Ausschau halten.
    Danke für die ausführliche Rezension! 🙂

  3. O!M!G! – ich glaube, jetzt ist gerade wieder Weihnachten 😉 Frage: Wenn ich jetzt das Buch kaufe und alle Rezepte daraus nachkoche, bekomme ich dann als Preis einen Abend mit Colin Firth?

  4. Manchmal stelle ich doch fest- ich bin kein rosa-Mädchen-Typ…. Jane Austen hab ich nicht geschafft zu lesen. Wobei das Kochbuch trotzdem interessant klingt, englisch-historisch, das könnte mir schon gefallen.

  5. Ein Jane-Austen-Kochbuch, was es nicht alles gibt, herrlich :-). Und wie immer von Dir absolut Interesse weckend rezensiert. Erinnert mich von fern an ein etwas rustikaler gehaltenes Gegenstück in meinem Bücherschrank, Weihnachten bei den Buddenbrooks mit allem, was im Roman verspeist und getrunken wird. An Mrs. Bennets Beeindruckungs-Dinner kann ich mich gar nicht mehr erinnern – ich muss glaube ich auch mal in dieses Buch schauen ;-).

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